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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 40.1925

DOI issue:
Nr. 10-12
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Weser, Rudolf: Zur Ikonographie des Isenheimer Altars, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.15943#0111

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salvi facti sunt. Aehnlich lautet schon die Erklärung deS hl. Gregor zu Ezechiel c. 40 ff.
„Durch die Waffcr, die aus dem Tempel Hervorkommen und vorbeifließen zur Seite des
Altars, ist die hl. Taufe vorgebildet"733). Mit Beziehung auf die Heiligung des Masters
durch die Taufe Jesu am Jordan und das Sakrament der Taufe kann auch an das Lied
des ScduliuS:

,.Lavacra puri gurgitis
Coelestis agnus attigit,

Peccata qui mundi tulit
Nos abluendo sustulit“

erinnert werben137).

Das Kirchcngebäud e, das sich neben dem Master erhebt, ist vorgebildet durch
die Tempelbautätigkeit des Hohenpriesters Simon und dessen Sorge für die Verherrlichung
des Gottesdienstes und der Opfer. Von ihm heißt es bei Sirach, daß er in Frömmigkeit die
Opfer darbrachte und „ergriff mit der Hand die Opferschale und spendete vom Trauben-
blute und goß es hin an des Altares Fuß zum Wohlgeruch für den Allkönig, den Höchsten".
Und in seine» Segen über das Volk betet Simon: „Gott geb uns Herzensfreude, und daß
in unfern Tagen Friede sei in Israel wie in der Vorzeit Tagen. Er laß beständig sein Er-
barmen mit uns sein und er errette uns in seinen Tage n". Wieder der Hin-
weis auf den Erlöser! Der Kirchenbau des Bildes bedeutet die Kirche Christi, das neue
Bethlehem, das Haus des Himmelsbrotes, der hl. Eucharistie, wo auch das „T rauben-
b l u t" der E r l ö f u n g, das Blut des Erlösers geopfert wird. Sehr schön sagt über
Simons Wirken als Vorbild des Erlösers RhabanuS: „DaS vollendete Opfer wird dar-
gebracht dem erhabenen König, wenn der Leib Christi auf dem hl. Altar dem Allkönig
Gott aufgeopfcrt wird, wo auch die Opferung des Traubenblutes geschieht, wen» das Blut
des Erlösers im Kelche ist, das auszugießen ist an das Fundament des Altars, d. i., alles
ist zu tun zur Erinnerung an unseren Erlöser; denn er ist das Fundament, welches das
ganze Gebäude der Kirche trägt. Seines Opfers Wohlgeruch ist dem Allerhöchsten Herrn
überaus angenehm, weil cs wohlgefällt und willkommen ist Gott Vater, dem Allmäch-
tigen"'33). So bedeutet also das Kirchengebäude vorzüglich das Sakrament des Altars.

Die beiden Sakramente, die auf unserem Bilde durch See und Kirche versinnbildet
sind, gelten als die hauptsächlichsten Sakramente der E r l ö s u n g. So
sind sie schon von S. Gregor bezeichnet: per haec autem duo sacramenta, quae
principalia sunt, alia intelliguntur139): „Durch diese beiden Sakramente, Taufe
und Altarssakrament, welche die vorzüglichsten sind, werden die andern (Sakramente) mit
verstanden". Das Vidi aquam, welches die Nebeneinanderstellung des Wassers und der
Kirche in Erinnerung bringt, läßt schon leise den Gedanken des nächsten Bildes, der Auf-
erstehung, anklingen.

5. Das Auferstehungsbild.

Die Verbindung des Auferftehungsbildes mit den drei vorhergehenden Bildtafeln auf
dein Altar ist ein sicherer Beweis dafür, daß Grünewald keinen mariologischen Zyklus
darstellen wollte. Wäre das der Fall gewesen, so hätte er auch auf diesem Flügel eine
mariologische Szene bringen müssen. Es wäre ihm auch gar nicht schwer gewesen, eine
solche zu finden, oder dieselbe mit dem Aufcrstehungsgedanken in Beziehung zu setzen. DaS
Nächstliegende wäre gewesen, etwa die Erscheinung Jesu des Auferstandencn vor seiner
Mutter Maria zu malen, ein Gegenstand, der im 14. Jahrhundert sehr beliebt war, obwohl
das Evangelium eine solche Erscheinung nicht berichtet. Beispiele sind: Die Erscheinung
des Auferstandenen bei Maria von Antonello da Messina""), ferner ein solches Bild von
Roger van der Weyden"7), weiter dieselbe Darstellung auf einem sehr schönen Altar deö

1:!G) Corn. a Rapide, Comm. in Ezechiel <8.1211.

137) Hymnus an Epiphanie.

138) Corn. a Lapide, Comment. in Eccli c. 50.

139) 1. c. in Ezech. 8. 1211.

11 °) Br6viaire Grimani 8. 36.

Ul) Abbildung bei (Schell, Christus 8.103.

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