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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 36.1918

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Nr. 3
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Brinzinger, Adolf: Die Marienkirche in Stuttgart
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https://doi.org/10.11588/diglit.21063#0070
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68

faßt, lixu: für die stets zunehinende Zahl
der Katholiken längst zu klein geworden!.
Sie stand früher als evangelische Kirche
auf der Solitude und. wurde erbaut von
Oberbaurat Reinhard Ferdinand Hein-
rich Fischer unter Herzog Karl und auf
'Befehl von König Friedrich, 1808—1.1
durch Landbaumeister Karl Uber in die
untere Königstraße versetzt, von Hofban-
meister Nikolaus Friedrich Thauret mit
einem, Chor versehen und innen zu einer
katholischen Stadtpfarrkirche nmgewan-
Äelt und am 1. Oktober 1811 als Sankt
Eberhardskirche konsekriert von dem
Weihbischof Fürst Karl von Hohenlohe.
1862 wurde ein Kirchenbanverein ge-
gründet unter Stadtpfarrer Friedrich
Zimmerte zu St. Eberhard zum Zweck
der, Erbauung einer, ztveiten katholischen
Stadtpfarrkirche. Generaladjutant Wil-
helm v. Spitzemberg (gestorben 1888)
übernahm seit 1867 die Leitung dieses
Vereins, und hauptsächlich seinen Be-
mühungen ist es zu verdanken, daß schon
Ende von 1870 durch Staatsbeitrag und
reichliche Spenden, namentlich auch sei-
tens des Kgl. Hofes, 200 000 Gulden zn-
sammengebrächt wurden und ernstlich an
den Beginn des Kirchenbans gedacht
werden konnte. Hofbandirektor Joseph
v. Egte entwarf die Pläne und leitete den
ganzen Bau.

Die Kirche zeigt die Stilformen des
13. Jahrhunderts, ist eine dreischissige
Hallenkirche mit Querschiff, Hauptchor
und zwei Seitenchören und hat ztvei
Haupttürme und über der Vierung
ein Dachreiterchen für . das Meß-
glöckchen. Die Mauern, Pfeiler und
Helme der Türme sind aus nnver-
hüllten Werksteinen, auch die Backstein-
wölbung der sämtlichen Jnnenrüume ist
unverblendet. Die beiden Haupttürme
sind je 60 Meter hoch, die größte äußere
Länge der Kirche betbägt 58 Meter, die
lichte Breite des Schiffbaus. 20 Meter
und beim Mittelschiff 9 Meter, die lichte
Höhe des letzteren mißt 17,6 Meter. Die
inneren Wand- und Gewölbeflächen sind
im Hauptchor vollständig, in den übrigen
Teilen der Kirche aber stellenweise mit
ornamentalen Malereien ausgemalt von
Kunstmaler Loosen und sind teils mit
Oelfarbe», teils mit Temperafarben
direkt auf den Steinen angebracht, nach

Art der alten mittelalterlichen Kirchen -
malerei, sehr geschmackvoll und edel ans-
geführt.

Sämtliche Fenster der Seitenchöre, wie
des Hauptchors,,erhielten figürliche Glas-
malereien aus dem Atelier der Tiroler
Glasmalereianstalt in Innsbruck, nach
Kartons des Professors Karl Klein in
Wien. Die Fenster der Qnerhalle stam-
men von der Glasmalerei von Schneider
in Regensburg, die unter der Orgel-
empore von der Kunstanstalt Mayer io
München. Die Fenster der Schiffe sind
Butzenscheiben und sollen später Figuren-
scheiben erhalten. Der Gesamtheit die-
ser Glasbilder liegt ein einheitlicher
Plan zugrunde. Die Hauptzüge des
Zyklus sind folgende: Auf der Evange-
lienseite sind Szenen aus dem Alten
Testament, in den drei Chören Szenen
.aus:dem Leben und Leiden Christi, aus
der Epistelseite Darstellungen aus der
Apostel- und Kirchengeschichte. Die Sta-
tionen an den Seitenwänden der Schisse
sind von der Beuroner Schule ausge-
führt, gestiftet vom Württembergischen
Kunstverein, dessen Vorstand Prinz
Hermann von Sachsen-Weimar war.
Von Professor Knabl in München ist
die figürlich plastische Ausschmückung
. am Portal. Die Modelle für die orna-
mentalen Biidhauerarbieiten sind nach
Egles Angaben gefertigt von Professor
Pak. Sie sind an gleich liegenden und
gleich großen Teilen, Kapitalen, Keh-
lungen, Tympanonplatten usw. verschie-
den behandelt. Der kleine, zierliche Haupt-
altar besteht aus Marmor und vergol-
d-eter Bronze mit Grnbenschmelz und
stammt aus Paris, er. kostete 14 000 M.
Die Tische der Seitenaltäre, Taufstein
und Kauzelfuß sind, aus. Stein und Mar-
mor, die Aufsätze a&er ans Eichenholz.
Die Orgel ist von Gebrüder Walker in
Ludwigsburg gefertigt worden. Der Bau-
grund war sehr ungünstig, auf der Sohle
des früheren. Furtbachs liegend, bis zur
Tiefe von 8 Meter aus leicht zusam-
mendrückbarem. Lehm bestehend, unter
dem Sandschichten folgen, die reichlich
mit Wasser gesättigt sind, so daß die
Seitenwand nngen ein gesenkter Gruben
nicht stehen blieben. Bei der Funda-
mentierung mußten deshalb die Fun-
1 damentsohlen möglichst groß, die Fun-
 
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