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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 36.1918

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Nr. 2
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König: Die Veitskapelle in Mühlhausen a. N.
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https://doi.org/10.11588/diglit.21063#0034
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penschilde, die ringsum in verschiedenen
Stellungen angebracht sind; darunter

1. das Mühlhauser Wappen zweimal,

2. der Reichsadler in den vier Ecken,

3. der weiße böhmische Löwe im roten
Feld viermal, 4. das wiirttembergische
Wappen sechsmal, 6. das Wappen der
Stadt Prag zweimal, die Mömpelgar-
der Fische einmal, die Teckschen Rauten
einmal. Diese Wappestschilde weisen
auf hohe Beziehungen der beiden Brü-
der. Zunächst zu den Grafen von Würt-
temberg, die im 14. Jahrhundert Lehens-
herren von Mühlhausen waren. Als im
Jahre 1393 Hans von Kaltental an
Reinhart von Mühlhausen eine Korn-
gült zu Ehren der Heiligen Wenzel,
Veit und Sigismund verkaufte, erteilte
Eberhardt der Milde, der Enkel von
Eberhardt im Bart, den Konsens. Im
Jahre 1396 concedit Eberhardus co-
mes de Teck dem erbarm Renhardo de
Mülhufen civi Pragensi per officia
maioribus nostris et nobis prestita,
daß er die Meß zu Mülhusen in seiner
neugemachten Capell ewiglich verleihe,
aber daß ers niemand als clöster oder
geistlichen Brüdern vermachen möge
(ek. Lange, Altarwerk von Mühlhau-
sen a. N.). Aus dieser Notiz Gabel-
kovers geht hervor, daß Eberhardt von
Württemberg samt seinem Vater Ulrich
und seinem Großvater Eberhardt dem
Greiner dem Reinhart von Mühlhausen
zu Dank verpflichtet waren. Die An-
sicht Langes, daß die Dienste finanziel-
ler Art waren, dürfte richtig sein. Dies
erhellt aus all dem, was wir über die
Beziehungen der beiden Brüder zu Böh-
men und seiner Hauptstadt wissen. In
den Inschriften der Veitskirche heißen
sie Bürger von Prag. Was sie nach
Prag trieb und wann dies geschah, ist
unbekannt. Ob die Beziehungen Eber-
hardts des Greiners zu Karl IV. und
seinem Hof dabei eine Rolle spielen
oder ob die Brüder aus eigenem Unter-
nehmungsgeist auswanderten, angezogen
von Prag, dem damaligen Kultur-
zentrum, ist nicht mit Klarheit zu
eruieren. Wir sinden schon 1373 Eber-
hart, den einen der Brüder, im Dienste
Karls IV., allem nach als kaiserlicher
Schatzmeister. Als der Kaiser (wohl
zur Erwerbung der Mark Branden-

burg) Geld benötigte, wurden die schwä-
bischen Reichsstädte zur Entrichtung
desselben ausersehen. So mußte z. B.
Ulm 18 000 Gulden entrichten. Da heißt
es nun in einem Schreiben vom 16. Mai
1373: Johann Roller, des Königreichs
Böhmen Urbarer, benachrichtigt den
Bürgermeister und Rat der Stadt Nürn-
berg, daß er ermächtigt sei, die 18 000
Gulden einzunehmen, welche für den
Kaiser Karl IV. von der Stadt Ulm
nach Nürnberg zu entrichten sind, und
zur Abholung derselben Eberhart von
Mühlhausen, Bürger zu Prag, sende
(ek. Lang, reg. rer. Brie. Ant.). Von
Eberhart ist weiter nichts iiberliefert;
Reinhart kommt in den Hänserverzeich-
nissen Prags als Hausbesitzer und im
Jahre 1385 sind von 15 verschiedenen
Häusern Zinse an ihn zahlbar (Lange).
Da im Jahre 1400 schon von seinen
Waisen die Rede ist, so ist sein Tod- um
diese Zeit erfolgt. Das Erbe ging über
an die Kinder. Dieselben kommen in
Prag dem Namen nach vor bis 1431
(Rndolphus de Mulhausen). Die Gü-
ter in Mühlhausen gingen an andere
iiber durch Kauf (Idick). Das Patronat
über die Veitskirche, die nicht nur künst-
lerisch, sondern auch finanziell fürstlich
ausgestattet war, übten nunmehr die
Herren von Neuhausen aus, an welche
Graf Eberhardt die Gutsherrschaft
Mühlhausen vertauscht hatte. Von 1509
bis 1630 hatten die Herren von Kalten-
thal die Herrschaft, von 1630 bis 1721
die Herren von Closen. Im Jahr 1721
kam die Herrschaft an einen Herrn von
Beauveau-Craon, wohnhaft in Lune-
ville; von 1728 bis 1806 waren die Her-
ren von Palm Besitzer von Mühlhausen,
von da an konnnt der Ort zu Württem-
berg, die Herren von Palm verblieben
in Mühlhausen- bis heute.

Durch all diese Jahrhunderte hat die
Veitskirche sich wie selten ein Bauwerk
in ihrer Ursprünglichkeit erhalten. Keine
Anbauten, keine bauliche Umänderung,
selbst die aus Sandsteinquadern lyevge*
stellten Eckverbände, Strebepfeiler, Ge-
simse und Portale find in ursprüng-
licher Schärfe erhalten. Im Innern
der Kirche ist im allgemeinen der ur-
sprüngliche Charakter ebenfalls ge-
wahrt; doch weisen hier verschiedene
 
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