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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 36.1918

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Nr. 2
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Literarisches
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https://doi.org/10.11588/diglit.21063#0056
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gierigere Fundgrube sich wünschen, als diese
Sammlung altchristlicher Epigraphik, wie sie
C. M Kaufmann in diesem ganz vortreff-
lichen Buche darbietet. Auch Bau- s.Kircheu-
unid Haus-), Konsekrations-, Dedikationsin-
schristen bieret es in großer Anzahl. — Sorg-
fältig gearbeitete Register (Initia carminum
und Wort- und Sachregister) erleichtern den
Gebrauch des Buches. Es sei daher dem
hochw. Klerus recht angelegentlich zum Stu-
dium empfohlen. Niemand wird es ohne hohe
Befriedigung und großen Nutzen aus der Hand
legen.

Tübingen. L u d w i g B a u r.
DieReichenauin ihren Beziehungen
zur Wissenschaft und Kunst. Von Ad.
Brinzinger, Stadtpsarrer, Oberndorf
am Neckar. 1918. 29 S. Preis ?

Das Schriftchen bespricht zunächst in ge-
drängter Kürze die Wissenschaft auf Reichenau
S. 4—9, und darauf die Wandgemälde der
St. Georgskirche-Oberzell, die in Niederzell
und Mittelzell nach den Beschreibungen der
Kunstwissenschaftler Adler, Kraus, Neuwirth,
Künstle, Keppler u. a. Unnötig sind die Wie-
derholungen von Angaben über die Zahl der
Kirchen S. 10 und 11, über die acht Kartons
in der Georgskirche S. 18 und 28, über die
drei Augia S. 2 und 10. S. 26 und 27 sind
die Kostbarkeiten der Schatzkammer in Rei-
chenau aufgezahlt. Für Besucher der Reichenau
ist die Schrift ein zuverlässiger Führer und
Erklärer. W.

Beitrage zur Baugeschichte
des Klosters Franenalb, ins-
besondere im Zeitalter des Barock, von
Geheimrat Dr. Karl Obser. Mit vier
Lichtdrucktafeln und zwei Plänen.
Karlsruhe, G. Braun, 1918. 60 S.
Preis 3 M.

Aus kundiger Feder erhalten !vir hier
zum erstenmal gründlichen Aufschluß über
Werden und Vergehen des altadeligen Bene-
diktiuerinnenklosters Frauenalb. Der Ver-
fasser bespricht zuerst die älteren Klosterbauten
mit ihrer romanischen und gotischen Periode.
Davon ist nichts mehr erhalten. Den Kern
des Buches bilden die fesselnden Ausführun-
gen über die Ende des 17. und Anfang des
18. Jahrhunderts entstandenen Barockbauten,
deren Trümmer in zwei Lichtbildern vorge-
führt werden. Die Schöpfer der Bauten sind
Franz Beer und Peter Thumb. Ein Bild des
letzteren ist ebenfalls beigegeben. Die Säku-
larisierung besiegelte das Schicksal von
Frauenalb. Es diente im 19. Jahrhundert
verschiedenen industriellen Betrieben, geriet in
Verwahrlosung und wurde von Feuersbrün-
sten heimgesucht. Von der Kirche stehen
noch die Außenwände und Türme und das
Mauerwerk des östlichen Konventbaues.
1902/03 wurden staatliche Mittel zur Er-
haltung der Ruinen zur Verfügung gestellt,
wozu auch die Stadt Karlsruhe einen Beitrag
leistete. Die Vorbereitungen zum Schutz der
Giebelfassade wurden durch den Ausbruch des

Weltkriegs unterbrochen. In der Beilage 3
iuird noch eine Beschreibung der Glocken ge-
geben, die vom Frauenalb nach Karlsruhe
überführt wurden. Die efeuumrankten male-
rischen Ruinen mit ihren landschaftlichen
Reizen bilden heute das Entzücken vieler Aus-
flügler und Kurgäste. W.

W ü r t t. Vierteljahrshefte für
Landesgeschichte. XXVI. Jahr-
gang (1917). Heft 3 und 4. Stutt-
gart, Kohlhammer, 1918. 1. Das Kir-
chengebäude in Neckartailfingen von
A. Mettler. S. 207—229. 2. Michaels-
basilika, Michaelskapelle nnd Kilians-
kirche in Heilbronn von Karl Müller.
S. 253—269.

Aus dem Doppelheft der Vierteljahrsheste
1917 berühren uns die beiden genannten Ar-
beiten. Die erste har zum Gegenstand die
architektonische Betrachtung der Kirche zu
Neckartailfingen und ist eine Ergänzung einer
früheren Arbeit des Verfassers über „Die bei-
den romanischen Münster in Hirsau und ver-
wandte Kirchenbauten in Württemberg" im
Württ. Vierteljahrsheft 24, 1915, Seite
67 ff. Es wird die Kirche zunächst in ihrem
Verhältnis zur Aureliuskirche in Hirsau und
zu der Kirche in Kleinkomburg behandelt. Das
Resultat ist: der Baumeister von Neckar-

tailfingen hat den Wandausbau von S. Au-
relius und von Kleinkomburg beinahe unver-
ändert übernommen, aber die beiden Wände
selbst von 6,76 bezw. 5,60 Meter auf 4,36
Meter zusammengerückt. Die Tonnengewölbe
des Westbaues sind Längstonnen, aber quer
gelegt, aus tektonischen Gründen, um dem
Schub des Gewölbes der Vorhalle zu begeg-
nen. Diese Quertonnenlagerung ist nicht
deutsche Art, dagegen in B u r g u n d seit
alter Zeit bekannt und bis zum Beginn der
Gotik geübt. Bon den Zisterziensern wurde
diese Konstruktionsart nach Deutschland ver-
pflanzt; das früheste Beispiel hiefür ist
Neckartailfingen, ein sicherer Beweis für die
engen Beziehungen, die von der Hirsauer
Schule zu Burgund unterhalten wurden. In
Burgund gab der Neubau des Münsters in
Clugny (Choriveihe 1095) den Anstoß zu
einem glänzenden Aufschwung der Architek-
tur: man ging über zur Tonnenwölbung der
Schiffe. Dazu kam noch eine bedeutende Er-
höhung des Chors bis zum 2l4sachen der lich-
ten Breite. Nicht ganz so weit geht die Hir-
sauer Schule in ihrer Anlehnung an den bur-
gundifchen Stil. Sie will nicht verzichten
auf die Flachdeckung des Schiffes, dagegen
nimmt sie die Tonnenwölbung des Chores au
mit der Hochentwicklung des Chores. Daraus
ergibt sich eine starke Hervorhebung des Chors
gegenüber dem Schiff und eine stärkere mo-
numentale Wirkung des Altarraums. Diese
Wirkung zeigt eine sehr gute Zeichnung des
Neckartailfinger Chores, die mit vielen aride-
ren lehrreichen Abbildungen der Arbeit bei-
gegeben ist. Der Verfasser setzt den Bau der
Kirche in das zweite Viertel des 12. Jahr-
 
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