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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 37-39.1919/​21

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Nr. 1/2 (1920/21)
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Weser, Rudolf: Restaurierte Kirchen
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https://doi.org/10.11588/diglit.22108#0101

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grau-bläulicher Marntorierung mit vier
EngelsUgürchen, ohne Schalld>eckel.

Unter der Kanzel steht der Taus-
st eiin mit grünlich-gelbst che r Marmo-
rierung.

Die S e i t e n a l t ä r e sind wie der
Hochaltar ganz neu erstellt. Sie machen
sich in Wirklichkeit besser als in der
Photographie und zeichnen sich aus da-
durch, daß sie nicht mit allem möglichen
Figurenwerk überladen sind. Der linke
Seitenaltar, dessen Bild wir geben,
zeigt die alte Derrakottapieta, das ita-
lienische Frührenaissancebild: heilige Fa-
milie, und als Oberaltarbild eine heilige
Magdalena. Zwei alte Holzleuchter, die
aus dem Altäre stehen, sind gut geschnitzt,
aber schmierig versilbert. Der Unterbau
des Altars ist «echter Stuckmarmor. Der
rechte Seitenaltar gleicht seinem Bruder
wie ein Zwilling dom anderen. Das
Hauptbild ist: St. Antonius und die
Erscheinung des Jesuskindes. Das Ober-
altarbild zeigt die Reue Petri. Bier
gute (unechte) Empireleuchter zieren den
Altar.

Auch die D e ck e i m Schiss trägt
dieselben zierlichen Stukkatur ert, wie
der Chor. Ein Gemälde, Auserstehung
Christi, : einst von Dehner gemacht, ist
wieder aufgefrischt.

Im gleichen Geiste sind die Neben-
räume restauriert: das Oratorium der
gräflich Rechbergischen Familie, in dem
sich ein alter Beichtstuhl befindet, und
von dem eine schöne alte Türe mit altem
Schloß nach außen führt; die Vorhalle
enthält das Barockaltärchen von Britsch,
das ebenfalls erneuert wurde, und ein
zahlreiches Figurenwerk, das pietätvoll
erneuert und hier passend untergebracht
wurde.

Ein Wort muß noch gesprochen wer-
den über die Fenster. Gottlob sind
die Zeiten vorüber, wo man es für not-
wendig hielt, in unseren Kirchen «ein
„mystisches Dunkel" herzustellen, da-
durch, daß man fein säuberlich jede Helle
Glasscheibe mit Farben bedecken ließ.
Gottlob sind auch die Zeiten vorüber,
wo man ganze Flächen mit tiefroter
oder tiefblauer und schwarzgrauer Farbe
verschmierte, die Technik hat diese
Standpunkte h«eute glänzend überwun-
den ltnb unsere Glasmalereianstalten

ringen nach den: Höchsten und Feinstur
in Leuchtkraft und. Transparenz der
farbigen; Gläser. Man will auch nicht
mehr die breiten, satten Bordüren und
die unruhigen kleineren oder größeren
auadratischen, rhombischen, kreisförmigen
Glasstücke über die Fenster verstreuen.
Der Ruf nach Licht und Farbe zugleich,
nach gutem, hellem Glas und transpa-
renter Färbung ist laut geworden und
hat überall lebhaftes Echo gefunden.
Das ist recht so. Wir brauchten Helle,
freundliche Kirchen. Auch in Winzin gen
hat man diese Forderung gestellt, und
sie ist glänzend «erfüllt worden.

Es sind im ganzen sechs Fenster.
Links, vom Chor ausgehend: 1. Maria
mit den: Jesuskind, zu ihren Füßen äin
in den Kampf ziehender Krieger mit der
württenrbevgischen Fahne und dem
Württembergischen Wappen, 2. Sankt
Agnes mit dem Lamm, 3. ein Halbfen-
ster. Rechts: 1. Bor dem Kreuz dies Hei-
lands ein Krieger mit württ. Wappen,
2. Brustbild des hl. Sebastian, 3. ein
Halbsiönster. Die Fenster sind Antik-
glas. Je das erste links und rechts und
das des 'fyl, Sebastian sind rechte Kriegs-
erinnerungssenster, die 'beiden ersten zur
Erinnerung an -einen gefallenen Sohn
einer Familie gestiftet. Die Bilder
nehmen in den Fenstern medaillonartig
nur etwa «ein Feld ein und lassen den
übrigen Teil vollständig frei für das.
ein fallende Licht. Die Anbringung die-
ser Fenster ist ein Schulbeispiel für an-
dere Fälle.

Nach einer vorläufigen Zusammen-
stellung ergab das Werk folgende Aus-
lagen: Eingorüstung 120 M., Holzboden
Herrichten (wegen' des Schwammes
mußte der alte entfernt werden) 430 M.,
Maurerarbeit 1000 M., Zimmermanns-
arbeit 800 M., Schreinerarbeit 1000 M.,
Gipserarbeit 1200 M., Schlosserarbeit
260 M., Herrichten und Ausbessern der
Stukkaturen 1800 M., Fassen und Er-
gänzen der Statuen 800 M., Architekt
400 M., Chorgestühl von Staudenmaier
in Kleinsüßen 1100 M., die Stuckkanzel
1800 M., Dekorationsmalerei von Alfred
Mayer (Neuhausen) 3600 M., Hochaltar
von Müller (Saulgau) 8000 M. (der
Untersatz aus Stuckmarmor 2000 M.,
der Aussatz mit Figuren 6000 M.), die
 
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