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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 36.1918

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Nr. 1
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Weser, Rudolf: Die Freskomaler Anton und Joh. Baptist Enderle von Söflingen, [5]
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https://doi.org/10.11588/diglit.21063#0016
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allem wieder eine reiche Komposition
des Meisters.

Stationenbilder von Enderle finden
sich auch in H o h e n st a d t, OA. Aalen.
„Die Stationen sind von I. Enderle
aus Augsburg (d. h. Wohl aus der Diö-
zese Augsburg) 1781 gemalt", liest man
in „Die Kunst- itnb Altertumsdenkmale
im Königreich Württemberg", Inventar,
Jagstkreis, S. 19. Die ganz gleichen
Stationen sollen sich auch in K o m -
b u r g, DA. Hall, befinden.

Professor E. Neeb (Mainz) übersandte
mir einen Sonderabdruck aus dem
Mainzer „Journal" 1910, Nr. 216, 216,
219, in welchem er „die Deckengemälde
in der A u g u st i n e r k i r ch e zu
M a i n z" behandelt. In einer Anmer-
kung streift der Verfasser die Restaura-
tion der Fresken in der Jgnatiuskirche
und bemerkt, daß sich Enderle in dieser
Kirche am Rande des Gemäldes hinter
der Orgel mit seinem Namen verewigt
habe, während die Namensinschrift auf
dem Titusbogen im Kuppelfresko eine
Zutat der letzten Restauration sei. An
ihrer Stelle stand früher: 8enntu8 Po
pulnsque Romjaims Divo Tito etc.

In der Ignatiuskirche malte Enderle
von 1773 bis 1776 für 1100 Gulden den
ganzen Plafond, mit Ausnahme des von I
Januarius Zick 1786 gemalten Freskos I
hinter dem Hochaltar, das jetzt übermalt z
ist, nachdem er kurz zuvor die Augusti-
nerkirche in Mainz um 900 Gulden aus- ,
geschmückt hatte. Das Gemälde des
Langschifses ist an der westlichen Schmal-
seite signiert: J. B, Enderle, p. Wahr-
scheinlich wurde Enderle auf Empfehlung
eines Augustinerklosters hin (Wetten-
hausen?) von Dompropst Hugo Franz
Karl Graf v. Eltz nach Mainz berufen,
dessen Wappen am Triumphbogen der
Kirche angebracht ist, den der Maler
auch im Deckengemälde dargestellt hat.
Derselbe Dompropst trug auch die Ko-
sten für die Deckenmalerei der Jgna-
tiuskirche in Mainz. Er dürfte als ein
besonderer Gönner unseres Meisters und
als Verehrer seiner Kunst anzusprechen
sein.

Das Fresko im Chor stellt die Taufe
des hl. A u g n st i n u s durch Ambro-
sius dar. Mit ihm werden getauft sein
Freund Alypius und sein Sohn Adao-

datus. Im Hintergrund blickt betend
die hl. Monika auf die Szene. In das
Bild hinein ist eine Darstellung der
drei göttlichen Tugenden hineinkompo-
niert. Ganz vorn auf dem Boden liegt
eine üppige weibliche Gestalt mit Rosen
bekränzt, aus deren Gewände ein Pfeil
hervorragt, in ihrer Linken hält sie
den Totenschädel: Die Lust der Welt tö-
tet! Im Vordergrund der breiten Tem-
pelarchitektur, vor der sich die Tauf-
szene abspielt, -aus der untersten Stufe
der Treppe, die zum Tempel hinaus-
führt, sitzt „der Glaube", eine weibliche
Figur mit Kelch und Hostie, Kreuz und
Buch. Zu ihren Füßen windet sich ein
Drache; ein Buch, aus dem sich Schlan-
gen herauswinden, bedeutet die Häre-
sien, die der Glaube besiegt. Auf der
Balustrade steht rechts die Figur der
Hoffnung mit Anker, links die der Liebe
mit einem Kind auf dem Arm und einem
an der Hand.

Die Decke des Schiffes bietet eine
D e r h e r r l i ch u n g des W i r k e n s
des hl. Au g u ft i nus in vier großen

als „Schüler der W a h r h e i t" ge-
schildert und die Szene von dem Kinde
gegeben, das mit einem Lössel das Meer
in ein Sandgrübchen schöpfen und so
dem Heiligen die Unmöglichkeit der be-
greifenden Erfassung des Geheimnisses
der Dreifaltigkeit lehren will. Daran
schließt sich die Darstellung St. Augu-
stins als „L e h r e r der K i r ch e". Zu-
nächst nahen sich dem Heiligen von ferne
die Gestalten der Völker Asiens, Afri-
kas, Amerikas und zuletzt Europas —
eine Huldigung der vier Weltteile. Eine
große Halle zeigt das Studierzimmer
des Heiligen, der an seinem Schreibtisch
steht. In seiner erhobenen Hand hält
er die Feder, von deren Spitze Blitze
zucken auf die Jrrlehrer, welche an den
Stufen des Hallenbaus niedergestürzt
sind unter Schlangen und Drachen. Dar-
auf folgt als drittes Bild Augustinus
als „Verteidiger der Kirche".
Auf einem öffentlichen Platze steht Au-
gustinus neben einem Tisch mit Kreuz
und Büchern. Er hält mit der Linken
das Evangelium und widerlegt die sich
um ihn scharenden Jrrlehrer, während
 
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