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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 37-39.1919/​21

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Nr. 1 (1919)
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Effinger, Franz Xaver: Ein verloren gegangenes Kunstwerk der Wengenkirche
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Weser, Rudolf: Der Lukas-Bruderschaftsaltar zu den Wengen-Ulm
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https://doi.org/10.11588/diglit.22108#0019

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her Altar.nicht mehr als Ganzes in der
Wengenkirche, sondern war vermutlich
im Jahre 1630 abgebrochen und durch
einen Barockaltar ersetzt worden; in die-
sem Jahre ließ nämlich Propst Bohner
vier neue Altäre in der W-ngenkirche
aufstellen, die Bilder des alten Altars
wurden im Wenigenkloister aufbewahrt
bis zur Aufhebung des Klosters 1803.
Wie der bekannte Historiker Weyermann
erzählt, wurden in diesem Jahre ganze
Wagenladungen von Kunstwstrken aus
dem Kloster um billigen Preis verkauft.
Im Germanischen Museum in Nürn-
berg ist -eine Beweinung Christi von
Zeitblom, 1/76 Meter hoch, 1,62 Meter
breit, und Professor K. Lange in. Tü-
bingen, der sich mit unserem Altäre in
der „Schwab. Chronik" vom 10. April
1907, Nr. 165 beschäftigt, ist der Ansicht,
daß dies Bild identisch ist mit dem von
Prälat Kuen erwähnten Altarbild in
bcTt Wengen.

Wo befinden sich nun die übrigen Bil-
der des Altares? Im Jahre 1838 besaß
Ludwig Thieringer, Wirt „gitr goldenen
Glocke", acht Bildertafeln, die von der
Versteigerung im Wengenkloster her-
rührten. Da Gefahr bestand, daß die
Geinälde ins Ausland verkauft wurden,
suchte der städtische Zeichenlehrer Prof.
Manch und Obertribunalprokurator Abel
in Stuttgart den Ulmer Stiftungsrat für
die Erwerbung der Bilder günstig zu
stimmen, und Manch kaufte, als die Be-
hörden rwch zögerten, die Bilder ans
eigenes Risiko um 500 Gulden und über-
ließ sie sodann itm denselben Preis dem
Stiftungsrat Ulm, der zwei Bilder um
125 Gulden an Abel abgab. Die beiden
Abel überlassenen Bilder stellen Christi
Geburt und einen die heilige Messe
feiernden Priester dar. Aus der Hinter-
lassenschaft Abels kam ersteres in die
Gemäldegalerie in Stuttgart, das Ge-
mälde mit dem zelebrierenden Priester
kam in die Karlsruher Galerie. In der
ckithartk, p lle d.s Münsters best den sich
acht Gemälden Verkündigung, Beschnei-
dung, Darst'llung im Tempel, Christi
Himmelfahrt, eine Gruppe heiliger Män-
ner um Johannes den Täufer und eine
Gruppe heiliger Jungfrauen um Mar-
gareta versammelt. Dazu noch der hei-
lige Petrus aus der Oelberg-Szene und

das Apostelpaar Jakobus und Bartholo-
mäus. Einige andere Stücke des Altars
gingen völlig zugrunde, als die Flügel,
die beiderseitig bemalt waren, zersägt
wurden; io blieb von der Oelberg-Szene
nur die Figur des hl. Petrus erhalten,
freilich eine herrliche Gestalt voll Würde
und Kraft, der Faltenwurf prachtvoll
ausgeführt. Die Bilder der drei Apostel
Petrus, Jakobus und Bartholomäus
gehören in bezug auf Zeichnung, Leucht-
kraft der Farben und geistigen Ausdruck
der Köpfe zu den besten Leistungen des
großen Meisters Zeitblom. -Wir werden
wohl nicht fehlgehen, wenn wir in dem
Bilde des Apostels Bartholomäus eine
Huldigung an seinen Patron sehen.

Professor Lange suchte den Altar we-
nigstens literarisch zu rekonstruieren,
und so ergibt sich ein Wandelaltar mit
jederseits zwei Flügeln, die nach Belie-
ben halb oder ganz zugeklappt werden
konnten. Nachdem derselbe Gelehrte uns
eine Beschreibung des Aussehens des
Altars bezüglich der Aufeinanderfolge
der bildlichen Darstellungen gegeben,
spricht er den Wunsch aus, es möchte
dieser Altar, eines der hervorragendsten
Kunstwerke der altschwäbischen Schule,
wieder aus seinen zerstreuten Gliedern
in Ulm errichtet werden. Durch Tausch
oder auf anderem gütlichen Wege wtl-
teu sich solche Rekonstruktionen dock er-
möglichen lassen. Wir Ulmer wünschen,
daß dies bald geschehen möge, wenn auch
unsere Hoffnung nicht besonders zuver-
sichtlich ist. Als letzte Erinnerung an
dieses herrliche Kunstwerk bewahrte die
Wengenkirche einen Kruzifixus mit Ma-
ria und Johannes, der jetzt deir Hoch-
altar in der Elisabethenkirche ziert.

Der <ukas-Bruderschaftsaltar
zu deu Wengen-Ulm.

Von Stadtpfarrer Weser, Söflingen.

Das Altarwerk, das im vorstehenden
Artikel geschildert wird, kann in seinen
noch erhaltenen Resten wohl noch eine
nähere Beschreibung ertragen, die für
die Besucher des Ulmer Münsters von
besonderem Interesse sein dürfte.

Beginnen wir mit den Gemälden, die
einst zu diesem Altar gehört und sich in
 
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