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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 41.1926

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3./4. Heft
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Weser, Rudolf: Bauanlage und Baugeschichte des Klösters Söflingen
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https://doi.org/10.11588/diglit.15944#0103
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je ein Kuchenstüble und im oberen Stock eine Küchenbühne mit Stüble. Mit
der Küche verbindet sich als südlicher Trakt das große Refektorium. (Der
sonst beliebte Unterschied zwischen Sommer- und Winterrefektorium trifft in
Söflingen nicht zu.) Dieser lange Speisesaal reicht bis zur Westfront. Von
ihm aus führt der Weg in das Kapitelshauö oder den Kapitelssaal, der
mit einem Altar geschmückt war. Ein Treppenhaus trennt den Saal von der
Kunkelstube, einem geräumigen Zimmer für gemeinsame Arbeit. Die
bisher geschilderten Gelaste umgeben den K r e u z g a n g, der, nach allen vier
Seiten mit spitzbogigen Fenstern versehen, den Kreuz garten mit seinen
beiden Brunnen einschließt. Steigen wir eine Treppe hinauf zum oberen Stock,
so nimmt uns ein Mittelgang auf, der große Zellen gang, der sich über
alle vier Seiten hinzieht. Links und rechts von diesem Gang öffnen sich die
Türen in die 72 Schlafzellen, die je durch ein rechteckiges Fenster Licht
erhalten. An der südöstlichen Ecke ist wie gemeldet das Äbtissinschlafzimmer,
an der südwestlichen das der Priorin. Es scheint, als ob die Zahl der Zellen
die Chronisten dazu verführt habe, den Bestand der Klosterfrauen mit der
Zahl 7 2 zu fixieren. Diese hohe Zahl dürfte trotzdem wohl selten erreicht worden sein.

Vom Zellengang führen zwei Eingänge direkt in die Kirche hinüber zum
Schwesternchor. Wagen wir es im Geiste, die strenge Klausur zu durch-
brechen und stellen wir uns am westlichen Zellengang auf, um die Schwestern
bei ihrem tief schweigenden Gang zum morgendlichen Chorgebet Revue pas-
sieren zu lasten. Es ist im Jahre 1722. Den feierlichen Zug eröffnet „die
hochwürdige Frau Mutter Ä b t i s s i n" Maria Katharina Hunger, die
19. Äbtissin seit der Reform, 1661 — 1739, von Rapperschwyl, seit 1688
im Orden, seit 1717 Äbtissin, jetzt 61 Jahre alt, eine immer noch rüstige
Matrone, die noch weitere siebzehn Jahre den Krummstab führte. Ihr
folgt die „wohlehrwürdige Frau Mutter Priorin" Maria Agnes Schnei-
der von Ehingen 1676— 1733, seit 1693 im Orden. Sie geleitet die
Seniorin des Konvents, Johanna Krieglin von Landshut, 1639
bis 1734, seit 1673 im Orden, die 1726 ihr fünfzigjähriges Ordensjubiläum
feiern kann. Nun naht eine vom Adel, Serafina von Kaisersberg 1663
bis 1727, seit 1679 im Orden und Profeßmeisterin, welche die auf die
Profeß (Ablegung der feierlichen Ordensgelübde in Söflingen nach einem
Noviziatsjahre) sich freuenden Novizinnen vorbereitete. Nach diesen Spitzen
des Konvents erscheinen drei Bayerinnen aus München, Augsburg und Eich-
städt, und ihnen folgt Benigna Manhart aus Polling 1668—1731, feit
1687 im Orden, durch deren Sinn gerade ein Haufen von dicken Pfundnoten
schwirrt, denn sie ist die Chormeisterin und hat die Leitung der Gesänge
des Gottesdienstes. Eine andere Münchnerin, Cäeilia Auer 1670— 1744,
ist später Novizenmeisterin geworden. Antonia Schmid von Weilheim 1668
bis 1728 ist die Apothekerin des Klosters, arbeitet viel im Laboratorium
und bereitet gütig viel heilsame Tränklein, Tee und Mixturen für die Kranken
des Klosters und Ortes. Etwas energisch schreitet daher Amata Koch von
München 1673 — 1742, die jetzige Novizenmeifteri n. Nach zwei anderen
Schwestern, von denen die eine von Adel ist, Kunigunde von Morawitzkv, und

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