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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 40.1925

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Nr. 10-12
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Literarisches
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https://doi.org/10.11588/diglit.15943#0131
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imd) zwei Ausschnitte bei- Freske» gegeben ftab, die tue jetzt nock- nirgends vcröffcntlick-t sind. Sebr
»ngern vermißt man in der Sck-rift die Erwähnung des prächtige» gotischen Kreuzes auf dem Krcuz-
aliar, des Kreuzparlikcls, der Sepulkralkunst, des eigenartigen Rokokoaltars. And) die malerische Tätig-
keit des Laienbruders Martin Dreyer an de» Predellen und Rückseite» der Altäre im Kuppelraum
und au den Rückseiten der Orgelprospekte, wie auch an den Altären auf den beiden Seitenemporen wäre
wenigstens eines Hinweises wert gewesen. Endlich hätte» auch die Stukkaturen von Mola (?) im ehe-
maligen Gastbau über dem Treppenaufgang und in de» Zimmer» der jetzigen Pfarrwohnung wohl
eine Schilderung und Charakterisierung verdient.

Söflingen. Weser.

Italienische Reise. Von Georg Mönius. Mit 12 Bildern von Johannes Thiel,
1925, 454 S., Herder, Freiburg, 15 M. gebd.

Das ist einmal ein Italien-Buck), an dem man restlos seine Freude habe» muß. Mit wohltuender
Offenheit bekennt der Versager im Vorwort die Katholizität seiner Bildung und zeigt den Grund
und Bode» an, von dem aus er das Land betrackitct, das er fck)ildcrn will. In der Persönlichkeit des
Verfassers tritt dem Leser entgegen ein feinsinniger Kunstkenner, der die Probleme der Kunst und der
Kunstwerke von eigenartiger Seite aus anpackt, ein historifck) und kulturhistorisck) geschulter Kopf, der
selbst in den verwickelten großen und klciulid>cu italienischen Stadt- und Familienzwisten sick> gut aus-
kennt, ein gründlicher Kenner und Freund der Litcraturgesdiichte, dem die Verehrung der Goetheschen
Muse de» Blick auck> für das italienische Litcraturleben gesck)ärft hat. Dazu kommt ein glänzender prik-
kclnder Stil, der, wie in sckiäumeudeu Kaskaden und Kaskadcllcn dahineilend, den Geist des Lesers
mit feinem Sprühregen blitzender Gedanken und prächtiger Bilder erfrisck)t. Der Weg, den der Reisende
einsck)lägt, geht über Mailand (Certosa) »ack, Genua, Pisa, Florenz, Siena, Neapel, Sizilien, Capri,
Mvntcassino, Rom, Assisi, Bologna, Venedig, Padua, Verona. Manck-mal sind cs kurze, treffende Be-
schreibungen der Kunstwerke, eigenartig scharfe Auffassungen der Künstlertypen und Künstlerpsyche»,
dann wieder ausführlichere geistreiche Essays über historische und kirchcuhistorisck)e Persönlichkeiten, oder
ä»sgczeid)net fixierte literaturgefchichtlichc Erinnerungen, wie z. B. Shakespeare in Venedig, die Ver-
schwörung des Fiesko in Genua, Romeo und Julia, ragende kulturgesck-ichtlick-e Persönlichkeiten, wie
Savonarola, Macd)iavckli, PaSquino, Pietro Arctino, die sick> dem Geiste des Reifenden anfdräugcu,
und die ihn zu packenden reizvollen Schilderungen anregen. Manck-mal blickt and- der Politiker mit
ernsterem Gcsick-t herein, und der 20. September und Mussolini erhalten ihr Lickitbild ebenso oder
vielmehr nick)t ganz so wie Ambrosius, Karl Borromäus, Katharina von Siena, Michelangelo, Rafael,
Dante, Franziskus und Antonius. Fürwahr, ich wüßte kein Werk, das einen Jtalienfahrer besser
einstimmen könne für den Weg zum sonnigen Süden, zu den Wundern Italiens und zu de» dort spru-
delnden Önellc» der Kultur. Dolle, lege!

