Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Hinweis: Your session has expired. A new one has started.
Metadaten

Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 40.1925

DOI issue:
Nr. 1- 3
DOI article:
Weser, Rudolf: Das Kirchlein zu Lehr, OA. Ulm
DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.15943#0026

DWork-Logo
Overview
loading ...
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
Unterschrift: Herr Konrad Motz, geboren zu Dorndorf anno 1615, der Vater
Konrad, Schultheiß, die Mutter Maria Stegmännin.

2. Eine Kapelle in grünem Hain; vor ihr ein verkrüppelter Baum.

Inschrift: Aus wildem Stand — in gutes Land.

Unterschrift: wird bekehrt vom Papsttum und tut sein Bekenntnis allhier zu Lehr
anno 1640-

5. Ein Bienenstock auf einem Tische-

Inschrift: Sic traget heim — den Honigseim.

Unterschrift: studiert zu lllm IO Jahr, zu Straßburg 4 Jahr, exspektiert zu Ulm
5 Jahr.

4. Eine Dorflandschaft mit Kirche im Regen.

Inschrift: So trieft die Gab — der Lehr herab.

Unterschrift: wird berufen nach Merklingen 1640, nach Mähringen und Lehr
1655, nach Weidenstetten 1668.

5. Ein Gebäude mit Gartenanlagen, von der Sonne beschienen.

Inschrift: Iedwederm Teil - zu Nutz und Heil.

Unterschrift: zuerst kopuliert mit Jungfer Maria Buchmillerin 1640 und erzeugte
5 Kinder; zweitens mit Ursula, KlauShelmlin Wit. 1662 ohne Kinder.

6. Ein Erntefeld mit Schnittern.

Inschrift: Der scharfe Schnitt — bringt Segen mit.

Unterschrift: wird in Ulm an einem Leibschadcn geschnitten und stirbt darauf sclig-
lich anno 1669.

Diese 6 Bildchen sind nicht ungeschickt in guter Farbenstimmung gemalt.

Mit dem Schnitzwerk des Altars und des Taufsteindeckels stimmt zusammen die
Kanzel, die (mit Aufgang aus der Sakristei) in die Ecke zwischen dem Chorbogen und der
südlichen Langhauswand hinein gelegt ist. Dieselbe ist ein gutes Werk des Barock. Die
Brüstung zeigt auf ihren etwas geschwungenen Feldern eine reiche Ornamentbedeckung mit
Fruchtgehängen. Die Felder selbst sind abgeteilt durch kräftige Rippen mit guter Blatt-
ornamentschnitzerei- Eine ebensolche Schnitzerei schließt nach unten die Brüstung ab und
krönt den Kanzcldeckel. Eö ist schade, daß die jüngste Restauration (1914/f.) alle diese
drei Werke nüt einem weißen, kalten Farbton überftreichen zu sollen glaubte. Der natür-
liche Holzton hätte diese bedeutenden Werke der Barockkunst sicher warm und angenehm
hervorgehoben und nach ihnen hätte dann auch der Farbton des Gestühls u. a. abgestimmt
werden sollen. Die Entftehungszeit von Altarrahme, Taufsteindcckel und Kanzel wird wohl
auf 1660 — 70 zu fixieren sein- Die Werkstätte des Künstlers ist wohl in Ulm zu suchen.
Vielleicht hängt der auf dem Taufstein verewigte Pfarrer Motz mit dieser Restauration
zusammen, sei cs als Stifter oder Veranlasser der Herstellung dieser Werke.

Mit der Betrachtung der Kanzel sind wir schon in das Schiff der Kanzel hinabge-
sticgen. Der ganze Langhausraum ist 10 Meter lang und 5,2 Meter breit und mit einem
Tonnengewölbe überdeckt, das wohl auch erst aus dem 17. Jahrhundert stammt. Es wird
anzunehmen sein, daß die Decke des Schiffes früher eine flache Holzdecke gewesen ist. Auf
beiden Langhausseiten öffnen sich je zwei Fenster, die rund abschließen, aber außen noch
Reste des Spitzbogens zeigen. Ungewohnt für eine so kleine Kirche ist das Chorbogenbild,
ein jüngstes Gericht. In der Mitte des Vordergrundes scheidet der Erzengel Michael
die Guten und die Bösen, die aus den Gräbern aufcrstehen; im Hintergrund sind große
Reihen von Auferftandenen in Erwartung des Gerichts, das der thronende Richter ver-
hängt. Die Auferftehenden links und rechts vorn, besonders ein paar Frauenfiguren auf
beiden Seiten, sind nicht ohne ziemliche Ueppigkeit gemalt. Das Bild dürfte aus dem 17.
Jahrhundert stammen und einem nicht untüchtigen Maler zuzuschreiben sein. Im Jahr
1859 wurde es restauriert- Ich möchte die Vermutung aussprechen, daß einst in gotischer
Zeit an der Stelle dieses Bildes ebenfalls schon eine gotische Darstellung des Gerichtes sich
befand- Vielleicht waren auch die Wände des Schiffes einst bemalt.

Die -Orgelempore zieht sich auch noch fort in eine Seitenempore an der südlichen
Schiffswand. Die Felder der Emporen sind ebenfalls bemalt mit Bildern des Heilands

H
 
Annotationen