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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 37-39.1919/​21

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Nr. 2 (1919)
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Weser, Rudolf: Deutsche Bildwerke des 10.-18. Jahrhunderts
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https://doi.org/10.11588/diglit.22108#0040

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32

Stelle in den Viten der Dominikane-
rinnen zu Unterlinden in Kalmar, wo
es heißt: „Schwester Gertrud von

Rheinfelden sah in der heiligen Nacht
ein sehr schönes Bett, das mitten in den
Chor gestellt War. Darauf lag die Got-
tesgebärerin. Auf ihrem Schoße lieb-
koste sie ihren Kleinen."

Bei den Darstellungen ist der Behand-
lung des Bettes regeUnäßig eine beson-
dere Sorgfalt gewidmet: Auf einem

niederen Holzgestell ruht das Bett, das
bedeckt ist mit einem sehr schön gefältel-
ten Leintuch, das über die vordere Bett-
wand hernnterhängt; zu Hänpten be-
findet .sich ein Pfnlben oder Kissen oder
beides. Maria ist sitzend oder halb
sitzend dargeftellt, von den Hüften bis zu
den Füßen in ebenso gut gefältelte Decke
gehüllt. Das Haupt ist mit Tuch oder
Schleier bedeckt. Das Gesicht wendet sich
beim Heggbacher Bild fast ganz dem Be-
schauer Zu, beim Bnchauer Bild ist es
mehr an profil gegeben. Das Jesus-
kind sitzt auf ihrem Schoße, zur Mutter
oder zum Beschauer hingewandt.

Ein anderer Typus, der in dieser
Periode erscheint, ist das Schntzman-
t e l b i l d. Die Gmünder Schntzman-
telmadonna in Stein wird hier vorbild-
lich gewesen sein. Die Madonna in
Zwiefalten scheint ein solches Bild ge-
wesen zu sein. Andere Exemplare: in
der Lorenzkapelle 31t Rottweil aus Göß-
lingen und im Aachener Suermondt-
museum aus Herlazhofen; dazu noch
eines in Leutkirch bei Ueberlingench.

Hochbedr.iltiay! sind die Unsführun-
gen des Buches über die Darstellungen
des s ch l a f e n d e n I 0 h a n n ö s a n

3) Weber Schutzmantetbit-de r schreibt Joseph
Schlecht im Kalender bayerischer und schwä-
bischer Kunst 1920 (16. Jahrg.). Ausführ-
lich band-elr darüber Paul Pevdrizet, la
vierte de misericorde, Paris 1908 (Bib-
liotheque des ecoles d’Athene et de
Rome fase. 101.). Noch gründlicher erforscht
wird die Idee und Geschichte des Schutzman-
telbildes Von K. Schub.. Das Gna'denbitten
in Recht, Sage und Kunst, in der Zeitschrift
des Aachener Gefchichtsvereins, 40. Bd.,
Aachen 1918/ S. 143—2®6, im 6. Abschnitt.
Im obengenannten Aufsatz Von Schlecht wird
hingewiesen auf das Fest Patrocinii B. M. V.
im Oktober; ebenda wird ein altes Schützt
mantellied angeführt. Der Aufsatz Von
Schlecht ist sehr gut und fein illustriert.

fi im' B r n st Irin. .Man ist''Versucht,
die Bilder als Teile -einer Abendmahls-
darstellung an Insassen. Es ist aber
nicht angängig. Selbstverständlich gehen
sie zurück auf die Abendmahlsschllderung
des Evangelisten Johannes 013, 25) und
die Stelle bei Johannes 21, 25 qm et
i'ectibuii in coena super pectus eins.
Zu Beginn es 11. Jahrhunderts ging
von den Dominikanerinnenklöstern der
Bodenseesiegend eine besondere Ver-
ehrung des Johannes Evangelist aus.
Im Schwesternbuch von St. Katharinen-
tal heißt es von der .Konventschwester
Adel halt Pfefferhartin: „sie betet auch
einmal in dem Chor vor den: Bild, da
St. Johannes ruhet auf unseres Her-
ren Herzen"; ähnliches berichtet das-
selbe Buch von der Schwester Anna von
Ramswag. 'Auf den Bildwerken fitzt
Christus aufrecht auf einer Art Thron-
fesfel ohne Rücklehne. Sein Haupt ist
ans einigen Darstellungen geradeaus
gerichtet) auf anderen neigt -cs sich mehr
oder weniger zum Haupt des sich eng
an ihn anschmiegenden, den Kopf an die
Brust des Herrn lehnenden Johannes
herab. Seine Rechte faßt die Rechte
des Jüngers, feine Linke legt sich ihm
auf die linke Schulter, manchmal legt
sich seine Rechte segnend auf das Haupt
des Johannes. Das einemal ist das
Haupt des Jüngers ganz von vorne zu
sehen '(auf den älteren Bildern), das
andermal ist es nur von der Seite sicht-
bar (auf jüngeren Bildern). Auf einem
im Straßburger Kunstmuseum befind-
lichen Bilde sieht man noch ein kleines
kniendes Stifterfigürchen (Dominika-
nerin?). Seite 23 und 21 des Buches
sind zehn solcher Johannes-Christus-
Darstellungen abgebildet, die ein treff-
liches Vergleichsmaterial bilden. Ihnen
schließen sich Seite 81 und 82 noch zwei
Abbildungen an, die eine oberfchwäbifch
ca. 1330, die andere ans Sulzdorf ca.
1360. Auf Seite 83 führt der Verfasser
die ihm bekannt gewordenen Exemplare
an, die wir wegen der Eigentümlichkeit
des Gegenstandes' hier auch aufzählen
möchten: 1. Die älteste Grnvpe, aus
dem Dominikanerinnenkloster Adelhan-
fen bei Freiburg, soll durch den Frei-
burger Kunsthandel gegangen sein
(Seite 366). Andere sind 2. in Berlin,
 
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