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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 37-39.1919/​21

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Nr. 4 (1920/21)
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https://doi.org/10.11588/diglit.22108#0145
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53 --

Wests aus S. 12 bin ich nicht' ganz einver-
standen. Hier heißt es: „links daneben ein
Büschel Bäume". Ich halte das sür die
Darstellung des Traumes von den s i e-
b e n Aehre n.

Söflingen. Weser.

Eugen L ü t h g e n, rheinische
K u n st des Mittelalters aus
Kölner P r i v a t b e s i tz. Mit 107
Abbildungen auf 104 Tafeln-, 111 G.
Kurt Schröder, Bonn und Leipzig
,1921. Preis 30 M.

Dieses neue Werk des Bonner Privat-
dozenten Dr. E. Lüthgen bildet den ersten
Band der „Forschungen zur Kunstgeschichte
Westeuropas", die ebenfalls von Lüthgen
herausgegeben werden und ist zugleich die
sein ausgestattete „Jahresgabe des Kölni-
schen Kunstvereins". Es ist Joseph stStrzy-
gowski-Wien zugeeignet und in dieser Zu-
eignung scheint mir angedeutet, daß der Ver-
fasser die Ziele dieses Meisters verfolgt und
seine Wege geht. Es ist die vergleichende
und entwicklungsgeschichtliche Methode, die
auch dieses Werk zeigt und die es auszeich-
net. Der „Rheinischen Kunst", die dem Bo-
den des römischen Reiches entstammte, strö-
men von da aus die Erlebniswerte zu, die
in der untergehenden Antike aufflackern.
Für die Frühzeit, bis ins 11. Jahrhundert,
lresfen für die Begriffe der Rheinischen
Kunst nur die allgemeinen Grundlagen der
abendländischen Formgestaltung zu. Die
Zeit des wachsenden Wirklichkeitssinnes gibt
dasselbe erst ihre eigene GestaUungskraft.
Im ersten Kapitel: Morgen- und Abendland
werden denn auch die Kunstbeziehungen von
Süden uüd Osten her nach ihren Beziehun-
gen und Verschiedenheiten gegenüber dem
germanischen Kunstgefühl klargelegt und die
Tatsache der Mischungen östlicher und west-
licher Bildungselemente konstatiert. Sodann
wird der Begriff „Rheinland" umschrieben
und zunächst das Verhältnis der französi-
schen zur deutschen Kunst untersucht mit dem
Resultat: In der Kunst der romanischen
Rasse herrscht ein lebendiges Schönheitsge-
fühl mit maßvollem Sinn für Ordnung,
Gliederung, und Klarheit und Gesetzmäßig-
keit im Aufbau des Künstwerks, woraus sich
eine über die Grenzen des Nationalen hin-
ausgehende Allgemeingültigkeit ergibt. Die
germanische Kunst ist mehr persönlich, und
seelisch, sucht stärkere Ausdrucksformen. Die
rheinische Kunst sucht eine Synthese zwischen
romanischer und germanischer Gestaltungs-
kraft. Damit verbanden sich die Kunstan-
schauung des Ostens, die der nordischen
Formkraft sich äußerte. Dazu kommt das
starke innere Erlebnis des historischen Glau-
bens mit den abendländischen Weltgefühlen
der Liebe und Treue, welche die künstlerische
Darstellungskraft mächtig befruchten und ver-
edeln. Dies führt um die Wende des ersten
Jahrtausends zu dem gesteigerten Zeitsinn
der romanischen Kunst, die sich aus verschie-

denen Mischformen emporringt; unter diesen
ragt besonders die karlingisch-ottonische Kunst
hervor. Die früheste Form der abendländi-
schen Bildanschauung ist die dem Osten ent-
stammende slächenhafte und monumentale
Reihung der Einzelgestalten, die sich im 11.
Jahrhundert zur rundplastischen blockhaften
Form entwickelt. Im romanischen Stil des
12. Jahrhunderts das übersinnlich-geistige
Prinzip: das Kunstwerk wird Träger des
religiösen -Gefühls. Es äußert sich der Sinn
für das Monumentale, für Würde und Maje-
stät und die Arbeit für die Kirche, das Got-
teshaus (vorwiegend großzügige Raumkunst).
Im zehnten Abschnitt wird das Werden der
jungen Gotik erklärt: das gesteigerte Raum-
bewußtsein suchte und fand die dritte Dimen-
sion der Höhe und nun siegt die Lotrechte
über die Wagrechte. Die Gotik des 14.
Jahrhunderts sucht den Raum nach allen
Richtungen auszudehnen, und das wird er-
reicht durch immer eindrucksvollere Hervor-
hebung der Macht der Linie der Senkrechten
(Wegfall der Kapitäle, got. Bündelpfeiler).
Hier gibt der Verfasser auch eine feinsinnige
Erklärung der Z-förmigen Biegung der goti-
schen Skulpturen. Von 1380—1420 herrscht
der sog. „schöne Stil", der mit Erfassung der
Wirklichkeit die sinnliche Schönheit der Form
verbindet und den richtig gesehenen drei-
dimensionalen Raum darstellen will. Das
15. Jahrhundert bringt diese Tiefenwirkung
des Raumes, die plastische Gestaltung der
Figuren, die Verbindung mit der Darstellung
der Landschaft zum Siege.

In diesen kurz skizz irrten Gang der Unter-
suchung werden dann eine große Reihe rhei-
nischer Kunstwerke eingegliedert und be-
sprochen. Die trefflichen Abbildungen er-
hellen wünschenswert die Ausführungen des
Gelehrten. Man kann ihm für die Vorfüh-
rung dieses Bildermaterials nicht dankbar
genug sein, weil dasselbe zum weitaus größ-
ten Teil aus Privatsammlungen stammt und
vielfach wohl auch nie veröffentlicht wor-
den ist.

Söflingen. Weser.

Ursprung der ch r i st l. Kunst.
Neue Tatsachen und Grundsätze der
Kunstforschung- erörtert von Joseph
S t r z y g. o ski. 8 Borträge her
£40»$ Petristiftung in Upsala-. Leip--
zig, Hinrichsche Buchhandluug 1920,
204 S. Preis 20 M. ohne Werl-eger-
zu-schlag. Mit 36 Tafeln.

Das Werk des unermüdlichen Meisters ist
der XV. Band der Arbeiten des kunsthisto-
rischen Instituts der Universität Wien (Lehr-
kanzel Strzygowski) und dem Erzbischof von
Upsala Dr. Nathan Söderblom gewidmet.
Die Forschungen des Verfassers umfassen
besonders den näheren und ferneren Osten,
dessen Durchforschung er mehr als 30 Jahre
seines Lebens widmete. Was er in vielen
Einzeluntersuchungen als Resultate gewon-
nen hat, will er in diesem Werk zusammen-
 
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