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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 40.1925

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Nr. 10-12
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Stärk, Hermann Joseph: Die neue Kapelle der höheren Töchterschule Ellwangen
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https://doi.org/10.11588/diglit.15943#0122
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Lapelle der Höhere» Töchterschule Lllrvange».

Architekt Hannig-Würzburg.

Die neue Kapelle der Wheren Töchterschule lkllmaugen.

Von Kaplan Stärk.

Zeiten, die von echter Kunst wußten, haben dem Kleinsten und llnbedeutendsten eine
künstlerische Seele einzubauchen sich bemüht. Als z. B. neulich die Kreisregierung hier
aufgehoben wurde, entpuppte sich die mit Aktenschränken überladene Registratur als ein
gotischer Raum von ganz überraschender Harmonie. Er »tag wohl das Refektorium des
ehemaligen Klosters gewesen sein. Die Ausstellung des VolkskunfttageS konnte in diesem
Raum so fein eingebettet werden wie ein Christkind in das grüne Moos. So sind in alten
Schlössern und Klöstern noch manche Räume, vor allem Hauskapellen, die wahre Kleinodien
genannt werden dürfen.

Die dürren Jahre der Kunst, die wir, so Gott will, hinter uns haben — leider
waren es deren mehr als sieben —, haben für solche Feinheiten wenig Verständnis mehr
gehabt. Als vor 75 Jahren zu Ellwangen eine neue Töchterschule gebaut wurde, hat mail
sich die Einrichtung einer Hauskapclle sehr einfach gemacht. Man hat einen Raum, der sich
in nichts von den andern Schulsälen unterschied, mit einigen auf Wände und Decke zu-
sammenhanglos aufgemalten Symbolen und Texten verziert; man hat an die Decke einen
breiten Gaskronleuchter gehängt und den niederen Raum dadurch noch um ein Be-
deutendes gedrückt; man hat endlich einen blockigen Altar hereingestellt und die Bankreihen
,n geradezu beängstigender Nähe desselben beginnen lassen. Der Altar selbst war nach
bekanntem Schema: schwer, ohne Harmonie, mit Figürchen ohne Kunstwert überladen,
kurz ein Stück wie aus einer Puppenstube, ein Kinderspielzeug. Nichts ließ in der formalen
Gestaltung des Raums einen Ort kultischer Handlung und die Wohnstätte Gottes ahnen.

Zum Unglück waren c§ gerade diese kunstarmcn Jahrzehnte, in denen unsere Diözese
einen an sich überaus lobenswerten Eifer im Bauen entwickelte. Es waren die Zeiten der
 
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