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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 37-39.1919/​21

DOI issue:
Nr. 2 (1919)
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Weser, Rudolf: Deutsche Bildwerke des 10.-18. Jahrhunderts
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https://doi.org/10.11588/diglit.22108#0038

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30

lich aufgeräumt haben. Die Ausbildung
der Bilduerei in Schtvaben war aber
besonders gehindert durch die vom Klo-
ster Hirsau ausgehende Reform, die der
Plastik und ihrer AMvendung bei Kir-
chen- und Klosterbauten ungünstig war.

Die ältesten Bildwerke, um die es
sich hier handelt, sind die von Unter-
regenbach, die eherneu Torflügel am
Dom zu Augsburg, die Steinbilder am
Turm zu Hirsau, der Taufstein von
Freudenstadt, Bildwerke in Illingen,
Rietheim, St. Johann bei Brackenheim,
Belsen nsw. Als künstlerisch bedeuten-
dere Werke werden genannt: die maie's-
tas Domini in Alpirsbach 1098, drei
Steinplatten in der Burg Zollern, das
Evangelienpult in Freudenstadt, das
t'rontala uuraiim i,, Großkomburg und
das Portal von Petershausen zwischen
1162 und 1183. Dem 13. Jahrhundert
gehören an der Bilderschmuck der Johan-
niskirche in Gmünd, die Bogenfelder in
Brenz, Heselbach, EllivangK, Engen,
Lauffen, besonders die in Niedernhall
und St. Ulrich (Augsburg), ferner die
Figuren in St. Peter und Paul in
Oehringen (Stiftskirche). - - An Holz-
bildern zählen hieher: Madonna von

Mariaberg, Johannes ans Ebratshofen,
"Kruzifix von Lorch, Kruzifix der Sakri-
stei in Reichenau-Oberzell, der Ertinger
Kruzifixus in Unterriexingen, einer in
Saulgau (Heiligkreuz); kleinere ' aus
Urach (jetzt in Nürnberg), in: Siesten,
Wolfartsweiler. Kirchheim i. R., Schloß
Lichten stein; Bronzekruzifire in Zwie-
falten, Wangen 1. A., Diepolz, Rechtis,
Kleinsüßen; Goldschmiedkruzifix in Rei-
chenau-Oberzell.

Bedeutenderes und Umfangreicheres
hat der zweite Abschnitt: „Die Monm
m e n t a l p la strk des 11. Jahrhun-
derts" zu verzeichnen. Man spürt keinen
Uebergang vom Romanischen ins Goti-
sche in 'Schwaben auf dem Gebiete der
Plastik. Die ersten gotischen Bildwerke
in Schwaben zeigen den Stil der aus-
gehenden Hochgotik, die über Wimp-
f e n, K)o n stanz und Rjo t t w e i I
ins Land dringt. Die Ausschmückung
der Stiftskirche zu Wimpfen 1269
bis 1300 wird dem Gehilfen des Straß-
burger Lettnermeisters zugeschrieben.-In
Wimpfen zuerst — nach Straßburg und

Freiburg — wird die Bildnerei zum
Schmuck des Baues herangezogen. Der
Wimpfener Schule wird noch eine Chor-
pfeilerstatue der Marienkirche zu Reut-
lingen! zugeschrieben. Das Hauptwerk
der Konstanzer Schule ist das
Heiliggrab im Konstanzer Münster.
Die Rottweiler Schule arbeitet
1330—1343 am Kapellenkirchturm. Der
Nordportalmeister mi dieser Kirche hat
vielleicht das Portal von 1356 im Almer
Münster (Geburt Christi und Anbetung
der Könige) geschaffen und die Madonna
aus Weiler (jetzt in Stuttgart). Er
arbeitet von 1343 an am Nordportal
des Doms in Augsburg; .derselben
Schule werden zuerkannt die drei Por-
tale des Schiffes der Heiligkreuzkirche
in Gmünd und das Bogenfeld des
Marienportals in Eßlingen. Die
G m ü n der S ch u l e schafft die beiden
Chorportale in Gmünd, das Heiliggrab
und die Schutzmantelmadonna eben-
dort, eine Steinfigur aus Unterkochen
und seit 1360 betätigt sie sich am Augs-
burger Dom und in Ulm und Eßlingen.
Das Almer Gerichtsportal und das Ra-
vensburger Marienportal stehen außer-
halb des Kreises dieser Schulen. In
Ulm arbeitet von 1420 an Meister
H a r t m a n n und seine Schule, die! auch
das Gründungsrelief in Geislingen
vollendet. — Der . statuarische, monu-
mentale Stil wandelt sich im Laufe der
Jahre zum malerischen und erzählen-
den Stil.

Dieselbe Entwicklung nimmt „D i e
G r a b p la st i k d e s 14. Ja h r h u n-
d e r t s" im dritten Abschnitt, der die
erhaltenen Grabdenkmäler in Nieder-
schwaben und Oberschivaben aufzählt.

Die monumentale Bildnerei des
14. Jahrhunderts war vorzugsweise
Steinplastik. Die Holzbildnerei hielt
sich in engeren Grenzen. Damals waren
die Altarschreine noch nicht üblich. Holz-
bildwerke finden sich nur an Pfeilern
und in Nischen. Ihnen ist der vierte
Abschnitt: „D i e freie Bildner-
kunst des 14. Jahrhunderts"
gewidmet. Die Ausbildung der Holz-
plastik wird dem Einfluß der Mystik zu-
geschrieben. Es tritt in diesen Werken
an die Stelle der Erhabenheit das Mitv
fühlen; die Körperform wird vorn ach-
 
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