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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 41.1926

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2. Heft
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Weser, Rudolf: Der "Ratschluß der Erlösung" in der Kunst
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https://doi.org/10.11588/diglit.15944#0074
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an die Epheser oeconomia (dispensatio) Dei, bei Klemens von Alexan-
drien in seinen Stromata oeconomia salutaris genannt wird. Derselbe
Ignatius schreibt in seinem Ephescrbricf: „(In der Geburt Jesu) nahm
seinen Anfang, was von Anfang an bei Gott vollbrachte Tatsache war")."
Nach SynesiuS, Bischof von PtolemaiS 370 — 415), ist Jesus nach dem un-
a u S s p r e ch l i ch e n R a t s ch l u ß des Vaters empfangen und geboren
worden'"). Mit aller wünschenswerten Deutlichkeit spricht sich Papst Leo I.,
der Große (440 — 461), aus, wenn er sagt: „Der Fülle der Zeit entsprechend,
welche die unerforschliche Tiefe des göttlichen Ratschlusses (divini
consilii) anordnete, hat der Sohn Gottes die Natur des menschlichen Ge-
schlechtes angenommen zur Wiederversöhnung mit seinem Urheber." Ein
anderes Mal hören wir von demselben Leo: „Das ist mein Sohn, der die
Wesensgleichheit mit mir nicht durch Raub erstrebte, noch durch sonstige Un-
rechtmäßigkeit an sich riß; er ist in der Gestalt meiner (des Vaters) Herrlich-
keit verblieben, neigte aber seine unveränderliche Gottheit herab zur KnechtS-
gestalt, um zur Wiederherstellung des Menschengeschlechtes den gemein-
f« nt nt Ratschl u ß auszuführen." Mit diesen Sätzen, deren erster dem
Sermo 1 über die Geburt Christi, deren zweiter der Homilie über Christi
Verklärung entnommen ist, hat der Gedanke vom Ratschluß der Erlösung
1 mgang gefunden in die Predigt der alten Kirche, tim nicht mehr zu ver-
winden. Er ist damit aber auch eingedrungen in die Liturgie der Kirche;
denn die beiden Worte Leos werden an Weihnachten und am zweiten Fasten-
sonntag im Brevier gelesen'").

Der altchristlichen Literatur, Predigt und Liturgie schließt sich bald
an die kirchliche Poesie. Ein dent Sedulius (ca. 430) zugeschriebenes
Larmen de incarnatione^) enthält in den folgenden wuchtigen und prächtigen
Versen eine Ansprache Gott Vaters an Gott Sohn:

„Panditur interea dontus omnipotentis Olympi
Sideream in sedent, terras unde arduus omni8
Aspicit, et natuni verbis compellat anticis:

Nate, meae vires, ntea ntagna potentia solus,

Nate, mihi quem nulla dies ab origine rerum
Dissimilem arguerit, comitem complector in ontnis.

Te sine nil altum mens inchoat: ornnia mecunt
Aeternis regis imperiis, ....

Nascere praeque dient veniens age, lucifer, almunt:

Nascere, quo toto surgat gens aurea mundo,

Unde etiam magnus caelorunt nascitur ordo.

Nascere, ut incipiant rnagni procedere menses,

Ne maneant terris priscae vestigia fraudis,

Prospera venturo laetentur ut ornnia saeclo.

--) Funk, l. c. S. 189.

23) Nirschl, Lehrbuch der Patrologie II, 345.

2i) Brev. Rom. 25 Dec lect. IV u. Dom II in Quadrag. lect. VII.

25) Huemer, Sedulii opera omnia, Wien 1885 (Corp. script. eccl. Lat. vol. X), S. 310 ff.

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