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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 41.1926

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1. Heft
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Die Heiligenbildchen-Ausstellung in Stuttgart in August 1925
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https://doi.org/10.11588/diglit.15944#0018
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oder vielmehr Verfertigerinnen — eS werden meist Arbeiten von Kloster-
frauen fein — haben viel Zeit darauf verwendet. Dabei sind die Bilder, die
so umrahmt sind, manchmal wenig kunstreich, ja manchmal ganz unvollkommen
und schlecht gezeichnet, dafür aber durch Gold und lebhafte Farbe genügend
hervorgehoben. Allein die Arbeit als Ganzes gab doch immer eine deutlich
vordringende persönliche Note. In diesen fromm und geduldig sich hingeben-
den Persönlichkeiten liegt denn auch der Hauptwert dieser Sachen und
Sächelchen.

Oft verbinden sich mit den Spitzen-Umrahmnngen größere oder kleinere
A ns schnitte, durch welche der Rahme ein reicheres Leben mitgeteilt wird.

Eine andere Form bilden die Kupferstiche mit Unterlagen von dünnen
M e t a l l p l ä t t ch e n in Gold, Silber oder irgendwie gefärbt. Das führt
zu manchen Gezwungenheiten und Sonderbarkeiten. Doch ist dem Ganzen
eine gewisse feierliche Wirkung nicht abzusprechen. Von hier aus ist nur ein
Schritt zur Verbindung des Kupferstichs mit Gewandftoffen,
wodurch eine hie und da sehr malerische Wirkung erzielt wird. Daran reihen
sich ganze handgemalte Bilder auf Pergament und Papier, gewöhnlich
mit sehr lebhafter Farbengebung, hie und da von feinster Zeichnung und mit
einer Rahmenmalerei, die es mit den früheren Miniaturen kecklich aufneh-
men kann. Das sind aber natürlich Bildchen, die nur zu bestimmten festlichen
Anlässen und fast nur einzeln hergestellt wurden. Auch sie sind mit starkem
Persönlichkeitswert verbunden. Es folgen die feinen und feinsten Bildchen
mit Stickerei auf Papier oder Pergament, wobei häufig beide Seiten gleich-
mäßig dasselbe Bild zeigen und eine wunderbare Farbenzusammenstimmung
angestrebt und erreicht ist. Diese Art findet sich nicht selten in alten GebetS-
oder Familienbüchern und erfreute sich offenbar hoher Schätzung. Nun fetzt
der K u p f e r st i ch ein auf Papier, Pergament, Seidenstoff in allen Farben,
der dann oft mit Handmalerei zu aufdringlicherem Leben hinaufgefteigert wird.

Auch bei den ausgestellten Kupferstichen ist eö nicht durchaus sicher, ob
sie zu den eigentlichen Gebetbucheinlagebildern gehören oder nicht. Die aller-
meisten werden in die Gebetbücher von Anfang an eingebunden gewesen sein,
als Titelblätter, als Blätter für die hauptsächlichen Gebetbuchabschnittc, oder
beliebte Heiligenandachten, oder als ganze Bildergebetbücher, wie sie im
>8. Jahrhundert häufig hergestellt wurden, z. B. „Allzeit brinnendeS An-
dacht-Fener, das ist Catholische Gebett zu Gott und seinen heiligen an den
Feyr- u. Festtagen deß Jahrs" mit Stichen von G. Heinrich Schifften, G.
Franck I. C. Stenglin, A. Birckhart, Ioh. Balt. Wening, im ganzen etwa
80 Stiche. Ganz abgesehen von den Gebetbüchern, die mit einer größeren
Reihe von Bildern etwa das Meßopfer oder die Lauretanischc Litanei förmlich
durchkomponieren. Es scheint uns überhaupt, als ob bis herauf ans Ende des
18. Jahrhunderts mit den Gebetbnchbildern keine solche Verschwendung ge-
trieben wurde, wie in den letzten 100 Jahren. Die sparsamere Verwendung
war dem Entstehen der minderwertigen Ware nicht günstig. Und doch hat
auch das 17. und 18. Jahrhundert in den Gebetbüchern, ja gerade in den ver-
breitetsten Gebetbüchern eine Flut von schlechten und häßlichen Holzschnitten

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