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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 37-39.1919/​21

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Nr. 3 (1919)
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Weser, Rudolf: Die Legende vom hl. Riesen Christopherus
DOI Artikel:
Rohr, Ignaz: Zur Baugeschichte der Klosterkirche in Zwiefalten
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https://doi.org/10.11588/diglit.22108#0070

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62

Weiterer für uns Württemberger wichti-
ger Einzelholzschnitt ist der auf der Uni-
versitätsbibliothek zu Tübingen befind-
liche, bei Heitz, Einblattdrucke, Band 6,
veröffentlichter, der in die Jahre 1480
bis 1490 verwiesen wird.

Damit haben wir unfern Lesern einen
flüchtigen Einblick in ein Werk von
ebenso überreichem und erschöpfendem,
wia tiefem und lehrreichem Inhalt ge-
geben. Wir beglückwünschen den Ver-
fasser zu diesem Standard work der
ikonographischen Forschung, das auch
eine vorbildliche Ausstattung für seinen
Gang in die wissenschaftliche Welt erhal-
ten hat. Wir freuen uns auch für den
hl. Christophorus, der in diesem Wepke
eine ganz singuläre Darstellung seiner
Verehrung gefunden hat. Möge es dem
Verfasser beschieden sein, der kunstwissen-
schaftlichen Welt bald die angekündigte
Vollendung der ganzen St. Christopho-
rus-Jkonographig vorlegen zu können!

Anmerkung. Die bei ge gebe nen Illu-
strationen verdanken wir der Güte und
Freundlichkeit des Verlags, dem an dieser
Stelle herzlicher Dank gesagt sein soll.

Die Illustration S. Ö8, Sp. 1, zeigt den
Stich von Erhard Schön, die Sp. 2 gegebene
ist von Jakob Faber nach A. Holbein. d>ie

S. 59 reproduzierte ist von Hans Sebald
Beham. Alle .brei sind in unserem vorlie-
genden Werk aus Tafel 39 zu finden.

Söflingen. R. Weser, Stadtpfr.

Zur Baugeschichte der Klosterkirche
in Zwiefalten.

Von Prof. Dr. Rohr, Tübingen.

Im vorigen Jahre haben wir uns
von einem Prämonstratenser zu Rot
bei Leutkirch die Baugeschichte seiner
Klosterkirche erzählen, lassen. Sie ist
deshalb besonders interessant, weil die
Hauptarbeit beim Bauplan Dilettanten
vollbracht haben. Der Kirchenbau zu
Zwiefalten liegt dem von Rot um ein
Menschenalter voraus, blieb also seinem
Zwecke wenigstens ein halbes Jahrhun-
dert erhalten, während Rot schon zwan-
zig Jahre nach dem Kirchenbau säkula-
risiert wurde. Dagegen sind die beiden
Bauwerke ihrem intellektuellen Ur-
sprung nach insofern Schicksalsgenossen,
als auch in Zwiefalten der erste Plan
nicht von einem zünftigen Baukünstler,

sondern von zwei einfachen Maurer-
meistern stammte. Seine Ausführung
kam freilich nicht über dir Fundamen-
tierungsarbeiten hinaus. Dagegen ist
uns der Verlauf des ganzen Werkes
gleichfalls handschriftlich überliefert, al-
lerdings nicht in dem relativ fließen-
den Latein wie zu Rot. Denn die
Feder fiihrt eine Hand, die sonst mit
Nadel und Schere walteteH. Der Be-
richterstatter ist Frater Ottmar Bau-
mann, geboren 18. Dezember 1705 zu
Hohenstadt, OA. Geislingen, gestorben
21. Juli 1773 als Schneider, Sakristan
und Krankenwärter. Seiner handwerks-
mäßigen Tiichtigkeit stellt bitte Rvtula
des Klosters ein ehrenvolles Zeugnis
aus. Auch als Bauschreiber hat er für
eirstn Schneider seine Sache nicht schlecht
gemacht. SDaf ihn die Geschichte mir
dem Geißbock auf dem Gerüst, den
Küchenjungen auf der Rutschbahn und
dem Fürsten von Sigmaringen als
Meßdiener mehr interessiert, als Stu-
reinheit und geometrische Proportio-
nen, muß man seinem Bildungsstand
zugute halten. Aber wer wie Rest sich
Jahre hindurch mit der exegetischen und
ästhetischen Literatur Deutschlands im
Zeitalter vor der französischen Revolu-
tion herumgeschlagen hat, der freut sich,
dem Schreiberlein mit der Schere als
Wahrzeichen eine Klarheit und naive
Anmut der Darstellung bezeugen zu
können, wie üe die berufsmäßigen
Federfuchser seiner Zeit nur selten be-
sitzen.

Int Frühling 1738 kommt ein Kapi-
telsbeschluß auf einen Neubau mit stei-
nernem Gewölbe Zustande — nicht ohne
Bedenken „wegen der großen Küsten",
und zwar soll im laufenden Jahre noch
Baumaterial beschafft, die Sakristei ab-
gebrochen und der Platz geebnet werden.
Da die Blasbälge der „Orbinari Orgel"
(auf der Seite im Krduz gegen Mitter-

si Zur. Literatur vgl. «bte ‘ fleißige Arbeit
von I. B. Schurr, Das alte und -neue Mün-
ster in Zwiefalten, Rottenburg 1910. Bau-
manns Chronik ist hernusgegeben von E. Pau-
lus HWürtt. Vierteljahrsh. f. Landesgefch.,
1888) . Zur Orientierung über 'die Kloster-
gefchichte vgl. K. HoWerr, Geschichte der ehe-
maligen Benediktiner- und Reichs-Abtei
Zwiefalten, Stuttgart 1887.
 
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