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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 41.1926

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1. Heft
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Rohr, Ignaz: Die St. Fideliskirche in Stuttgart
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https://doi.org/10.11588/diglit.15944#0030
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Entsprechend dem Unterschied der Dimensionen (St. Elisabeth bei 55,1 Me-
ter Länge, 19,4 Meter Breite, 850 Sitzplätze — die Seitenemporen mitge-
rechnet; St. Maria bei 49,3 Meter Länge nnd 20 Meter Breite 750 Sitz-
plätze) steht der Neubau hinter den andern etwas zurück: 700 Sitzplätze, 800
Stehplätze. Dagegen hat das ganze Unternehmen vor den andern den erfreu-
lichen Vorzug, Kirche und Pfarrhaus mit einzuschließen und mit dem Einzug
in die Kirche atich den ins Pfarrhaus ermöglicht zu haben. Sonst kann nnd
will er freilich unsere gedrückte wirtschaftliche nnd politische Lage nicht ver-
leugnen. Aber er ist ihrer Herr geworden.

Es galt, schlicht nnd doch gediegen zu bauen. Das ist erreicht. Abgesehen
von dein Arkadenhof, besonders der ihn beherrschenden Fassade, der Kanzel,
der Kommunionbank nnd dem Hochaltar mußte von Steinmetzarbeit abge-
sehen werden. Nur die Konsolen der Strebepfeiler erhielten Symbole und
Inschriften. Auch bei der Wahl des Materials mußte man sich bescheiden
»nd bei Altären nsw. auf den einheimischen Travertin beschränken. Trotzdem
gelang es, durch sachgemäße Behandlung und geschickte Farbenzusammenstel-
lung eine vornehme Wirkung zu erzielen. Der resedagrüne Gesamtton der
Wände trägt mit dazu bei, die Travertinparticn nnd namentlich die Holzfarbe
der Decke und Seitenschiffwände nachdrücklich hervortreten zu lassen. Das
große Wort aber führt die Architektur. Die im Scheitelpunkt sich tref-
fenden Strebebögen künden ein lautes: Sursum corda; und haftet das Auge
an den Strebepfeilern, so gleiten die Gedanken an den sie verbindenden Bögen
vorwärts zum Haupt- nnd Ruhepnnkt, dem Chor mit dem Hochaltar nnd
Allerheiligsten. Ein weiterer Vorteil ist die Weiträumigkeit (Mittelschiff
14,50 Meter breit, die Seitenschiffe zmammen nur 7,3 Meter). Das go
tische Konstruktionsprinzip ist also hier verlassen. Trotzdem bieten die Nischen
der Seitenschiffe ausreichenden Raum für sechs Beichtstühle (über diese, so Gott
will, später ein eigenes Wort) und die organische Verbindung der letzteren
nnd der Türen durch die Holzvertäferung der Seitenwände gibt auch den Sei-
tenschiffen den Charakter des Geschloffenen, Ruhigen. — Beim Chor ist eine
ruhige, lichte Gesamtwirknng dadurch gesichert, daß er sein Licht von den beiden
Seiten her empfängt, die Rückwand dagegen nur durch Stabwerk gegliedert
nnd lediglich im abschließenden Bogenfeld durch dekorativ gehaltene Glas-
malereien (Gott Vater in origineller Auffassung, flankiert von anbetenden
Engeln) beleuchtet ist. Dem Chor ist links die Sakristei, rechts ein Raum
für Gesangproben und StiftungsratSsitzungen angegliedert. Erstere baut sich
in drei Stockwerken auf und ermöglicht eine bequeme Verteilung der Para-
mente und Geräte. — Die Fenster des Schiffes sind schlicht gehalten nnd
wollen nur die Innenausstattung ins richtige Licht stellen. — Bei der Einwei-
hung war nur der Hochaltar fertig (bei den Seitenaltären fehlte noch der
Aufbau), überragt von einem auf acht Säulen ruhenden Baldachin. Sollte
er in dem feierlich gehaltenen Chor nicht verschwinden, so waren kräftige For-
men geboten, insbesondere für den Baldachin; und da dieser zugleich der
Sockel für eine monumentale Kreuzigungsgruppe (von Reybach) ist, mußte er
Ruhe mit Wucht verbinden. So leitet er trefflich über zu den drei Figuren,

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