East Christian Art by O. AI'. Dalton. Oxford, at tlie Clarendon Press 1925.
396 S., Roval Oktav. Mit 69 Lichtbildtafeln und 1 farbigen Bilde.

Das vornehme Werk hat eine» Vorgänger gehabt in desselben Verfassers Buck>: Byzantine Art
and Archeology, das schon 1911 erschienen ist in der Sammlung „Oxford Books". Das jetzige Werk
bat den Untertitel: „Ein Ueberblick über die Monumente". War das frühere Buch mehr vom bistori
sckie» und archäologischen Standpunkt aus gefck>riebc», so kommt im jetzigen mehr der küustlcrisck-e Stand-
punkt zur Geltung. Nack) einem generellen Ueberblick über die östlick-c Kirchenkunst folgt eine g-ographisck-c
Sck-au der Monumente in Syrien, Palästina, Mesopotamien, Kleinasie», Armenien, Georgien, Iran,
Indien, Turkcstan, Aegypten, Konstantinopel und seine Einflußsphäre, Grieck-enland, Bulgarien, Serbien,
Rußland, Wcstitalicn, Frankreick-, Spanien, Dcntsck-land, Skandinavien, Britannien und Irland.
Ueberall werden sorgfältig die Acußerunge» und Ausstrahlungen der östlick>en Kunst aufgedeckt und
behandelt. Der zweite Teil befaßt fick, zunächst mit der Arck-itcktur der Kirchen und ihrer Entwicklung,
dem Baumaterial, den einzelnen Bauteilen und de» Bautypen (Basilika, Zentralbau, Kreuzform). Dar-
auf wird auf die wcltlick)cn Zwecken dienenden Bauten cingegangeu: Festungsbau, öffentlick-e Gebäude,
Paläste und Häuser. Ein besonderer Abschnitt ist den Klöstern gewidmet. Im dritten Teil kommt die
Skulptur in ihre» einzelnen Ersck-einungSwcise» zur Behandlung, während der vierte Teil der Er-
forsck-ung der Malerei dient, wobei ans die Mazedonisck-e und Kretisck-c und die Italo-krctisckie Sck-ule
besonders aufmerksam gemacht wird. Es folgt die Besprechung der Einzelforme»: Fresko, Leinwand,
Mosaik, Illumination. Der fünfte Teil wendet fick, zur Betrachtung der Kleinkünste: Juwelier-, Gold
und Silbcrschmiedekunst, Niello, Damaszierung, Töpferei, Glaskunst, Textilkunst. Der sed>stc Teil be-
handelt das Ornament. Ei» staunenswerter Reichtum von Kunstwerken zieht am Auge des Lesers
vorüber. In den Lick)tbildtafeln ist erstklassiges Material in ganz hervorragend guter Aufmachung vor-
geführt. Ein sehr guter Index ist dem mit großer Akribie verfaßten Buche beigegebe». Die deutsck-e
Literatur, der in den Fragen der östlichen Kunst in den letzten zwanzig Jahren eine besondere Bedeutung
zukommt, ist fleißig hcrangezoge». Die Namen und Werke Strzygowskis und Wulffs, wie die dcutfck-cu
einschlägigen Zeitsckiriftcn sind oft zitiert. Natürlich ist auch die englische, französisck-e und russische
Literatur gut auSgenützt. So hat der gelehrte Verfasser ein für das Studium der ostchristlicheu Kunst
ausgezeichnetes Hilfsmittel gesck-affe», für das ihm besonders die Knnststudierendeu Dank wissen werden.
Der Verlag hat dem Werk ein sck)N»ickes Gewand und eine ganz vorzügliche Ausstattung verliehen. Viel-
leick)< erhalten wir einmal eine deutfck)c Ucbcrfetzung dieses Prachtwerkes, dessen Englisch sick) übrigens
leicht und fließend liest.
 
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