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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 41.1926

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Fürst, A.: Die Jubiläumskronen des hochwürdigsten Herrn Bischofs Dr. Paul Wilhelm von Keppler-Rottenburg
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https://doi.org/10.11588/diglit.15944#0036
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Die Jubilslitnsttonen Des hochmürdigsten ijjerrn lßWofs
A. Paul Wilhelm von Keppler-lliollenburg

Wenn wir beute die beiden „IubiläumSkronen" für S. Exz. Bischof
Dr. Paul Wilhelm von Keppler-Rottenburg noch veröffentlichen, so möchten
wir dabei unsere Leser eingehender auf die kernhafte und urwüchsige kunstge-
werbliche Goldschmiedetechniken einführen. Denn in diesen Grundtiefen liegt
die säwpferische Kraft des Gmünder Kunstgewerblers und Goldschmiedemei-
sterS Fritz Möhler, Inhaber einer Kunstwerkstätte für kirchliche Geräte.

Zuerst möchten wir betonen, daß die zeichnerischen und schöpferische»
Fähigkeiten neben einer vielseitigen Beherrschung von Goldschmiedetechniken,
die dem Gmünder Fritz Möhler zur Verfügung stehen, den Arbeiten eine be-
sondere künstlerische Note geben. In seinen jüngeren Jahren schon konnte
Möhler bei Konkurrenzwettbewerben mit mehreren ersten Preisen ausgezeich-
net werden. Durch jahrelanges Studium als Tagesschüler auf der Gmünder
staatl. Edelmetallfachschule hat sich Möhler eine vielseitige Ausbildung in
allen zeichnerischen und technischen Fächern des Edelmetallgewerbes angeeignet.
Seine höhere kunstgewerbliche Ausbildung erhielt Möhler auf der Metall-
klaffe der Kunstgewerbeschule München bei Professor Fritz Schmidt.

Auf die Edelschmiedearbeiten zurückkommend, möchten wir vormerkend
feststellen, daß es geradezu ungewohnt ist, in diesen Feinheiten kunstgewerb-
liche Goldschmiedearbeiten zu Gesicht zu bekommen, da man gewohnt ist, viel-
fach in kräftigen Aufbauschungen, die von ziselierten Modellationen oft strotzen
von Überladenheit, die Gegenstände dem Nichtfachmann gefällig zu machen.
Oft mit mehreren Techniken und Materialien wird versucht, kräftig ins
Auge stechende Vielheiten anzubringen. Man übersah oft daö alte treffende
Sprichwort: „In der Beschränkung zeigt sich der Meister". Ja, in der Be-
schränkung, in der Einfachheit der Darstellung, in der Geklärtheit liegt die
Vollendung eines Werkes! Hier wird das Handwerk zur Kunst geadelt!
Denn mit je weniger verschiedenartigen Materialien und Techniken eine
Arbeit in ihrer Reinheit gelingt, umso höher steht ihre kunstgewerbliche Höhe.
Möhlers schöpferische und technische Fähigkeiten sind selten. Denn Möhler
ist kein Fabrikgoldschmied oder gar Metallflaschner, die nicht verstehen, daö
Edelmetall als wirkliches Edelmetall kunstgewerblich zu behandeln. Eine
künstlerische Persönlichkeit mit tiefem, innerstem Empfinden, die alles zu einer
Einheit formt, spricht aus Möhlers Schöpfungen.

Dem Nichtfachmann, der gewohnt ist aus der Barock- und Rokoko-Zeit
an kräftige ins Auge springende Ausladungen von Metallformen, sind Möh-
lers kunstgewerbliche Edelmetallbearbeitungen etwas Neues. Er wird sich
zuerst daran gewöhnen müssen. Denn ein ungeschultes Auge wird nicht sofort
die überaus feinen, dezenten Modellationen von Höhen lind Tiefen beobach-
ten, wie sich die goldene Priest er kröne in ihrer Schlicht- und Hoheit
aufbaut. Auf kräftiger ornamentaler Schrift in weißem Emailgrund, die
eine besondere Betonung noch durch die von beiden Seiten mitlaufenden prik-

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