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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 37-39.1919/​21

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Nr. 1 (1919)
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Weser, Rudolf: Der Lukas-Bruderschaftsaltar zu den Wengen-Ulm
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https://doi.org/10.11588/diglit.22108#0021
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tere Saum des Kleides sichtbar. Im
Hintergrund ist eine anmutige Landschaft
mit Muß gemalt.

9. Jesus a m O 'albe r g. Dieses
Bild ist in Ulm nur in Bruchstücken er-
halten: Airs der Rückseite von Nr.' 1
(St. Johannes Bapt. mit den Aposteln)
und Nr. 2 (St. Margareta mit heiligen
Jungfrauen) und Nr. 6 (Beschneidung
Christi) finden sich hauptsächlich von der
Gewandung Christi gemalte Teile in
grünlicher Farbe, die eine großzügige
Draperie erkennen lassen. Das Haupt-
stück, Gesicht und Brust der Christus-
figur, ist in Karlsruhe. Wahrscheinlich
hat die Schwierigkeit des Durchfägens
der beiderseitig bemalten Tafeln es ver-
anlaßt, daß das Bild nicht vollständig
hier erhalten ist.

Die drei S k u l p t u r e n, die einst i
zu diesem Wandelaltar gehörten und
die sich jetzt über dem Hochaltar der Eli- j
sabüthenkirche in Ulm erheben, sind eine
K re u z ig u n g s g r u p p e von großer :
Schönheit. Der Kruzifixus zeigt
einen sehr gut durchgebildeten Körper,
ein edles Angesicht, das von wallenden !
Locken umhüllt ist, nnb ein reich gefalte-
tes Lendentuch. Die Madonna, mit
wunderbar schönem Antlitz, hat bie
Hände auf der Brust gekreuzt. Die Dra-
perie ist sehr gut und läßt nur das Ge- !
sicht und die Vorderarme mit den Hän-
den frei. Johann e s, in reichem Lok-
kenhaar, hält mit der Rechten sein Ge-
wand empor, die Linke, die einen Zipfel
des Gewandes faßt, trägt das Buch. Die
Figuren sind in neuer Fassung.

Die B e w e i n u n g C h r i st i, die
sich iur Germanischen Museum zu Nürn-
berg befindet, ist ein herrliches Gemälde
mit einem reichen Hintergrund: Kalva-
rienberg, Baumbestand, Stadtturm und
Mauerhäuser in mittelalterlichem Geiste
und Felsgehänge. In feinem pyrami-
dalen Aufbau gruppieren sich die Perso-
nen des Vordergrundes und Mittelgrun-
des um den Leichnam Christi, dessen
Haupt den Kreuznimbus trägt. Johan-
nes, drei heilige Frauen und Maria mit
Nikodemus und Joseph von Arimathäa
betrauern den Heiland. Einer der bei-
den letzteren stützt den Rücken des Toten.
In tiefster Trauer nimmt die Schmer-
zensmutter die Rechte des Sohnes in ihre

Hand, wie zum letzten Abschied. Präch-
tig sind die Gewandfalten, feinst durch-
geführt das Gelock des Johannes, Haar
und Bart der beiden anderen Männer
und zart und weich die Gesichter der
Frauen. Die beiden Köpfe von Joseph
und Nikodemus find ausgezeichnet mo-
delliert.

Die Skulpturen und Bilder, die noch
erhalten sind, lassen erkennen, daß sich
die Lnkasbruderschaft zu den Wengen
in Ulm in diesem herrlichen Altarwerk
ein einzigartiges Denkmal gu setzen
wußte.

An diese Lukasgilde erinnert auch noch
ein literarisches Denkmal, das uns in
der Neubronnvrschen Chronik (Nr. 7007
bis 7012 der Ulmer Stadtbibliothek) in
Abschrift erhalten ist.

Aus einem alten Buch, in welchem die
Mitglieder dieser Bruderschaft von 1490
bis 1518 verzeichnet sind, werden uns
folgende Namen mitgeteilt: Johannes
Wiedemcmu, Maler; Konrad Schweik,
Maler; Konrad Mörklin, Maler (pm-
tor nost-er obiit 1518); Jakob Mörklin
(pictor noster obiit 1526); Ludwig
Fries, pictor, senior; Bartholomäus
Dorer, „Hantmaler"; Martin Schaffner
com fcunilia; die Brie finaler: Johann
Schlumpp, obiit 1514, Johann Huser,
Jodvkus Hafner, Jcorius Hetziler; die
Buchdrucker: Ulrich Salier und Johann
Reger, Simon Mind von Kirchberg,
Johann Hochspringer; ferner Jcorius
Oellin von Blaubeuren, bibliopolkt(!),
Ludwig Höchinger seulptor (scriptor?).
Das Verzeichnis gibt einen kleinen Ein-
blick in die Mitgliederfchaft, aus der sich
dia Gilde zufammensetzte.

Sehr interessant ist dann das folgende
Aktenstück, betitelt: 1 n s t r u m e n -

1: u m 0 o n f r a t e r n i t ai t i s d e r
Mahl e r u n d B i l d h a u e r i n d m
Gotteshaus Wengen 1499.

„Es ist zu wissen, nachdem die Erbarm
und Weisen Meister, die Mahler, Bild-
hauer, Glaser und Briefdrucker Gott zu
Lob den Tag des heiligen Evangelisten
St. Lukas zu würden mit einem gesun-
genen Amt viel Jahr her in dem ehrwür-
digen Gottshaus hier zu Ulm bei den
Wengen löblich begangen und gehabt
haben, och darnach ein Bruderschaft un-
ter ihnen erbarlich angesehen angefan-
 
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