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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 41.1926

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3./4. Heft
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Weser, Rudolf: Bauanlage und Baugeschichte des Klösters Söflingen
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https://doi.org/10.11588/diglit.15944#0102
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indem wir von der Ostsette ausgehend ins Innere des Klosters einzudringen
versuchen.

Das Gebäude, das den Ausgangspunkt bildet, ist die ehemalige Woh-
nung der Äbtissin, jetzt kath. Stadtpfarrhaus. Zu Klosterzeiten bot es
einen ganz anderen Aspekt als heute. Der Eingang befand sich nicht wie
heute an der Nordseile, sondern an der Mitte der Ostseite des Hauses. Über
dem Eingang war ein Schutzdach, von zwei Pfeilern getragen; im unteren
und oberen Stock war die Ostwand durch je drei Fenster durchbrochen, die im
unteren Stock in Halbrund abschlosien. Die Mitte des Hauses bildete das
Treppenhaus. Unten links befand sich das äußere Windenzimmer,
hinter demselben die innere Winde. Rechts vom Eingang war das
Schreiber st ü b l e, wo die Schwester mit der Versehung der Korrespon-
denz u. ä. beschäftigt war. Eine Türe nach Westen führte ins Kloster-
archiv. Die Räume hatten ein Kreuznahtgewölbe, das heute noch im ehe-
maligen Archiv, jetzt Küchenspeise, vorhanden ist. Im oberen Stock befan-
den sich der Straße zu der Treppengang, links und rechts davon je ein kleine-
res Zimmer, die als „äußere Klausur" bezeichnet werden. Von hier
aus zeigte sich die Äbtissin ihren Untertanen und nahm deren Huldigung ent-
gegen. Rechts nach hinten (nordwestlich) war ein Verhörzimmer für
Verhandlungen verschiedener Art, links (südwestlich) ein großer Raum, das
Äbtissinzimmer, das jetzt durch den Treppeneinbau verschwunden ist.
Der Dachstock enthält eine dreifache Bühne, mit reichlichem schweren
Holzbalkenwerk.

Links vom Äbtissinhaus (südlich) findet sich auf den Plänen ein Törlein,
das als „Eingang in die Klausur" benannt ist. Rechts ans Gebäude schloß
sich die Mauer an, die nach außen stehende, fünf Stützpfeiler hatte. An die
Innenseite dieser Mauer lehnten sich ganz schmale Anbauten, das Salz-
und OlhäuSle. Vor denselben breitete sich das Windengärtle aus,
auch Sch reib ergärtle geheißen, heute PfarrhauSgarten.

Von der Rückseite (Westseite) des Hauses der Äbtissin ging ein mit Zie-
geln belegter Gang — die Ziegel sind heute etwa 60 Zentimeter mit Garten-
erde bedeckt — ins Kloftergebäude hinein mittels einer Treppe; vom Äbtissin-
zimmer im Oberstock ans verband ein bedeckter Gang dieses mit dem Kon-
ventSgebäude, so daß derselbe gerade zur Schlafzelle der Äbtissin führte, welche
in der Südostecke des Konventsbaus sich an die anderen Zellen anschloß.

Betrachtet man vom Windengarten aus die Ostfront des Konventhauses,
so sieht man, wie es im unteren Stock von fünf großen S p i tz b o g e n f e n -
stern durchbrochen ist, der durch einen Steinstab in zwei Teile geschieden
ist. Die Form dieser Fenster ist offenbar aus dem ersten Bau herüberge-
nommen. Zwischen den Fenstern, die weit zum Sockel herabsteigen, führen
zwei Eingänge ins HauS, der eine links in den Speisegaden, der andere
rechts in die K u st o r e i, die als kirchliche Gerätekammer sich zur Kirche hin-
zieht. Diese beiden Räume haben ein Gewölbe, das von Pfeilern getragen
ist. Vom Speisegaden geht eö links in die große Küche, deren Gewölbe von
vier großen Pfeilern gestützt war. Nach Osten und Südwesten hat die Küche

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