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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 36.1918

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Nr. 3
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Literarisches
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https://doi.org/10.11588/diglit.21063#0085
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83

über ästhetische Fragen. In demselben be-
kennt der Verfasser, daß der deutschen Kunst
zwar die formale, lineare oder -plastische
Schönheit, das Ideal der romanischen Kunst,
abgeht, baß derselben jedoch die koloristische,
im besonderen malerisch zu nennende Schön-
heit der Erscheinungen eignet. Anzuerkennen
ist auch die Stellungnahme geigen die alle
ästhetische Bildung verhöhnenden, tief unter
den Geschmack selbst des rohesten Wilden
herabsinkenden neuesten Hervorbringungen
des Pinsels, die man als Wunder kosmischer
Offenbarungen verherrlichen will. W.

Altfränkische Bist der 1919,
Mit Text von Prof. Dr. Th. Hen -
n e r. Würzburg, H. Stürtz. 16 S.
1 M. 50 Pf.

Zum 25stenmal geht dieser Bilde Aalender
in die Lande als .Jubiläumsschrift. 'Seinem
ganzen Inhalt nach behandelt er die ehema-
lige Markgrafenresidenz Ansbach in Wort und
Bild. Dazu kommen noch ein paar reizende
Jnnenräume aus dem alten Würzburg, die
für das dortige Luitpoldmufeum erworben
murden, wie die Decke der Kapitelsschule von
Neumünfter und die Stukkaturen des Saa-
les im Weisfchen Hause, die -durch Gipssorma-'
tor Landvogt sehr geschickt abgelöst worden
sind. Der Umschlag trägt auf den Innen-
seiten das Kalendarium. Die Vorderseite
zeigt einen Teil des Titelblattes eines Wap-
penbuches von 1544, welches die Ahnenprobe
des Fürstbischofs Milchior v. Zobel gibt. Die
Rückseite des Umschlags ist geschmückt mit
einem schönen Trachtenbild, gemalt von Mar-
garete Geiger aus Schwei nfurt i. I. 1801.
Wegen seiner Eigenartigkeit und schönen Aus-
stattung ist dieser Kalender in hohem Maße
geeignet, sich viele Freunde zu erwerben und
jeden Kunstfreund zu erfreuen. W.

Das Rosetten nt otiv in der
K n n st - it. Kultur gejschichte,
von G. Streng. Mit 33 Abbil-
dungen; kart. 4 M., gebd. 5 M.,
80 S. München, Müller n. Fröh-
lich, Verl.-Buchhdlg.

Ter nunmehr verstorbene Verfasser will
der Rosette einen einheitlichen, in sich ab-
geschlossenen Begriff, der ihr bisher versagt
blieb, verschaffen. Er weist auf -Grund rei-
chen Materiales nach, daß das Rosetten-
motiv zweimal eine nicht nur ornamentale,
sondern auch kulturgeschichtlich sehr bedeut-
same Rolle spielte: in der ältesten, geschicht-
lich erreichbaren Zeit (babylonisch-assyrisch)
als Sternmotiv, in der Blütezeit der Gotik
als Bkumenmotib. In beiden Fällen liefert
das Rosettenmotiv den Beweis, daß eine erste
und wichtigste Quelle der Kunstbetätigung die
religiöse Vorstellung -gewesenüst. — Die acht-
teilige Rosette •— der achtstrahlige Stern —
ist Gemeinbesitz des orientalischen Altertums.
Dieser Stern ist der Jschtar oder Venus hei-
lig, deren Zahl 8 oder 'deren Verdoppelung

16 war. Das botanische Vorbild -dieses Mo-
tivs ist nicht die Rose, sondern -das Chry-
santhemum. Das orientalische Kulturideal
erblaßte in den späteren Zeiten und verlor
sich ganz. Die klassische Kunst lernte die
wirkliche Rose kennen und nun wurde die Rose
das Vorbild 'des Motivs.

Die Gotik machte sich -daran, das Roseu-
motiv glänzend aus- und durchzubilden. Schon
das Rundfenster von Notre Dame in Paris,
noch mehr das der Kathedrale zu Reims, prägt
-die Form -der eigentlichen Rosette, das Rosen-
fenster, aus. An der Kathedrale in Amiens
aber zeichnet sich am deutlichsten der Blumen-
kelch -ab. Dies ist die Rosette in ihrer klassi-
schen Erscheinung. Im mittelalterlichen Rit-
tertum und im Marienkult zeigte sich eine
-gleich charakteristische Vorliebe für die Rosen-
blume. Den engsten Bund mit der Rose gehl
die Marienverehrung ein, Maria wird die
mystische Rose genannt. Und nun weist der
Verfasser nach: „Das Rundfenster ist seiner
architektonischen Stellung wie feiner symbo-
lischen Absicht nach ein deutliches Bekenntnis
zum Marienkultus, indem es 'eine plastische
Verwertung des Gedanken- und Gefühlskrei-
ses der rosa inz'stica darstellt." Die Rosette
bedeutet die Konzentration und Kulmination
-des reli'giösen Lebens im Mariendienst. —
Das sehr reich und vorzüglich illustrierte Buch
ist sehr belehrend und überzeugend gesch-rieben.

IV.

Die christliche K tt n st. XIV. 1918.
Heft 9 und 10. München.

Die Besprechung der Sammlung Dr. Paul
Kaufmann (Berlin) von R. Klein weist hin
aus den reichen Bestand der Sammlung an
Werken von Malern des 19. Jahrhunderts:
Niederee, Rethel, Pforr, Cornelius, Steinte,
Overbeck, Führich, Nadorp, Mintrop, Scha-
dow, Müller, Bendemann u. a. — Kutter
verbreitet sich über den „Einfluß des kirch-
lichen Bestattungswesens (Totenmesse) aus
die ältere Grabmalkunst und will Nachweisen,
daß die Ikonographie der Sepulkralkunst ans
den Vorgängen bei der kirchlichen Bestattung
und aus dem Text der Totenmesse erklärt
werden muß. Der Wiener Bildhauer Ste-
phan Zuech, Schüler Hellmers, kommt in
ein paar sehr guten Darstellungen seiner
Werke zu verdienter Geltung. Kriegsgedächt-
nisbilder von Th. Baierl sind zu einem
Triptychon zusammenkomponiert, das sehr be-
friedigend wirkt.

Die christliche Kunst, XIV
(1918), H. 11 n. 12.

Der Wettbewerb für Ausmalung von S.
Max in München leitet das glänzend illu-
strierte H-est >ein. Ein Artikel des Künstlers
Haino Nüttgens verbreitet sich über „künst-
lerisches Schaffen in alter und neuer Zeit".
Ziels (München) rettet einen vergessenen
Künstler, Prof. Hcmber, -geb. 1766 in Gerats-
ried, für die Kunstgeschichte. Döring behan-
delt in Parallele Ferdinand Hobler und Au-
 
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