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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 36.1918

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Nr. 2
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Weser, Rudolf: Krieg und bildende Kunst
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https://doi.org/10.11588/diglit.21063#0052
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50

Position voll Leben und Wirkung. Unter
den Großmeistern der italienischen Re-
naissance beschäftigt sich Lionardo
d a Vinci mit Ballistik in Theorie und
Zeichnungen und glänzt durch Erfindun-
gen im Artilleriewesen. Er entwars
auch einen Karton mit der Darstellung
der Schlacht bei Anghiari, von dem uns
durch eine Nachzeichnung von Rubens
„Der Kamps um eine Standarte" erhal-
ten ist. — Michelangelo, der 1529
zum Generalgouverneur der Festungs-
werke von Florenz ernannt wurde, löst
eine ganz kriegerische Aufgabe in der
Befestigung von San Miniato. Seine
Medici gröber, das Juliusgrabdenkmal,
die Gruppe des „Sieges" im Bargello
zu Florenz, „Simson als Sieger über
die Philister", sein „David", sein „Kampf
der Centauren und Lapithen" zeigen
ihn als Plastiker des Krieges. Der Kar-
ton „der badenden slorentinischen Sol-
daten", die Gemälde in der Sixtina:
„Judith enthauptet den Holofernes" itnb
„David erschlägt den Goliath" sind präch-
tige Kriegsgemälde. Sein „jüngstes Ge-
richt" möchte ich nicht in diese Kategorie
einreihen. Von Raffael haben wir
die Jugendarbeit: Der Traum des Rit-
ters, ferner: die Vertreibung des

Tempelräubers Heliodor, Leo der Große
vor Attila, die Seeschlacht von Ostia, die
Erstürmung von Jericho, Durchzug durch
den Jordan', Josua heißt die Sonne still-
stehen, David und Goliath,; Triumph
Davids und besonders das Riesengemälde
der Konstantinsschlacht, welches Pastor
das „prächtigste Schlachtengemälde der
Welt" nennt.

Von dem Venetianer Tizian be-
sitzen wir nur ein Schlachtenbild: die
Schlacht von Cadore, nur nochftn einer
Kopie und einem Stich erhalten. T: n-
torettos Schlacht von Lepanto ist
durch den Brand von 1577 verloren ge-
gangen. Doch schmücken den Dogen-
palast noch vier seiner Schlachtenbilder:
Sieg auf dem Gardasee, Verteidigung
von Brescia, Niederlage der Este bei
Argenta, Einnahme von Gallipolis. Eine
Reihe anderer solcher Gemälde malte
er für Gulielmo Gonzaga und Franzesko
Gonzaga. Paolo Veronese malte
ebenfalls eine Schlacht von Lepanto.

A l b r e ch t Dürer malt in dem

Kupferstich 1513 „Ritter, Tod und Teu-
fel" die Unerschrockenheit und Furcht-
losigkeit des deutschen Kriegers. In den
apokalyptischen Reitern werden die
Greuel der Kriegsgeißel vor Augen ge-
stellt. Auch sonst beschäftigt sich Dürer
in nrehreren Darstellungen mit dem
Kriege. Er folgt Lionardos Fußstapsen
mit seinem Buch: „Etlicher Unterricht
zur Befestigung der Städte, Schlösser
und Flecken" 1529.

Unter den Niederländern sind
zu nennen van der M e u l e n, gestor-
ben 1690 (Belagerung von Oudenaarde
usw.), und Philipp Wouwermann
(gestorben 1668), ganz besonders aber
R rr b e n s. Die alttestamentlichen Stücke:
Niederlage Sanheribs, Simson zerreißt
den Löwen, Simsons Gefangennahme,
Engelsturz — atmen eine gewaltige
Kraft. Die Gemälde: Eroberung von
Tunis durch Karl V., Heinrich IV. in
der Schlacht bei Jvry, Einnahme von
Paris durch Heinrich IV., Amazonen-
schlacht, die Geschichte der Maria Dcit
Medici, Geschichte des Konsuls Decius
Mus, bei diesem letzteren das fünfte
■ Bild: „Schlacht und Tod", sind sehr ein-
drucksvolle Kriegsmalereien. Auch R e m-
b r a n d t zeigt in vielen seiner Gemälde
kriegerischen Sinn.

Bei den Spaniern ragt ausge-
zeichnet hervor V e l a s q u e z mit der
„Uebergabe von Breda". Goya ent-
hüllt in seinen Desastres de la guerre,
Greuel des Kriegs, alles Elend, das die
napoleonischen Kriege über Spanien ge-
bracht haben (Radierungen).

Die Historienmalerei der F r a n z o -
s e n war meist Kriegsmalerei. Geri-
cault 1791—1824, Delacroix 1798—1863,
Delaroite 1797—1866 sind hier hervor-
zuheben. Missonier, 1814—1891, war
ein glühender Verehrer Napoleons und
zeichnet besonders diesen und sein Heer.
Lenepveu malte die Fresken aus dem
Leben der „Jungfrau von Orleans" im
Pantheon zu Paris.

Die Engländer scheint mir der
Verfasser unter dem Eindruck der jetzi-
gen Zeitverhältnisse in zu großer poli-
tischer Mißstimmung, um nicht zu sagen
in feindlicher Stimmung, behandelt zu
haben. Die Gemälde im Parlaments-
gebäude von Dice, Cope, Horsley und
 
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