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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 41.1926

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2. Heft
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Weser, Rudolf: Eine neue Ikonographie
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https://doi.org/10.11588/diglit.15944#0060
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Bei Kosmas und Damian wären vielleicht auch zu nennen gewesen die
Brustbilder am Ulmer Chorgestühl von Jörg Syrlin und zwei noch viel ältere
Statuen in der ehemaligen Klosterkirche zu Gutenzell.

Vermißt haben wir in der Reihe der Heiligen die beiden Stadtheiligen
von Kaufbeuren, Gordianus und EpimachuS, dann den heiligen Sola, der
Solnhofen den Namen gab; den Heiligen von Murrhardt, Walderich; die
merkwürdige S. Cutubilla im Kloster Adelberg mit den Mäusen; die „Drei
elenden Heiligen" Archus, Herreneus und Quardanus in Rechtenstein und
Hürbel (Württemberg), über welche I. B. Götz, „Etting und seine drei
elenden Heiligen" 1923 (Hist. Verein Ingolstadt) geschrieben hat; endlich die
heilige Kümmernis (WilgefortiS, Liberata), die aber vielleicht bei Besprechung
des Volto Santo im angekündigten zweiten Band zur Besprechung kommt. —
Bei Johannes Chrysostomus (S. 162) ist nicht erwähnt, daß derselbe mit dem
Apostel Paulus dargestellt wird, der ihm bei der Erklärung der Heiligen
Schrift Beistand leistet. So malt ihn Wannenmacher in der Bibliothek zu
St. Gallen in der Reihe der griechischen Kirchenväter'). Auch auf dem Gemälde
von Sebastians del Piombo in S. Giov. Crisostomo in Venedig ist der neben
ihm zu sehende Kopf nicht St. Augustin, wie Crowe-Cavalcaselle, Geschichte
der ital. Malerei, übersetzt von Jordan, VI. S. 369, meint, sondern der hei-
lige PauluS'). Man vergleiche die Stelle des Breviers vom 27. Januar:
Dignumque existimant, cui Paulus Apostolus scribenti et praedicanti multa
dictasse videatur. Vielleicht wäre auch Johannes Chrysostomus bester bei den
andern Trägern des Namens Johannes einzureihen gewesen. — Bei Fran-
ziskus TaveriuS wäre auch die Abbildung mit dem Meerkrebs zu nennen ge-
wesen.

Dem im vorstehenden besprochenen Bande soll ein weiterer Band folgen,
wie die Vorrede sagt. Derselbe wird eine ikonographische Prinzipienlehre, die
Behandlung der didaktischen Hilfsmotive und die Ikonographie der Offen-
barungStatsachen deS Alten und Neuen Testaments enthalten. Nach all dem
Bedeutungsvollen, was dieser erste Band geboten hat, sehen wir mit lebhaf-
tester Spannung der kommenden Fortsetzung entgegen. Die Schwierigkeit,
die Mannigfaltigkeit und der Umfang der hier sich darbietenden Probleme wird
sich noch viel größer zeigen als beim vorliegenden Werke. Um so lebhafter
wünschen wir, daß wir recht bald uns des Besitzes des ganzen köstlichen Werkes
erfreuen können.

p Siehe: Weser, Joseph Wannenmacher, Archiv f. chr. Kunst XV, 1907, S. 116.

2) Diese» Darstellungen ist noch anzureihen ein Kupferstich von 7- A. P. exc. A. V. Paulus mit
dem Schwert iu der Hand steht halbrechts hinter Chrysostomus und neigt sein Haupt zum Ohre des
Kirchenlehrers: Inspiration des Joh. Chrysostomus durch St. Paulus. Der Kupferstecher ist wohl
I. A. Pfeffel.


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