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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 36.1918

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Nr. 2
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König: Die Veitskapelle in Mühlhausen a. N.
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https://doi.org/10.11588/diglit.21063#0041
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39 —-

Mantel. In den zum Gebet gefalteten
Händen hält er zugleich ein Spruchband,
daZ sich zum Schmerzensmann empor-
schlängelt und die Inschrift trägt:
„Christi fili vivj dei miserere mei."
Zu Häupten des Stifters steht fein
Name: „reinhart". Vor ihm am Bo-
den liegt fein Wappen. Fast sämtliche
Figuren des Bildes sind aus felsiges
Terrain gestellt, bei Reinhart ist auch
ein Bäumchen zu erkennen.

Auf dem festen Flügel rechts ist die
Kreuzigung dargestellt. Die Anordnung
ist auch hier konventionell. Mit Rück-
sicht aus den schmalen Raum mußte die
Gruppe proportional verschoben werden
nach oben, weshalb das Kreuz die Um-
gebung weit überragt. Dazu konnte der
Christuskörper nur in kleinerem Matz-
stab als die unten stehenden Figuren
angebracht werden bei dem kurzen Quer-
balken. Am Fuße des Kreuzes steht
links Maria in der gleichen Gewandung
wie oben, die Arme weh-
mutsvoll gekreuzt, wobei
man den Eindruck bekommt,
als hätte sie um den rechten
Arm einen Gipsverband.

Rechts steht Johannes, mit
gelbem und grün gefütter-
ten: Gewand; in der ver-
hüllten Rechten hält er ein
Buch, während er die Linke
klagend erhebt. Alle Figu-
ren haben runde, versilberte
Heiligenscheine.

Das ganze Bild ist ein-
gefaßt von einem reich de-
korierten Rahmen. Aus ro-
tem Grund ist Blattwerk
angebracht im spätgotischen
Stil, dazwischen verteilt 24
Wappen, von denen oben
schon die Rede war.

Auch aus der Rückseite ist
das Bild bemalt und mit
zwei für die Datierung
ausschlaggebenden Inschrif-
ten versehen. Da das Ta-
selwerk nach seiner Entfer-
nung vom Hauptaltar an
der Wand befestigt wurde,
war die Rückseite nicht mehr
zugänglich, weshalb frühere
Forscher von den Inschriften

keine Ahnung hatten. Die Rückseite
zeigt in der Mitte die Kreuzigung, ähn-
lich wie auf der Vorderseite, nur dies-
mal richtig proportioniert.

Aus den Seitenflügeln rückwärts knien
die beiden Brüder Reinhart und Eber-
hart unter dem Kreuz. Ueber dem Haupt
eines jeden steht sein Name. Beide hal-
ten ein Spruchband, das sich wie ein
Nimbus um den Kops legt. Aus dem
Spruchband Reinharts steht die Jn-
jclmn: ,,Miserere mei_deus scdm
magna misericordiä’ tuaw; auf dem
Spruchband Eberharts wird der Psalm-
Vers fortgesetzt: Et secudu mititudin
misrtionu tuar dele nqtate mea. Wäh-
rend Reinhart realistische Züge hat und
ein rötliches Gewand trägt, sind die
Züge des damals schon verstorbenen
Ebehart bereits schattenhaft und sein
Gewand ist eine Art Sterbehemd. Ueber
jedem der beiden Stifter sind die schon
angedeuteten Inschriften angebracht:

St. V eitskir ch e in Müh 11) a u f en a. N.
Mit Erlaubnis des K. Landeskonservatoriums.
 
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