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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 36.1918

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Nr. 3
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Weser, Rudolf: Artur Schöninger †
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https://doi.org/10.11588/diglit.21063#0061
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Imfcl) sich zeigt, nicht abgeneigt sein,
sondern mithelfen an der Entwicklung !
und Erweiterung. Er begriißt deswe-
gen neue Formen und eigenartige Dar-
stellungen und neue Wege, wenn sie
aufwärts führen, den Stempel des
Charakters an sich tragen und dem ka-
tholischen Empfinden nicht zuwider sind.

Mit 1., 2., 3. kommt der stark konser-
vative Charakter Schöningers zum Aus-
druck, der, wie Nr. 4 zeigt, dem Neuen
genau auf die Finger sehen wollte, ehe
er es anerkennen wollte. Die Vorsicht
bei Beurteilung des Alten und bei der
kleb er nah me des Neuen ist beiderseits
gleich gilt angebracht. Manch einem
Werk der späteren Zeit haben diese Ma-
rimen Schöningers, dessen Blick eine
besondere Eigenart oder einen feinen
Reiz zu entdecken vermochte, wo andere
nichts sahen und wegwerfend urteilten,
noch das Leben gerettet. Manches viel-
leicht anfangs hart aufgenommene Ur-
teil Schöningers über nicht probehalti-
ges Neues hat bald darauf Bestätigung
und Rechtfertigung gefunden.

Bei der Versammlung in Stuttgart
1911 spricht er sich über Ziel und Zweck
seiner Tätigkeit mit den Vorsätzen aus,
gerecht werden zu wollen 1. der Kunst
und den Künstlern, 2. den Gemeinden,
3. dem Staat und der Kirche (Denkmal-
schutz). Das waren bei Schöninger nicht
bloß Worte, seine Taten zeigen, wie
ernst es ihm damit war. Natürlich gilt
auch hier auf dein Gebiete der Kunst:
„Allen Leuten recht getan, ist eine Kunst,
die niemand kann."

Doch spricht aus seinen programma-
tischen Aeußerungen einerseits ein um-
fassendes Wissen und Verstehen in Kunst-
angelegenheiten, andererseits ein ener-
gischer Wille des als gut uüd richtig
Erkannten. Dem widerspricht nicht, son-
dern dies bestätigt die in feinen hand-
schriftlichen Notizen hin und wieder her-
vortretendc bewegliche Klage darüber,
daß da und dort fein Rat nicht befolgt
wurde. Im großen und ganzen aber
wußte man feinen wohlbegründeten Rat
gut zu schätzen und man beugte sich gerne
seinem überlegenen Wissen und Kön-
nen, seiner Ansicht, die er auch manch-
mal mit einem beißenden humoristischen
Urteil zum Sieg zu bringen wußte.

Landauf landab pilgerte sein Fuß,
um die gewaltige Anzahl von Werken
eiuzuleiten und! dsirchznführenj, deren
Zahl wir leider nicht zu nennen vermö-
gen. Viele Kirchenvorftände haben in
ihrem Besitz vielleicht noch die markigen,
gleichmäßigen, schönen Schriftzüge sei-
ner -Hand, in denen er auf ihre Anfra-
gen bereitwillig Rat und Aufschluß er-
teilte. Sogar über die Grenzen der
Diözese Rottenburg hinaus wurde sein
erprobter Rat erbeten. Vor mir liegen
ein paar lose Blätter, auf denen die
Orte verzeichnet find, für welche in den
Jahren 1900—1908 sein Rat und seine
Hilfe beansprucht wurde. Wie es scheint,
hat er selbst einmal im Sinne gehabt,
diese Notizen zu veröffentlichen. Unter
der Fülle der praktischen Arbeiten ist er
nicht dazu gekommen. Im Anschluß an
dieses Gedenkwort sollen diese Notizen
als Beweis seiner unermüdlichen Tä-
tigkeit als Vorstand des Diözesan-Kunst-
vereins angefügt sein. Unter all diesen
vielen Gemeinden find auch! zwei, in
denen Schöninger als einstiger Pfarrer
ein dauerndes Zeugnis seiner künstleri-
schen Tätigkeit hinterlassen hat, Baven-
dorf und Söflingen, welche in Dankbar-
keit deswegen auch eine Deputation nach
Haslach zum Leichenbegängnis entsandt
haben. Auch die Pfarrkirche in Haslach
sollte nach Schluß des Krieges restau-
riert werden; dort wird nun nur sein
Grabkreuz, ein altes, zu Lebzeiten schon
erworbenes, mächtiges Eisenkreuz von
feinem Kunstsinn zur Gemeinde reden
können.

Seine Bedeutung für das Kunstlebeu
in unserer schwäbischen Heimat fand von
staatlicher Seite eine kleine Anerken-
nung darin, daß er in die Kommission
für Denkmalschutz berufen wurde und
daß die Kommission für Landesgeschichte
ihn in der letzten Zeit noch beauftragte,
fiir die neue Oberamtsbeschreibung vou
Dettnang den Abschnitt über die Kirchen
und Kapellen zu liefern.

Kaum war diese Arbeit vollendet, da
erfaßte den kräftigen Mann ein tücki-
sches Magenleiden, das sich trotz aller
Vorsicht und ärztlichen Hilfe nicht behe-
ben ließ. Trotz der schwächenden Krank-
heit war er noch 1917 als Glocken sach-
verständiger bei der Glockenabgabe be-
 
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