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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 37-39.1919/​21

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Nr. 1/2 (1920/21)
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Kunstnotizen
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Die Beweinung von Lippach
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Literarisches
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https://doi.org/10.11588/diglit.22108#0118

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26

Maler die Kapsel gu vergülden 5 Gul-
den 12 Kreuzer, dem Hirrn Wegscheidker
(der bekannte Meister von Rradlingen)
für unterschiiedkiche Fessung 4 Gulden
60 Kreuzer." Was man beim bloßen
Beschauen des Gruppenbildes nie her-
ausfindet, Zeigte sich beim Herausneh-
men desselben aus seinem vorigen Stand-
ort, nämlich daß es aus zwei Teilen
besteht; die Trennungsstelle ist unter
dem über den Leichnam des Sohnes
wallenden Mantelende der schmerzhaften
Mutter. — Kenner schätzen unser Bild
sehr hoch ein, es waren schon solche da,
welche es dem ältwen Syrlin zuschreiben
wollen. Pf. B.

Die Beweinung vo^ Lippach.

Im Besitze eines Bauern von Lindorf,
eines Filiales der Pfarrei Lippach,
OA. Ellwangen, befand sich bis vor weni-
gen Jahren eine Holzskulptur: Pieta
oder Beweinung Christi, -eine
Holzschnitzerei von hervorragender Schön-
heit.

Auf dem Schoß der etwas behäbig
dreinfchauwden Madonna, die mit einem
reich gefältelten Mantel bekleidet ist,
ruht der sehr gut gearbeitete Leichnam
Jesu. Rechts von der Madonna steht
St. Johannes in sorgfältig gearbeitetem
Lockenhaar, das ein liebliches Gesicht
umrahmt. Links St. Magdalena mit
dem Salbengesäß, in lang herabhängen-
den Haaren, mit einem Antlitz von sehr
milden Zügen.

In der Photographie, die wir beige-
ben, ist das Gesicht der Madonna etwas
schlecht weggekommen.

Das Bildwerk wurde verkauft an einen
Professor nach Bayern (München?). Es
soll durch unsere Bemerkungen wenig-
stens irrt Bilde für die Wissenschaft als
schwäbisches Eigenstück erhalten bleiben.

Literarisches.

B a u k u n st und dekorative P l a-
st i k der F r ü h re n a i s s a n c e in
Italien, herausgegeben von Prof.
Dr. Julius Baum, Verlag Julius
Hoffmann in Stuttgart. XVI S.
Text, 302 S. Abbildungen und Ver-
zeichnis. Mit 467 meist ganzseitigen
Abbildungen. Preis Halbleinw. 50 M.
mit 50 Prozent Verlagszuschlag.

Das Werk duldet den 11. Band der Bau-
formenbibliothek, die im oben genannten Ver-
lag evfcheint. Zwar ist die Architektur der
italienischen Renaissance gründlich durch-
forscht. Allein e§- fehlte doch an einem Werk,
das >die Schöpfungen in Abbildungen fielet,
die wissenschaftlich genügen und doch nicht zu
teuer und umfangreich ist. Die italienische
Renaissance soll so in zwei Bänden behandelt
werden, von denen der erste vorliegende die
Frührenaissance, der andere die Hochrenais-
sance darbietet; letzteren wird Corrado Ricci,
Generaldirektor der Altertümer und Schönen
Künste in Rom, bearbeiten. '

Das Werk Baums ist nach sachlichen Ge-
sichtspunkten geordnet. Zuerst werden die
wichtigsten Zentralbauten dargeboten: die Alte
Sakristei des Brunelleschi in Florenz, die
toskanische Zentralanlage in Mailand, Pavia,
Lodi, Crema und Tödi. Dann folgen die kirch-
lichen Langhausbäuten, daraulf die Profan-
bauten der Rüstikapaläste, der Palazzo in Ur-
bino, feie. Bauten Sie na s und bt*e Paläste in
Rom und Venedig. Ein anderer Teil besaßt
sich mit der Dekoration und zeigt die Jnnen-
räu>me, Decken, Fußböden, die kirchlichen Ein-
richtungen, wie Altäre,- Kanzeln, Taufbecken,
Grabmale. Schon diese nüchterne Auszäh-
lung läßt die des Inhalts des

Werkes ahnen.

Dankbarst zu begrüßen ist die Einleitung,
die Baum dem Werke voranstellt. Nach einem
Vorwort über die neuere Literatur zur Re-
naissance spricht der Verfasser über „Fort-
leben older Wiedergeburt der Antike?" in
neun Kapiteln. Das 1. Kapitel, „Mittelalter
und Altertum", sucht die richtigen Grenzen
zwischen Mittelalter und Renaissance festzu-
stellen gegenüber der falschen Auffassung des
19. Jahrhunderts, das die Renaissance mit
Dante, S. Franziskus, N. Pisano und Giotto
beginnen läßt. Wenn >auch der antike Geist
aüfflammt, wie das im Mittelälter in Einzel-
sälleu sich zeigt, so ist das doch noch nicht ein
allgemeines Wiedererwachen des antiken Gei-
stes. „Renaissance beginnt, wenn der starke,
bewußte Spiritualismus und Tranfzenden-
talismus des Mittelalters von einem ebenso
bewußten und bewußt a nt Kiste rendeu Sensua-
lismus abgelöst wird", wenn die anthropozen-
trische, lebensbechhemde Auffassung die tran-
szendentale besteigt. Im 2. Kapitel wird an
einzelnen Fällen nachgewiesen, wie das Mit-
telalter von der antiken Kunst Anregungen
erfahren hat in stofflicher Hinsicht (Bogenfeld
von Lüttich. Lustreife Alexanders in S.
Marco-Venedig, Cäfargeschichte auf den Ber-
ner Teppichen). Häufiger sind bie formalen
Einflüße, die Nachbildungen im eigentlichen
Sinne. Das nächste Kapitel bespricht die Ver-
bindung mit der Antike bezüglich der Bau-
kunst. Es sind manche Grundzüge antiker
Fassadenbildung und Säulenstellung in die
mittelalterlichen Bauten übernommen; aber
die Gesetzmäßigkeit der antiken Verhältnisse
ist selten gewahrt, und auch in Einzelformen
wird die Antike nicht streng nachgeahmt.
Deutlicher sptirt man das Nachleben der An-
 
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