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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 41.1926

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3./4. Heft
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Weser, Rudolf: Bauanlage und Baugeschichte des Klösters Söflingen
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https://doi.org/10.11588/diglit.15944#0109
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litt Wechsel geschmückt. Sehr einfach ist das Gestühl der Kirche von 1688.
Reicher und sehr solid heben sich ab die beiden Emporen der Westwand
mir ihrer edlen Gesimsbildung und den tadellosen Brüstungsfeldern. Unter-
halb des Gesimses der oberen Empore liest man noch die vergoldeten Bezeich-
nungen: Officiatrix, Cantrix und Versicularia (letztere beide je zweimal
zu lesen), Worte, welche die Plätze der Dirigentin, der Vorsängerin und der
Sängerin der Versikel im klösterlichen Gottesdienst bezeichnen. Die Decke der
unteren Empore ist in sehr hübsch gearbeitete Felder eingeteilt. Früher er-
streckten sich diese beiden Emporen viel weiter vor in das Schiss, in dem auch
noch seitliche Emporen von den Hinteren Emporen an fast bis in die Nähe des
Chorbogens hinliefen. Vor dem Chorbogen stand noch ein sog. Kreuzaltar.
Vom Kloster aus führte ein Eingang auf die südliche Seitenempore etwa da,
wo setzt die Kanzel ist, und ein anderer Eingang führte westlich auf die obere
Empore, die auf ihrer Rampe wohl ein geschnitztes Holzgitter getragen hat.
Die Mitte dieses Gitters nahm ein größeres Ölgemälde von Ioh. Georg
Wolcker 1746 ein, darstellend Mariä Krönung. In diesem Gemälde ist in der
Mitte ein Oval (gerade die Figur Mariens einschließend) ausgeschnitten, das
von rückwärts mittels eines Scharniers zurückgeschlagen werden kann; durch
die hiedurch entstandene ovale Öffnung vermochte die Organistin gerade ans
den Altar zu sehen, um die priesterlichen Gesänge mit dem Spiel begleiten ;u
können. Das Bild ist noch vorhanden.

Die Kanzel mit ihrer einfachen Felderteilung an der Brüstung und dem
in die Posaune stoßenden Engel auf dem Schalldeckel war in der Nähe des
Chorbogens und noch innerhalb des Chors, da, wo setzt das Chörlein ist, zu
dem von der kleinen Chorvorhalle eine Türe und Treppe aufwärts führt.

Von den A l t a r w e r k e n aus der Zeit des Neubaus hat sich wohl nichts
Ganzes erhalten. Die Altarfteine, früher viel kürzer und schmäler, sind durch
Ummauerung und aufgelegte alte Grabsteine vergrößert tind erbreitert wor-
den. Ein am S. Annenaltar verwendeter Grabstein hat die Doppelinschrift:

V (enerabilis) P(ater) F (rater) Udalricus Winckler obiit an MDCXXXV die
19. Augnsti und V. P. F. Daniel„Kunig obiit anno MDCXXXV die 31./21. Augusti
buius loci concionator.

Der Stein außerdem noch mit einem Totenkopf in Hochrelief bezeichnet,
ist 7O Zentimeter lang und 31 Zentimeter breit. Man wird annehmen kön-
nen, daß dieser Stein von 1635 schon 1688 verwendet worden ist. Auch zur
Verlängerung der Mensa des Hochaltars wurde ein Grabstein genommen,
dessen Schriftzeichen aber nicht mehr zli lesen sind.

Die zwei Beichtstühle und Chorstühle im Vorchor und die zwei
ursprünglich als Dorsale für Levitensitze gedachten und bestimmten Stühle
im Hochaltarchor möge» wenigstens teilweise noch in die Zeit des NeubanS
znrückreichen, wie auch die beiden Statuen S. Michael und Schutzengel, die
ihren ursprünglichen Platz an den Chorbogenpfeiler,t batten und erst seit
1605 zu seiten des Hochaltars angebracht wurden.

Bemerkenswert ist noch, daß die Kirche eine Gruft besitzt, deren Ein-
gang im Vorchor durch eine große Steinplatte markiert ist. 1605 wurde die

KM
 
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