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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 41.1926

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2. Heft
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Weser, Rudolf: Der "Ratschluß der Erlösung" in der Kunst
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https://doi.org/10.11588/diglit.15944#0075
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In den» mit Emphase drei Verse einleitenden rmsoere ist bezeichnend der
Beschluß Gottes den» Sohne insinuiert. Neben diesen »najeftätisch einher-
schreitenden Versen bildet die Strophe des Augustinerchorherrn Martin
Mylius, die seine 1517 herausgegebene Passion einleitet, einen bedeutenden
Abklang, doch ist sie inhaltlich eben doch höchst bezeichnend:

„Nun bsasi die Hoechst treyainigkeit, »nit na»r»en
satter, sein »veißhait, lieb bind s») zesaruen,
ain r o t t u n d b s ch l o si, das solt menschlichen san»en
gott selb erlösen'8)."

Eingehender »vird der Erlösungsratschluß kurze Zeit dauach behandelt in
eine»»» Adventslied, deffen Text nach einen» alten Wächterlied aus V. Holls
Liederbuch, 1524—1526 hergestellt, heute noch in» „Rottenburger Gesang-
buchs steht''). Hier heißt eS:

„Der Vater hört das Klaggeschrei
Der arinen Menschenkinder.

Der Heil'ge Geist voll Lieb' und Treu'

Will Rettung für die Sünder.

Es spricht der Sohn: Ach, Vater »nein,

Den Jammer laß uns enden,

Nicht soll das Werk verloren sein,

DaS Werk von unfern Händen,

Wollst »nich als Mittler senden!

Gott Vater das »nit Huld vernahm,

Der Sohn verlangt zur Erde,

Der Heilige Geist hernicderkan»,

Damit das Wort Fleisch werde."

Das andere bekannte Adventslied desselben Gesangbuchs: „Tauet, Him-
mel, den Gerechten", das eine Überarbeitung eines älteren Liedes ist, hatte
ursprünglich als Anfang der zweiten Strophe einen anderen Text, der lautete:
„Gott der Vater ließ sich rühren,

Daß er uns zu retten sann,

Und den Ratschluß auszuführen,

Trug der ew'ge Sohn sich cur8)."

Die angeführten Zitate ans der poetischen Literatur bezeugen das Fort-
leben des Gedankens von» Ratschluß Gottes von der ältesten bis in die neueste
Zeit. Wir dürfen noch hinzufügen, daß in der allgemeinen Literaturgeschichte
derselbe Gedanke seinen Ausdruck fand. So bei de»»» Engländer Milton in
The paradise lost, in deffen dritte»»» Buch sich eine ausgedehnte Zwiesprache
zwischen Gott Vater und Sohn über den Erlösungsplan findet. Ebenso ent-
hält der erste Gesang des „Messias" von Klopstock die deutlichen Worte:

Wackernagel, Lesebuch, Sp. 1511 und 1512.

"') Nr. 32 „Es lag die Well in hartem Weh", wozu der Quellennachweis S. 61S zu vergleichen ist.

2S) Dieser Text findet sich bei I. F. H. Schlosser, Die Kirche in ihren Liedern, Mainz, 1852,
II, S. 241, und wurde in Schwab. Gmünd bis 1900 noch so im Advent vom Volk in der Frühmesse
gesungen.

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