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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 37-39.1919/​21

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Nr. 3 (1920/21)
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Mayer, Karl: Etwas über Verwendung von Kalk in der Kirchenmalerei
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https://doi.org/10.11588/diglit.22108#0132

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Es braucht nicht hervorgehoben werden,
daß Leimfarben am schnellsten dem Verder-
ben anheimfallen. Dies ist allgemein be-
kannte Tatsache. Der Leim vermodert sehr
schnell, so daß die Farben einfach wieder zu
Pulver werden, das man an den Wänden ab-
kehren kann.

Aber auch die mit Kaiein gebundenen An-
striche sind nicht so dauerhaft, als vielfach be-
hauptet wird. Sie sind den Wetterstörungen
stark ausgesetzt. Während des Winiers haben
sich manchmal wiederholt ganze Eiskrusten
auf den Wänden gebildet, wie wir sie auch
auf den Fensterscheiben daheim beobachten
können. Tritt im Frühjahr plötzliches Tau-
i.netier ein, oder kommen die Kirchgänger mit
nassen Kleidern in die Kirche, so kann man
(bei Kasein und Leimfarbe) beobachten, wie
manchmal große feuchte Stellen sichtbar wer-
den, oder das Wasser sich tropfenweise auf
die bemalten Wände fetzt. Zwar verschwin-
den diese Flecken wieder mit der Zeit, die Ka-
sein- und Leimfarbenanstriche leiden aber
stark unter diesem Naß- und Trockenwerden.
Ihre Leuchtkraft geht verloren, und allmäh-
lich frißt sich der Staub so tief in die Farb-
schichte ein, daß man die Farben kaum wie-
der erkennt. Diese Leim- und Kasein schichten
haben eben nicht die nöiige Härte, deshalb
saugen sie die Feuchtigkeit so sehr aus. Da
liegt der Fehler. Allerdings sind die Binde-
mittel nicht allein schuld, auch die Farben,
besonders die vielfach benutzte Kreide tragen
dazu bei.

Die haltbarste Materei ist die Fresko-
materei. Der Freskomalerei kommt aber an
Haltbarkeit das sogen. Mezzofresko am näch-
sten. Die Farben werden mit Kalk vermischt
und gebunden. Es taugt allerdings nicht je-
der Kalk dazu; der von den Härdtsfeldwerken
in Neresheim weist gute Qualitäten auf.
Man muß aber, während der Kalk abgelöscht
wird, gewisse Stoffe zusetzen, sonst erlangt
der Kalkanstrich beim Trocknen noch nicht die
gswünschte und nötige Härte. Wahrend an-
fangs der Anstrich beim Berühren mit dem
Finger noch abfärbt, kann er nach einigen
Jahren abgewaschen werden. (Ein Beispiel
dafür ist die Kirche in Karsee bei Wangen im
Allgäu, welche mit Mezzofresko gemalt wurde
und wiederholt abgewaschen werden konnte.)
Die Feuchtigkeit dringt hier nicht in die
Farbschichte ein, wie es bei Kasein und Leim-
farben der Fall ist, sondern der Kalk, welcher
sich mit der Zeit kristallisiert hat, isoliert nun
die Wände gegen dieselbe. Die Farben haben
dann eine Leuchtkraft, die man mit anderen
Mitteln gar nicht erreichen kann. ' Dieser
Kalkanstrich bildet auch einen außerordentlich
angenehmen Malgrund zu Temperal'bildern,
eben weil er so leuchtend und hart wird.

Selbstverständlich müssen alte Wände
gründlich abgekratzt werden, und der Zusatz,
-den man dem Kalk beigibt, entsprechend der
Güte der zu mähenden Flächen gewählt wer-
den. Da macht die Hebung den Meister wie
überall.

Feuchte Wände.

sind am besten zu behandeln mit Korkplatten
von Grünzweig u. Hartmann in Ludwigs-
hafen a. Rh. Feuchte Wände müssen vom
alten Verputz befreit und die Fugen abge-
kratzt werden. Hieraus werden die Korkplat-
ten angelegt und mit Eisenhaken befestigt.
Zwischen der Mauer und den Korkplatten ist
dann freier Zwischenraum, io daß die Luft
von unten nach oben durchzieht, wie in einem
Kamin. Die Korkplatten sind jedoch nicht
direkt auf den Boden zu stellen, sondern
etwa 2—3 Zentimeter höher, oben werden
wieder Löcher angebracht oder ein Schlitz von
2—3 Zentimeter wie unten, damit die Luft
in den freien Raum ein- und ausziehen kann.
Die Korkplatten werden dann obendrauf ver-
putzt, wie jede andere Wand, sie kann dann
bemalt werden und bleibt fortan schön trocken.
Wenn auch die Hintere, früher nasse Wand
noch länger naß bleibt, so ist das bedeutungs-
los, und mit der Zeit wird auch diese der Luft-
zug trocknen.

Wände mit Salpeter

werden ebenso behandelt; sind es nur kleine,
mit Salpeter belegte Stellen, so verlangen sie
auch nicht soviel Aufwand, sie werden nur
ausgehauen. Dies geschieht am besten im
Herbst, um über die Winterszeit ausfxieren
zu lassen. Im Frühjahr werden dann diese
Stellen mit folgender Mörtelmischung ver-
putzt: Eine Mischung von drei Teilen ge-
waschenem Flußsand, ein Teil abgelöschtem
alten Weißkalk und drei Teilen Acetylenab-
fall. Letzterer breiartiger Abfall ist bei je-
dem, der Aoetylenlicht brenn:, erhältlich und
wird in den meisten Fällen gerne unentgelt-
lich abgegeben.

Bei aller Einfachheit dieser Behandlungs-
weise ist dieses erfahrungsgemäß sehr halt-
bar und dauerhaft und bewahrheitet sich hier
wieder der alte Grundsatz: das Beste ist das
Billigste.

Neuhausen a. F. K a r l M a y e r.

Tneratur.

Die ü 6 e rt dlän d i s ch e Kunstöes
16. I « h r h ändert s. Von Eugen
L ü t h g e n. Mit 68 Abbildungen auf
64 Tafeln. Text 112 Seiten. Preis
14 M. mit 20 Prozent Zuschlag (?).
1920. Kurt Schröder, Bonn-Leipzig.
Die Schrift bilde: den 1. Band der „For-
schungen zur Formgeschichte der Kunst aller
Zeiten und Völker", die von Or. Eugen Äüth-
gen herausgegeben werden. Nach der pro-
grammatischen Schrift Lüthgens über^ „Die
Aufgaben der Kunst und des kunstgeschicht-
lichen Hochschulunterrichrs", die wir im
„Archiv" 1919, S. 52—54, besprochen haben,
zeigt Lüthgen in dieser Schrift, wie er sich
die' Entstehung, Betrachtung und Einwirkung
der Kunstwerke denkt, und beschränkt sich zu-
nächst auf die Kunst des 16. Jahrhunderts im
Abendland. Er will das Gesetzmäßige des
 
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