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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 41.1926

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1. Heft
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Hartmann, Karl Otto: Die Wallfahrtskirche Ave Maria bei Deggingen im Täle
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https://doi.org/10.11588/diglit.15944#0007
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Beichtkapelle benützt wird. Diese Nebenräume wurden dadurch gewonnen, daß
die äußere Langwand über das Querhaus hinaus durchgeführt ist. Sie erga-
ben sich zwischen der Langwand und der eingezogenen Chorwand. Uber den
Seitenräumen öffnet sich nach innen eine mit Brüstung versehene, in einem
gedrückten Halbrund abschließende Empore.

Die Innenarchitektur trägt, soweit sie der ErbauuugSzeit der Kirche ent-
stammt (1716 bis 1718), alle Züge des spezifisch süddeutschen Barocks. Die
Wände sind durch Pilaster mit attischer Basis und korinthischen Kapitälen
gegliedert. Sie tragen ein mächtiges, in der bekannten Prandauerschen Pro-
filbildung gehaltenes, edel durchgezeichnetes inneres Kranzgesims. Dasselbe
zeigt eine starke, in den Verhältnisien sorgfältig abgestufte Bewegung. Es
verkröpft sich über den Pilastern, erhebt sich in elegantem Schwung über die
Fenster, schmiegt sich lebensvoll ein in die Rundung der Apsiden und gibt so
dem ganzen Innenraum einen äußerst wirkungsvollen Abschluß. Gerade die-
sem ringsum durchgeführten Kranzgesims ist es zu verdanken, wenn der
Innenraum einen so einheitlichen, zusammengehaltenen, harmonischen Ein-
druck macht.

Vom Hauptgesims steigt über dem Schiffsraum ein flaches Spicgelge-
wölbe, über dem Chorqnadrat ein Tonnengewölbe und über den Apsiden je
ein halbes Kugel(Chor-)gewölbe auf. Das Spiegelgewölbe wird offenbar
von einem hölzernen Schalgerüst getragen. Der ebene Spiegel hat die Form
eines langgestreckten Rechtecks. Es ist von einem zarten, an den Ecken in
Schweifungen gebrochenen Profilstab umrahmt. In diesen Rahmen schmie-
gen sich zwei Deckengemälde ein, von denen das eine kreisrund umrahmt ist
lind in der Achse des Querhauses liegt, das andere, größere, aber einen ovalen
Umriß hat. Letzteres gibt eine lebensvolle Darstellung des Paradieses, der
Beschauer kann aber die hehre Frau, die majestätisch auf dem Baume des Ver-
derbens steht, nicht übersehen und erkennt leicht, daß das Bild die Verherrli-
chung derjenigen, die der Schlange den Kopf zertreten sollte, sich als Zweck
und Ziel gesetzt (anch ihre Eltern Joachim und Anna erscheinen in prächtiger
Gewandung und feierlicher Haltung seitwärts auf dem Bilde). Das andere
Gemälde hat zum Gegenstand die Verkündigung des Engels an Maria und
zeichnet sich aus durch feine Perspektive sowie durch großartige Draperien,
aber auch durch die religiöse Weihe, die über dasselbe auSgegoffen ist.

Zwei weitere Deckengemälde finden sich über dem Chorquadrat und der
Chorapsis. Das erste führt die Repräsentanten der Weltteile vor Augen,
wie sie der gebenedeiten Jungfrau huldigen, daS andere, über dem Hochaltar,
aber ist als Preis der Makellosigkeit Mariens zu deuten, die als Sonne der
Gerechtigkeit dargestellt ist, zn der drei gelehrte Männer bewundernd auf-
schauen.

Außerdem sind in der beiderseitigen Kehle des Tonnen- bezw. Spiegelgc-
wölbeö über der Achse der Fenster noch kleinere Gemälde in ovaler Medaillon-
form angebracht, und zwar sind es deren im Chor vier und im Schiff sechs.
Dieselben wollen die Makellosigkeit und Unbeflecktheit Mariens noch näher

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