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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 40.1925

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Nr. 7-9
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Lösch, Stefan: Bildhauer Maximilian Schneiderhahn, [1]: ein Gedenkblatt als Beitrag zur Geschichte der schwäbischen Auslandsdeutschen
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https://doi.org/10.11588/diglit.15943#0092
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kus von Assisi; sodann eine lebcnSgooße Statuo der Muttergotteö und des hl. Apostels
Johannes unter dem Kreuze für die Nische des neuen Schulhauses sowie eine überlebens-
große Steinstatue des hl. Joseph mit dein Jesuskinde). Die Marienkirche in Carlislc ent-
hält ein besonders hervorragendes Meisterwerk von Mar Schneiderhahn: der ganze Hoch-
altar nach eigener Zeichnung mit Mensa auü italienischem Marmor, in der Mitte das
Abendmahl in Bronze, mit reichem Tabernakel aus Holz in prächtiger Vergoldung, nebst
zwei stehenden und zwei knienden Engeln. Ferner sind noch zu nennen: Marienkirche in
Qnincy (20 Statuen); Franziskuskirche in Aviston (Herz Jesu und Mariä, St. Friedrich
und S. Elisabeth); Kapelle des Ursulinerinnenklosters in St. Louis (St. Stephanus und
S. Agnes); Vinzenziuskirche in St. Louis (Todesangst Christi); Bonifatiuekirche in
Quiney (Pieta). Die Pinskirche in St. Louis durfte ei» auserlesenes Kunstwerk aus der
Hand des ergrauten Meisters aufnehmen: Mutter Anna mit Kind Maria. In prachtvollem
Marmor ansgeführt ist die letztgenannte Gruppe, wie der Künstler selbst sie nannte: „Mein
letztes Werk, mein letztes Meisterwerk". Zu erwähnen sind noch die Porträtstatue des
früheren Erzbischofs Peter Richard Kenrick von St. Louis, eines jüngeren Bruders des
dritten Bischofs von Philadelphia und sechsten Erzbischofs von Baltimore, Franz Patriziuö
Kenrick, sowie die Porträtstatuen des Bischofs Baltcs von Bclleville und des berühmten
Indianer-Missionärs Marquette aus dem Jesuitenorden, des Entdeckers des Mississippi.

Eine fünzigjährige Berufstätigkeit auf dem Felde der christlichen Kunst und, wenn
die Jahre 1859- >870 hinzugerechnet werden, sechzig Jahre eines selten rührigen Kunst-
studiums sind in diesen kurzen Angaben eingeschlossen.

Mar Schneiderhahn war bemüht und verstand cs meisterhaft, seinen Werken einen
tiefreligiösen Geist einznhauchen. Eine jahrelange Betrachtung der religiösen Wahrheiten
scheint einzelnen seiner Schöpfungen vorangegangen zu sein. Schon die kleinen Nachbil-
dnngen, die anläßlich seines Todes an Verwandte und Freunde ausgegeben worden sind, von
deö Künstlers: „Todesangst Christi", „Consummatnm est" und „Mater Dolorosa“,
lassen erkennen, wie nur eine tiefreligiöse Künstlerseele daS leblose Holz zum Sprechen und
den toten Stein zum Reden bringen kann. Höhere Kraft und himmlische Majestät, Er-
habenheit und Ruhe, harmonische Belebtheit und feierlicher Friede liegt über Gesichtsaus-
druck und Haltung; eine Stufenleiter menschlicher Gefühle ist auf gedrängtem Raume ver-
einigt! Ein Nachklang tirolischer GcmütStiefe und Einfachheit und alle Regeln der Naza-
renerschule ineinander fließen zu lassen ist hier immer wieder neu angestrebt: alles Bilder,
menschlich so nah und doch Gestalten aus eiuer ganz andern Welt!

So gestaltete sich auch die Trauerfeier für den im 80. Lebensjahre verstorbenen Künst-
ler in der alten ehrwürdigen Marienkirche und in der ganzen Mariengemeinde, welcher er
als langjähriges treues Mitglied angehörte, zu einer selten gesehenen Bekundung religiöse»
Sinnes lnid wärmster Teilnahme aus allen Kreisen. Die sämtlichen Geistlichen von den
15 Kirchen der Stadt St. Louis wohnten als Vertreter ihrer Gemeinden der Trauerfeier
bei, an ihrer Spitze Msgr. U>'. John I. Glennon, Erzbischof von St. Louis, ferner
I. S. Schlarmann, Pfarrer der St. Peterö-Kathedral-Gemeinde und Kanzler der Diözese
Belleville; weiterhin als Vertreter der St. Louis-Universität Prof. Dr. W. F. Robinson,
damals Präsident der St. Louis-Universität, mit den Professoren Dr. B. I. Otting, vor-
mals Präsident der St. Louis-Universität, und Prof. Dr. I. L. Späth. Die Notrc-Damc-
Schwestern in Sankta Maria in Ripa, die SistcrS of Charity und die Marienschwestern
hatten Abordnungen zur Trauer um den Toten gesandt. Seine Sorge, die er zeitlebens für
die genannten Ordenskongregationen bekundete, fand damit auch an seiner Bahre einen
bewegenden Dank, zumal von seinen zwölf Kindern (ans erster Ehe fünf, aus zweiter Ehe
sieben) vier denselben angehört hatten bczw. noch angehören, nämlich Julia, jetzt Schwester
Maria Valeria des Notre-Dame-Ordens; Agnes, jetzt Schwester Mar» Edward des
Ordens der Sisters of Charity; Louise, nachher Schwester Maria Maxima, gestorben
1913; Jda, jetzt Schwester Enthymia des Notre-Dame-Ordens. Ein Sohn, der älteste,
soviel wir wissen, war in den geistlichen Stand getreten: H. H. Maximilian, gestorben
1908. Von den übrigen Kinder» sind außer dem heute überlebeuden ältesten Edw. V. P.
Schneiderhahn noch drei im elterlichen Hanse, die übrigen in selbständigen Stellungen.

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