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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 41.1926

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1. Heft
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Hartmann, Karl Otto: Die Wallfahrtskirche Ave Maria bei Deggingen im Täle
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https://doi.org/10.11588/diglit.15944#0006
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krönt. Unter dem Hauptgesims findet sich in diesen Stirnmauern je ein hohes,
mitten in den verhältnismäßig starken Mauern liegendes, oben durch einen
Rundbogen abgeschlossenes Fenster. Auch die zurückliegenden Langseiten haben
je drei solcher Fenster. Der runde Chorausbau hat unmittelbar an seinem
Wandabschluß je ein solches Langfenster und in der Mitte auf halber Höhe
ein Kreisfenster.

Die oberste Krönung des Baues bildet ein über der vorderen Giebelwand
auf echteckiger Grundfläche aufsteigender Dachreiter mit massivem Gesims
und geschweifter Kuppelhaube.

In das Innere der Kirche führen drei Eingänge, der Haupteingang in
der vorderen Giebelwand, die Seitengänge symmetrisch angeordnet in den
beiden Langwänden. Die Eingänge sind einheitlich durchgebildet. Die recht-
eckige, oben in einem gedrückten Halbrund (Korbbogen) abgeschlossene Öff-
nung ist von einer toskanischen Pilasterstellung mit Gesims und Spitzver-
dachung umrahmt.

Beim Eintritt öffnet sich ein ganz überraschender Eindruck der Groß- und
Weiträumigkeit. Der Hauptraum, das Schiff, ist mit Ausnahme der Stützen
für die über dem Hanpteingang ganz quer eingebaute Empore völlig ungeteilt.
Die Raumverhältnisse sind äußerst glücklich gewählt. (Innere Weite von
Langwand zu Langwand 12 Meter, von der Vorderwand bis zur Chorwand
30 Meter.)

Das durch diese Abmessungen gebildete Rechteck ist an der Eingangseite
durch symmetrische Eckeinbanten von etwas über drei Meter im Quadrat
eingeengt. Dieselben sind mit auffallend starken Mauern bis zur Decke durch-
geführt. Die Mauerstärke würde als Stütze für die Decke keine ausreichende
Erklärung finden; es muß vielmehr angenommen werden, daß diese Eckstein-
bauten den Unterbau bilden sollten für zwei Fronttürme, die wohl ursprüng-
lich geplant waren, aber nicht zur Ausführung kamen.

Die beiderseitigen Langwände sind in einem Abstand von etwas über zwei
Meter von der Chorwand unterbrochen von zwei symmetrisch einander gegen-
überliegenden großen Nischen (Apsiden) von halbkreisförmigem Grundriß mit
etwa sieben Meter Durchmesser. Sie sind offenbar nur zur Ausweitung des
Innenraums angeordnet, da in ihrem Grund keine Altäre, sondern Beicht-
stühle stehen. Auch die großen Fenster in der Außenwand weisen darauf
hin. Vielleicht war auch die Kreuzbildung im Grundriß bei der Anordnung
dieser Nebenapsiden mitbestimmend.

Die Seitenaltäre stehen an den beiderseitigen Absätzen der Chorwand
Ihre Achse ist parallel der Längsachse ausgerichtet.

Die Choröffnung hat die gleiche Weite wie die Apsiden. Der Chorraum
hat im Grundriß ein Quadrat und einen anschließenden Halbkreis als Apside.
So erinnert also der Grundriß der Kirche an die „Cella trichora“ der frühe-
sten altchristlichen Kirchenbauten, von denen an der Via Appia zu Rom noch
ein kennzeichnendes Beispiel vorhanden ist.

Von dem Chorraum führen zwei in der Achse des Chorquadrats liegende
Türen zu Nebenräumen, von denen der linke als Sakristei, der rechte als

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