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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 41.1926

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1. Heft
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Die Heiligenbildchen-Ausstellung in Stuttgart in August 1925
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https://doi.org/10.11588/diglit.15944#0017
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„Wir Kindlein baden den Herrn Iesum Christ,

Der unser lieber Vetter und Erlöser ist."

Die Namen der Kinder sind alle angemerkt: S. Simon, Johann Ev.,
IakobuS d. X, Iakobus d. I., Thaddäus, Joseph, Samuel, Barnabas, wo-
mit lauter Verwandte des Herrn gemeint sind. Auch das Bild „von der
Nestel unserer l. Frauen zu Straubing", Kupferstich von Zimmermann, hat
unsere Aufmerksamkeit gefesselt. Sonst aber war es sehr auffallend, daß
keine Bilder, die eigentlich mystische Gedanken enthalten, ans der Ausstellung
vertreten waren. Vergebens habe ich z. B. nach einem Keltertreter usw.
umgeschant.

Der nach Umfang und Eigenart wohl glänzendste Teil der Ausstellung
aber war die Sammlung der st Ministerialrats Krämer-München. Ein der-
artiger Reichtum von Ausschnitt- und Ausstichbildern in allen Größen und
Formen, in wunderbarsten Zeichnungen und Farbenabtönungen, wird wohl
nicht ein zweitesmal sich finden. Freilich waren das nicht lauter „Heiligen-
bildchen" im strengen Sinn, das läßt ihre Größe, manchmal fast Foliogröße
nicht zu. Aber man nimmt diese Inkonsequenz gerne in Kauf. Schwerer
könnte man dem Vorwurf begegnen, daß mit dieser Sammlung doch allzu
vieles Gleichartige nebeneinandergesetzt war, desten Betrachtung vielleicht doch
zuletzt ermüden muß.

Aufgefallen ist uns bei der Ausstellung, daß die große Bildchensammlnng
in Rotten b u r g (Prälat Laun, Domkapitular) nicht vertreten war. Auf-
fallend war auch, daß manche Spezifika von Gebetbuchbildchen wie die
S a m m e t st i ch e, die I a h r e S h e i l i g e n b ildchen, Gebctsempfeh -
l u n g s b i l d ch e n gar nicht vorhanden waren.

Um nun näher auf die Technik dieser Bilder und Bildchen einzugehen,
so mögen am meisten Bewunderung bei vielen Besuchern die — nennen wir sie
einmal so — alten Spitzen bilde r erregt haben. Man darf sie wirklich
so heißen; denn bei sehr vielen ist zu konstatieren, daß sie wirklich auf subtilste
Art die feinen duftigen Erzeugnisse der Textilbranche nachahmen. Geome-
trische Muster, Pflanzenmuster, Tierdarstellungen schlingen sich in fast ge-
hauchter Zartheit um das eigentliche Bild; in dem Maße, daß die Größe der
Spitzen nicht mehr im rechten Verhältnis zu dem von ihnen umschlossenen
Bilde steht. Das sind NadelanSfticharbeiten, Nadelstich- lind Nadcltnpf-
arbeiten, die sich neben den feinsten Textilien sehen lassen können. Die Zeich-
nung ist manchmal etwas lose und frei, dann aber wieder von einer staunens-
werten Konzinnität und Korrektheit. Das Papier oder Pergament scheint
ganz ansgelöst zu sein in ein kunstvolles durchsichtiges Gewebe. Für den all-
tägliche» Gebrauch sind diese Sachen natürlich nicht geschaffen. Eö sind
Schmuckstücke, die mit einem farbigen Papier (schwarz, gelb und rot) oder mit
Seide unterlegt werden müssen, daß man sie nur recht anfassen kann. Teil-
weise mögen sie früher nur unter Glas und Rahmen aufbewahrt worden sei».
Die Arbeit ist so penibel, daß ihre Herstellung wahre Geduldproben und eine
nicht geringe Anstrengung für die Augen gewesen sein müssen. Da war viel
Selbstüberwindung, viel Hingebung und Liebe vonnöten und die Verfertiger

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