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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 37-39.1919/​21

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Nr. 1/2 (1920/21)
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Literarisches
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https://doi.org/10.11588/diglit.22108#0119

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tife in der Bildneve-i (Kapitel 4), zunächst ver-
mittelt durch Werke !der Kleinkunst (Elfen-
bein, Goldschmie/derei). Besonders lübt die
Antike in den Gegenden, wo antike Denk-
mäler sich erhalten haben, so in Arles. Lehr-
reich ist die Gegenüberstellung eines Kopses
von der Nheirnser Kathedrale (1240) mit einer
Figur aus Eretria (370 v. Ehr.), -S. XII,
und der Medicei-schen Venus mit der Venus
von Pisa (1334—1357). Hier wird ein Aus-
gleich gesucht zwischen dem leiblichen und see-
lischen Element. „Die eigentliche Renaissance
beideutet den Steg des Körperlichen über das
Seelische, des Statischen über das Dyna-
mische. der Form über den Ausdruck." In
Kapitel 5 wird ein Blick geworfen auf das
Proportionenstudium des Mittelalters. Doch
liegt die Pflege der GesetzmähigKeit der
menschlichen Proportion nicht in der Richtung
des mittelalterlichen Kumstwollens.

In diesem ersten Teil seiner -Erörterungen
wendet sich Baum gegen die Ansicht Wor-
ringers, das Mittelalter sei dem Klassischen
durchaus entfremdet gewesen, und gegen Cou-
rajo-d, der die Renaissance schon im 13. Jahr-
hundert beginnen lassen will. Die gelegent-
liche Nachahmung antiker Form ist eben noch
nicht Renaissance. Renaissance ist auch nicht
bloße Wirklichkeitsnachahmung. Das Merk-
mal derselben ist anthrop uzen irische Sensua-
lität. Der Mensch fühlt sich als Mittelpunkt
alles Seins. „Die nicht nur fühlbare, son-
dern -sichtbare und meßbare Gesetzmäßigkeit
der Maßverhältnisse und der Gewichtsvertei-
lung seines Körperbaus, der ihm innewohnen-
dem Kräfte überträgt er bewußt in seine
Schöpfungen." In der Malerei und Bildner-
kunst der Frührenaissance (Kapitel 7) ist das
entscheidende Merkmal nicht die Nachahmung
der Antike, sondern das Wiedersinden antiker
Gesetzlichkeit. In Kapitel 8 wird der WaU-
kuüst der Frührenaissance an einer großen
Anzahl von Werken näher und eingehender
nachgegangen und ihre Entwicklung aufgezeigt.
Das letzte, 9, Kapitel befaßt sich mit den Pro-
portionen der Frührenaissance. Di-e Maße der
Bauten werden aus den Maßen des mensch-
lichen Körpers entwickelt. Dies ist wieder der
anthropozentrische Standpunkt der Renais-
sance. Der R enaissance künstle r schasst nicht
bloß diese Gesetzmäßigkeit, er macht sie auch
sichtbar.

Damit haben wir den Hauptinhalt der -lehr-
reichen Einführung Dr. Baums skizziert, die
sicher in hohem Maße geeignet ist, das Ver-
ständnis des Illustrations-Werks anzubahnen,
zu erleichtern und zu einem wahren '©enufe
der Bildwerke zu führen.

Der Verlag hat nach Papier, Einband und
Ausstattung ein Prachtwerk geschaffen, das Zu-
mal in diesen Zeiten Bewunderung erregt.
Der Druck ist korrekt. Außer den Berichtigun-
gen von Professor vr. Baum ist mir nur ein
Druckfehler ausgefallen Seite XXVI wo es
statt >Abb. S. 56 S. 86 heißen muß. Die
"Schwierigkeiten, die sich in jetziger Zeit der
Herausgabe eines isol-chen Werkes, besonders

der Beschaffung der Photographien, entgogen-
stellen, liegen aus der Hand. Umso verdienst-
licher und umso wertvoller ist das Werk.
Söflingen. Weser.

Kath. Kirchen in Württem-
berg. Bauten und Entwüsise des
Architekten Baurat Ulrich Pohtham-
mer, Stuttgart. Mit 195 Abbildun-
gen. Stuttgart, Deutsches Bolks-
Blatt' 1920.

In dieser Schrift hat der durch seine
Kirchenbauten, über 60 an der Zahl, weitum
im Lande rühmlich bekannte Verfasser eine
ganz interessante Rechenschaft über seine
Tätigkeit -abgelegt, die nicht nur für den
Architekten und Kunstverständigen, sondern
auch für ein breiteres Publikum lehrreich sein
dürste. Mit berechtigter Befriedigung mag
der Verfasser auf diese mehr als 26jährige
Tätigkeit zurückschauen; ihm erzählen die
Nummern und Tafeln ohne Zweifel viel mehr
und viel Intimeres als jedem andern, sie
reden von Arbeit und Erfolg, -aber auch von
manchem Kamps und mancher Bitterkeit -di«
halt dem, der an den Weg baut, nicht erspart
bleiben. Für den Rezensenten ist die Be-
trachtung der Tafeln mit ihrer malerischen
Vielseitigkeit und ihrem Formenreichtum ein
Hochgenuß gewesen und wird ihm -auch ferner
manchmal Freude bereiten. Die Schrift sollte
sich jeder, der mit Neubauten, Anb-auten und
Umbauten von Kirchen zu tun hat, unbedingt
anschaffen und sie genau studieren. Die ein-
leitenden Bemerkungen, Ueberblicke und
grundsätzlichen Forderungen verdienen vollste
Anerkennung. Wenn mau- im Verzeichnis
der Abbildungen die bei den einzelnen -Num-
mern stehenden Zahlen über die Kosten liest,
dann ersaßt einen nicht geringer Neid gegen-
über den früheren Zeitem Wir beglückwün-
schen herzlich den kundigen Meister zu seinem
prächtigen Werke, für welches die Vo-lksblatt-
Druckerei sogar noch gutes Kunstdruckpapier
aufgebracht hat.

S. Weser.

Die ch 11 st it ch e K u n st. XVI.

Heft 2—6. (1919/1920.)

Heft 2 mit dem Einschaltbild „heilige Fami-
lie" von Roßmann bespricht „Reue Male-
reien" von Matth. Schwstl, an denen die
vielen Freunde der Kunst des Meisters ihre
helle Freude haben w-erden. Fastlinger be-
schreibt das., Grabmal des Bischofs Mauricio
im Dom zu Burgos. Fäh widmet seine
Arbeit dem Schweizer M-aler Franz Vettiger
1846—1917. I. Schlecht schreibt ein Gedenk-
blatt für den Maler Joseph Kiener.

In Heft 4 erzählt Zils von Neu-Düssel-
dorser Kunst d-er Künstler -Gderer und Joseph
Huber (Feldkirch), Walter Corde, C. Jung-
Dörsler und Georg Winkler.

Heft 6 ist mehr .der alten Kunst gewidmet:
Sixt Gumpp, der Meister des Breisacher
Hochaltars und der Jsenheimer Altar, Lands-
hut, der .Erfurter Dom, die heilige Kreuz-
 
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