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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 37-39.1919/​21

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Nr. 1/2 (1920/21)
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Weser, Rudolf: Restaurierte Kirchen
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https://doi.org/10.11588/diglit.22108#0100

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die beiden Heiligen unter den heiligen
Nothelfern fungieren, so fanden bald
sämtliche Nothelfer dahier Berührung.
Die kleinen Nothelf wfigürchen, die jetzt
in der Seitenkapelle neu restauriert an
der Wand untergebracht sind, haben wohl
einst einen Altar gebild-t. Ein Renais-
sancegemälde von hohem Werte, Ehrst
stus am Kreuz, ist jetzt durch eine Kopie
ersetzt, welche 1846 Pfarrer Alois
Burger von Ditzenbach laut Unterschrift
am Hochaltarbild gefertigt 4)at. Der
Kopist soll dafür das Original erhalten
haben. Ein anderes Bild aus der ita-
lienischen Renaissanav ist das Gemälde
der heiligen Familie, das jetzt in den
linken Seitenaltar einkomponiert ist.
Ein weibwes altes Oelgemälde auf Holz
stellt wieder die ^6^18^9 Christi dar,
jetzt >im Chor angebracht. An der Chor-
wand rechts ist das Oelgemälde „Mariä
Verkündigung" vom 18. Jahrhund-rt,
früher in der Sakristei. Ein Altarblatt:
St. Antonius, ist jetzt aus dem rechten
Seitenaltar. Einige andrere Altertümer
sind: ein St. Michael mit Wage, aus
Gips, an der rechten Chorwand; die klei-
nen Stationenbilder, unbekannter Her-
kunft, die Holzfiguren St. Wendelin
und Patriz, -eine gotische hl. Anna und
eine Pieta aus Terrakotta, letztere jetzt
auf dem linken Seitenaltar. In der
Sakristei befindet sich ein Frührenais-
sancekästchen mit Eifenblechtüre, die
einen bemalten Engelskopf zeigt.

In den siebziger Jahren des 19. Jahr-
hunderts erfuhr die Kirche eine Rfftau-
ration. Sie wurde durch Dehner und
Müller um 1029 M. ausgemalt, zwei
gotische Nebwaltäre von Bohnenberger
in Gmünd kosteten 686 Mark. Später
wurde als Hochaltar ein Renaissance-
altar von Britsch (Gmünd) 1903 gelie-
fert, der sehr gut und pünktlich gearbei-
tet ist und jetzt die Vorhalle (Kapelle)
ziert. Der neue Kunstgefchmack verlangte
eine gründliche Erneuerung und eine
einheitliche Durchführung resp. Wieder-
herstellung des Kirchenraums im Geist
der Renaissance von 1692. Die Berat'r
waren Pfarrer Pfeffer und Konservator
Laur (Hohenzollern). Vor allem galt
es, der Kirche den lichten und Hellen,
freundlichen Ton zu verleihen, der einst
im Geist ihres Stiles lag und der von

den dunklen Tinten der ' letzten „Ver-
schönerungen", von den grellen und
dunklen Glasmalereien und auch zum
Teil von der Tönung der schweren Al-
taraufbauten totgeschlagen worden war.
Decken und Wände erhielten einen Hel-
len weißen Grundton. In leichten
Farbtönen hebt sich die überaus zierliche
Stukkatur der Decken im Chor und
Schiff ab vom Grund, und die einzelnen
Kartuschen in dm Stuckfeldern sind in
Hellrot, Hellgelb, Hellgrün ausgemalt.

An der Chorrückwand hinter dem Al-
tar ist das große Altarbild (Kreu-
zigung, Kopie von 1846) in reicher Ro-
kökoumrahmung, von einer Art Vor-
hang eingesäumt, der mit einer Krone
abfchließt. Vor diesem Bild, etwas von
der Chorwand getrennt, so daß man um
den Altar herumgehen kann, erhebt sich
die niedere Altarrückwand in halbkreis-
förmiger Rundung und umschließt ge-
wissermaßen die Mensa, an deren Epi-
stel- und Evangelienfeite sie mit säulen-
artigen Konsolen abschließt. Diese die-
nen als Sockel für zwei Holzbilder, Sankt
Rochus und St. Sebastian, die jetzigen
Kirchenpatrone. In der Mitte 'erhebt
sich zwischen doppelten Leuchterb linken
der TabAmakel,, dessen Holztüren sehr
reich vergoldet sind, mit Aehre und
Weintraubenornament. In der dar-
über befindlichen Expositionsnffche steht
ein reich geschmücktes Holzkreuz mit
Strahlennimbus. Tabernakel und Ex-
positionsnische 'sind von grün marmo-
rierten Säulen eingefaßt, die den Ab-
schluß tragen, dessen Bekrönung ein Pe-
likan bildet. Die zwei Engelsköpfchen
oben über den Tabernakelsäulen und die
links und rechts vom Tabernakel knien-
den Engel haben etwas dicke und darum
ältlich wirkende Köpfe erhalten. Der
ganze Altar ist rot marmoriert und mit
viel Vergoldung versehen. Die Altar-
stufen find Kunststein.

Aehnlich sind auch die zwei großen
ChorstühIe mit hoher Rückwand, in
deren Aufsatz dis Bilder von Herz Jesu
und Mariä nebst Früchtengehängen an-
gebracht sind, eine ganz gute Arbeit.

lieber der Kommunionbank auf der
rechten Seite erhebt sich, an den Chor-
bogenpfeiler angeklebt, die graziöse, vom
Chörchen aus zugängliche Kanzel in
 
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