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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 36.1918

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Nr. 4
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Weser, Rudolf: Der Kirchenschatz von Ulm bei Beginn der Reformation, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.21063#0099
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97

z-wen Min Knaben mäntel gemustert
in grien, sind alt. , '

zwen lynin- Knaben mäntel, sind alt,
zwen Rot iaytin Knaben mäntel,
sind alt,

Men grien Wullin Knaben mäntel,
sind alt,

ain leberfarber danmstener Chor-
mantel, mit ainer Kappen, mit Ehin-
ger und Lrlpin Schillt, kompt von Stof-
fel Wyb "ch mit baider Schillt.

Men Weyß gemustert Knabenmän-
tel, sind zimlich (alt),
ain weysser damastener Chormantel,
von Doctor Conrat Krafft mit ainer
Kappe, daran der Englisch grntz mit
Berlin gestickt,

ain schwartzer damastiner, auch von
Doctor Conrat 5trafften, mit ainer ge-
stickten unser frowen, ist new,
ain grien damastin Chormantel, da-
ran ain Erucisix von Doctor Ulrichen
.Krafft, mit der Krafft Wappen, ist also
new.

sFol. 53».] ain gemusterter Chor-
mantel, mit ainer Kappen, daran ain
verguckter Knopf und listen mit bilden,
kompt vom Esslinger,
ain schwartzer damastiner Chorman-
tel, mit der Hayden Wappen,
ain griener attlissiner Chormantel,
kompt von den maister fingern "ch,
ain goldfarber damastiner Chorman-
tel, mit der Krönung Mariä von Ber-
lin unb ainem vergalten Knopf und
mit unser frowen Schillt.

Am Schlüsse der Behandlung dieser >
zweiten Handschrift müssen wir konsta-
tieren, daß der Bestand des Silber-
schatzes des Münsters sich in den
Jahren 1525—1529 schon ziemlich ver-
ringert hat. Wie die hie und da bei-
geschriebenen Jahreszahlen erweisen, ist
seit dem Jahre 1524 kein Stuck mehr
dazugekommen. Höchstens konnte es ;
sich vielleicht noch darum handeln, daß :
Reparaturen vorgenommen wurden.
Drei Goldschmiede Ulms hatten leiinen !
bedeutenden Auftraggeber verloren.

Andererseits sehen wir mit Staunen,
welchen bedeutenden P a r a in e n t e n-

Stofstl Wyb ^ Stofstl Ehingers

Weib.

14i) Di« Meistersinger in Ulm bitd-etcn «ine
MnÄerschaft, - ■ ■ ; ■ • ■ ■

schätz das Münster besaß. Das ist ein
gewaltiger Reichtum von Meßgewän-
dern und.Chormänteln, den wir inven-
tarisiert finden. Vorn gewöhnlichsten
Stoffe bis< zum feinsten ist alles ver-
treten: Barchent, Wolle, Damast, Scha-
melott, Samt, Atlas, Seide. Die Meß-
gewänder tragen reichen figürlichen
Schmuck: Kruzifixe, Madonnenbilder,

Darstellungen der Heilsgeschichte, wie
Geburt Christi, und Illustrationen zur
Heiligengeslchichte, wie das Schiff der
hl. Ursula, sehen wir auf den Gewän-
dern angebracht. Und die Stifter ver-
gessen rtiictjit, ihre Wappenbjilder zum
Gedächtnis anbringen zu lassen. Es
ist großartig, wie sie miteinander wett-
eifern, in Stiftungen für den Schmuck
und die Zierde des Gottesdienstes sich
zu überbieten. Die Stamler, die Im
Hof, Roten, Neithart, Kraft, Ehinger,
Stöbenhaber, Welser, Rutolfer, Gien-
ger, Hutzen, Haiden, Wältenberger,
Alltlin, Leo wen. Bitterlin, Roßhanp-
ter, Sulmentinger, Guntzb arger, vom
Stain, Koprell, Steinhöwel, Ott, Lrn
pin, Mumolt, Lieber, Ungelter, von
Hall, Besserer, Kügelin, Schleicher, Eß-
li nger, Stotzinger, Reuter, Kramer,
Rem, Rorer, Brand, Pfannenstil, .Har-
scher, Rottengotter, alle finb in diesem
'edlen Wettstreit vertreten. Besonders
sind es auch die beiden Dbinsterpfarrer
Konrad und Ulrich Kraft, die sich durch
reiche Stiftungen auszeichnen. Auf die
Ulmer Familiengeschichte dürfte auch
von diesen Blättern aus manches Licht
fallen, manche Familienzusammenhänge
lassen sich von den zahlreichen Notizen
über die Stifter willkommen ergänzen.
Das fei anderen überlassen.

Was gäben diese vielfarbigen, gold-
strahlenden und perlenschillernden Pa-
ramente für ein wundersames Bild auf
einer Ausstellung! Mit den hier ver-
zeichneten Gewändern könnte man die
Innenwände und Pfeiler des Münsters
bis hoch hinauf bedecken. Welche ge-
waltigen Kunst- und Altertumswerte
wären hier zu bewundern, wenn noch
etwas, davon vorhanden, wäre! Das
wäre ein Prachtmuseum von einziger
Art und eine Schule für Paramentik
von unvergleichlichem Reiz. Transit
gloria mundi.
 
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