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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 36.1918

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Nr. 4
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Weser, Rudolf: Der Kirchenschatz von Ulm bei Beginn der Reformation, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.21063#0092
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90

kirchen in und ausserhalb der Statt g!e-
wesen, und in das Stewrhaws uber-
antwurtet worden sind, tut alles: Viert-
halbhundert Marck und vierthalben
quintlin — idem; 350 Marck und
3;Yg quintlin.

So ist noch eit!ich Silbergeschirr Mu-
sterantz-en, Crutz, klainater und Bild
dem Gotzhaws wegen und der Pfarr-
kirchen zu unnser lieben Frawen beli-
ben und nit heraußgenommen worden,
tut alles acht und dryssig Marck dvew
lot und ain quintlin — idem 38 Marck,
3 Lot und 1 quintlin.

sFot. 35 d.s Summa Summarum
aller Kelch so in allen Clöstern, Pfarr-
kirchen, Cappellen und kirchen, in und
ausserhalb der Statt gewesen und
allenthalben beliben und nit heranßge-
tragen worden seind, lawsst Zwayhun-
dert Newnzigk Marck Siben lot und
Zway quintlin —

idem 290 Marck 7 lot und 2 quint-
lin^

Summa Summarum alles Silber-
geschirr, klainäter, Silberin Muste-
rantzen und bild, so in das Stewrhaws
getragen und ains tails herauß beliben
worden ist, auch aller Kelch, so man
das alles zusammen tut, macht Sechs-
hundert Acht und Sibenzigk Marck
Aylfs lot und dritthalb quintlin -

idem 678 Marck 11 lot und
2yz quintlin.

II.

Die bisher veröffentlichte erste Hand-
schrift laßt erkennen, daß ein Teil des
Kirchenschatzes aus den Kirchen, Klö-
stern und Kapellen weggenommen
wurde. Es war dadurch schon eine
Beraubung und Vereinfachung im
Sinne von Verödung der gottesdienst-
lichen Feierlichkeiten dnrchgesührt. Die
Kelche wurden, wie man sieht, zunächst
noch belassen. Denn die Feier der bl.
Messe hatte noch nicht aufgehört. Es
waren noch altgläubige Priester da, die
auf ihren Pfründaltären zelebrierten,
es waren auch noch viele Anhänger des
alten Glaubens, auch in den vorneh-
men Ratsfamilien da, welche auf der
Erfüllung der Stiftungsverpflichtungen
bestanden und den katholischen Gottes-
dienst weiter suchten und besuchten.

Dies ging bis zum Jahre 1529, ja Wohl
bis 1531, in welchen: Jahr das Mün-
ster am „Götzentag" seiner Altäre und
Skulpturen in vandalischer Weise be-
raubt wurde. Wenn sich unter dem
Einfluß von Mitgliedern, deren Fami-
lien große Stiftungen in die Kirchen
gemacht hatten, der Rat gegen diese
Zerstörungen auch wehrte, so konnte er
doch das Unheil nicht mehr abwenden.
Am 6.—7. Juli 1531 wurde die Ulmer
Stadt- und Landgeistlichkeit auf die
18 Artikel des „Ulmer Glaubensbe-
kenntnisses" zu verpflichten gesucht.
Von etwa hundert Geistlichen erklärte
sich die Hälfte etwa für diese Artikel.
Die neue Kirchenordnung vom 3. Au-
gust 1531 erirreckte sich neben anderen:
ans die kirchlichen Zeremonien und den
Einzug der Klostergüter zum Besten
der Armen und verbot in Stadt und
Land die Feier der hl. Messe.

In diese Zeit hinein versetzt uns die
zweite Handschrift. Dieselbe
findet sich in einem Papierband, Teil
eines ursprünglich größeren Bandes,
paginiert mit den Folioziffern XXX
bis UIII, jetzt versehen mit der Num-
mer 3421, woran sich noch 7 Folio, un-
paginiert, mit späterer Handschrift
schließen (jetzt Nr. 3422). Die Größe
der Blätter ist dieselbe wie bei der
ersten Handschrift. Während bei dieser
die Kleinodien aller Kirchen verzeichnet
sind, enthält die zweite Handschrift nur
mehr das Inventar des Münsters, die-
ses aber ausführlicher, weil noch die
Meßgewänder und die Chorbücher ge-
nannt sind, und zum Teil noch inter-
essanter, weil noch mehr Angaben über
die Stifter gemacht sind. Die Blätter
30—33 und 49 sind gar nicht, die Blät-
ter 34, 35, 44, 45, 47, 60, 51, 53 nur
auf einer Seite beschrieben. Die Schrift
dieses Teils der Handschrift ist noch
sehr schön und gleichmäßig, also mit
Sorgfalt.geschrieben. Auf Fol. 35 ist
ein einseitig beschriebenes Pergament-
blättchen eingeklebt, das sehr fein ge-
schrieben ist mit einer Schrift des
15. Jahrhunderts und das Register der
Chorbücher enthält. Den Inhalt die-
ses Blättchens wollen wir hier vorweg-
nehmen.

Es lautet:
 
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