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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 41.1926

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2. Heft
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Rohr, Ignaz: Die Beichtstühle der St. Fideliskirche in Stuttgart
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Literatur
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https://doi.org/10.11588/diglit.15944#0086
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Prof. Hummel, ausgeführt durch die Möbelfabrik A. Hummel, hat eS ver-
standen, sie wesentlich zu verringern oder ganz zu vermeiden, indem er den
Raum für den Beichtvater wie für das Beichtkind verschließbar machte. Durch
Verglasung der Türe mit hellem KathedralglaS ist für genügende Beleuch-
tung, durch fchraggestellte Brettchen an der Decke in allen drei Abteilen für
Lüftung gesorgt. Die Ausmaße sind so gehalten, daß eine bequeme Körper-
haltung möglich ist: Gesamthöhe 2,48 Meter, Breite 3,16 Meter, Tiefe
1,10 Meter, Sitzhöhe 0,46 Meter — Breite 0,92 Meter. Tiefe 0,50 Meter.
Armstütze 0,70 Meter lang, 0,15 Meter breit, Höhe der mittleren Seiteu-
wande bis zum untern Rand des Gitters 0,98 Meter, bis zum obern
Rand 1,43 Meter. Breite des Gitters 0,35 Meter. In einer Höhe von
10 Zentimeter vom Boden aus ist an der Innenseite für den Beichtvater
ein schräger Fußschemel, in einer solchen von 68 Zentimeter ein schräges
Vuchbrettchen angebracht. Die geschweifte, von vorn nach hinten sich
crbreiterude Kniebank für das Beichtkind mißt hinten 50 Zentimeter, die
ebenso gehaltene Armstütze an derselben Stelle 50 Zentimeter. Die Seiten-
türen schließen automatisch. Es ist also genügend für Raum, Licht, Iso-
lierung und Bequemlichkeit gesorgt. Noch ein weiterer Vorzug sei erwähnt.
Da die Innenseite der Außenwände der Kirche geradlinig verläuft, also ohne
Unterbrechung durch eingezogene Pfeiler, so konnte man ihr nach entsprechen-
der Isolierung eine fortlaufende Vertäferung geben und dieser nach Stil und
Farbe die Beichtstühle organisch eingliedern. Sie sind also keine selbständigen
Objekte und konnten dementsprechend schlicht und einfach (Leisten und Kerb-
schnittmuster) ornamentiert werden, was die Kosten verringerte.

Das Neue, das sich hier bietet und praktisch sehr gut bewährt, sei gütiger
Beachtung empfohlen. N o h r.

Literatur

Die Proportion in Antike und Mittelalter. Von Ernst Mösfel. Becksche

Verlagsbuchhandlung, München 1926, 128 S. und 7 Tafeln. Geh.

9 Mark.

Das Werk ist ein Auszug aus einer Doktordissertation, die zunächst nicht vollständig
veröffentlicht werden kann. Über 20 Jahre hat sich der Verfasser mit seinem Stoffe beschäf-
tigt, den er glorios beherrscht. In diesem mit hervorragendem Fleisi durchgearbeiteten Buch
wird die Kreisgeometrie als ausschlaggebendes rechnerisches Element für die alten Bauwerke
bezeichnet und bewiesen, zeichnerisch und rechnerisch. Ein überreiches Material an Bau-
werken wird untersucht und im Bild vorgeführt: Die ägyptischen Bauwerke und Bildnisse,
die vorderasiatischen, die hellenischen, bei denen besonders ins Einzelne, auch bei den einzelne»
Baugliedern, gegangen wird, ferner die spätantiken, frühchristlichen, mittelalterlichen und
Renaissancebauten. Darunter ist auch das Ulmer Münster behandelt. Der letzte Abschnitt
bespricht die technische Handhabung, der geometrischen Proportion durch den planenden
Baumeister und die literarischen Belege hiefür und die Bedeutung der Proportion für den
schaffenden Meister wie für das kunstgeübte Auge. Im Anhang wird die Inhaltsübersicht
des ganzen Werkes des Gelehrten gegeben, die 7 Tafeln am Schluß erläutern trefflich die
Ausführungen. Der Verfasser hat eS sich bei seiner Aufgabe nicht leicht gemacht, und er
«»acht es auch dem Leser nicht leicht, ihm zu folgen. Man muß Geometrie loShabcn, um mit
Verständnis das vorzügliche Buch genießen zu können. S. — W.

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