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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 36.1918

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Nr. 3
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Weser, Rudolf: Der Kirchenschatz von Ulm bei Beginn der Reformation, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.21063#0073
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71

seren Tagen, wo schon wieder manches
Auge begehrlich nach den eingebildeten
Reichtümern der Kirchen schielt, ohne
Gefahr; denn von dem ganzen reichen
Kirchenschatz ist fast nichts mehr vor-
handen, wie eine Schlußbetrachtung
übler denselben zeigen wird.

Wir schicken uns deswegen an, die
Manuskripte getreu herauszugeben und
bemerken nur, frafe wir die ermüdenden
„Item", mit welchen die Aufzählung
jedes Gegenstandes beginnt, zumeist
weglasfen. Die Seitenzahlen der Hand-
schrift fügen wir in eckigen Klammern
bei. Die Anmerkungen werden sachliche
und historische Erläuterungen in aller
Kürze geben, um dis Arbeit nicht über
Gebühr auszudehnen.

I. Die Handschrift von 1525.

Am 29. Juni 1526, am Peter und
Paulstag, war der letzte katholische
Pfarrer Ulms gestorben, Sebastian
Löschenbr a n t. Noch befindet sich
im Münfterchor sein Grabstein mit einer
Erzplatte und der Inschrift: „Im Jahr-
Christi 1526 den 29. Juni! starb der
rechtschaffene! Mann, Herr Sebastian
Löschenbrant, wohlerfahrener Lehrer
der Theologie und dieser Ulmischen
Kirche Prediger, dessen Seele ruhe im
Frieden." Dieser hatte sich mit aller
Kraft dem Eindringen der Reformation
in Ulm entgegengestemmt und war be-
sonders gegen den Ulmer reformato-
rischen Prädikanten Sam aufgetreten,
der 1624 von Brackenheim, wo er sein
Amt niederlegen mußte, nach Ulm ge-
kommen war. Vielleicht mit Rücksicht
auf Löschenbrant erging 1524 (laut
Ratsprotokoll) das Dekret: „Dem Sam,
der die Kirchengebräuche zu gach um-
stoßen wollte, soll geboten werden, ge-
mach zu tun." Als sich die Augen Lö°
schenbrants schlossen, war die Herrschaft
der reformatorischen Prädikanten in Ulm
unbestritten. Mit dem Todesdatum
Löschenbrants, Peter und Paul 1526,
muß man das Datum unserer Hand-
schrift zusammenhalten: Freitag nach
Peter und Paul 1526. Das Fest fiel 1525
auf einen Donnerstag. Der Leichnam
des Pfarrers war also kaum kalt ge-
worden, als der Rat schon den Befehl
gab, sofort am anderen Tag, Freitag,

alles Silber und Kleinod in Klöstern,
in Kirchen und Kapellen und im Mün-
ster zu inventarisieren und leinen Teil
desselben wegzunehmen und auf dem
Steuerhaus zu deponieren.

Was hat diesen Befehl und seine
übergroße Eile verursacht? Haben die-
sen Befehl diejenigen Ratsmitglieder
veranlaßt, deren Angehörige solche Ge-
genstände gestiftet hatten und die ihre
Stiftung als Eigentum der Familie
reklamierten? Fürchtete man, es wer-
den die der alten Kirche ergebenen
Geistlichen diese Gegenstände Kir-
chenschatzes verschwinden lassen? Dies
kaum, denn es wurde ja ein Teil in den
Gotteshäusern belassen. Oder fürchtete
man, es werde bei religiösen Tumulten
der Kirchenschatz verschleudert und ver-
nichtet werden? Tatsache ist, daß dein:
Obsiegen der Reformation manche Stif-
ter das Ihrige zurückforderten und daß
die Familien das von ihren Angehöri-
gen einst den Gotteshäusern Ueberge-
bene als ihr Eigentum beanspruchten.
Viele der aus den Kirchen weggebrach-
ten Gegenstände blieben auf dem Steuer-
haus oder sonst im Glloahrsam der
Stadt mehr als 250 Jahre, bis sie dann,
wie wir sehen werden, fast ganz ver-
schwanden. Von diesen Dingen also
redet unsere Handschrift.

Die Blatter sind 31 Zentimeter lang
und 22 Zentimeter breit. Dieselben
sind auf beiden Seiten gewöhnlich be-
schrieben. Nur die Folio 5, 8, 12,
14, 16 a, 23, 27 a, 28 b sind unbeschrie-
ben.

fl. Titelblatts Aller Gaistl
Klainater
[2. Titelblatts Register.
Prediger
Barfusser

Gotzhaws Wengen
Spittal

Zu Allenhailigen
Spitlalkäppelliu

Zu unser Frawen zu saunt Leon-
hart und saunt Veit
Zu Saunt Kalbareiueu
Zum Hailigen Crutz
Zu saunt Jacob
Saunt Sebastian
Unusers Herrn Rum

ich er

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