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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 41.1926

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3./4. Heft
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Weser, Rudolf: Bauanlage und Baugeschichte des Klösters Söflingen
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https://doi.org/10.11588/diglit.15944#0112
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sogleich in ihr voriges Klostergebäude zu Söflingen zurückzubegeben, weshalb
der Abzug von Mädlingen auf das schleunigste angeordnet wurde. Am <5. No-
vember 1810 nahm Württemberg in Folge des Staatsvertrags von Söf-
lingen sowie von der Stadt Ulm und dem auf dem linken Illerufer liegenden
Teil Oberschwabens Besitz, und bei dieser Regierungsveränderung wurden die
Konventfrauen zu Söflingen in dem bisherigen Pensionsgenuß an Geld, Na-
turalien und Wohnung belasten. Der erneuerte unselige Krieg mit Frankreich
führte abermals die Notwendigkeit mit sich, das Klostergebäude zu einem
österreichischen Militärspital zu bestimmen. Der Kameralverwalter Glöckler
erhielt daher im März 1814 den Befehl, den Klosterfrauen Räumung des
Klostergebäudes in einer Zeit von 3 Tagen anzukündigen und ihrem freien
Willen zu überlasten, ob sie sich in ein anderes Klostergebäude im Lande be-
geben, oder ihre Ordenskleider ablegen und dann ihren künftigen Aufenthalt
bei Verwandten oder in andern Privathäusern nehmen wollen. Sie wählten
das letztere, einige zogen zu Verwandten und mehrere mieteten Logis in Söf-
lingen. Bei Räumung des Klostergebäudes war ihre Zahl 31, nämlich eine
Priorin, 2 1 Ordensfrauen und 9 Laienschwestern. Während des Auszugs aus
dent Kloster starb der würdige Ortsgeistliche Ambrosius Plösch, vormaliger
Augustiner im Kloster Wengen in Ulnr, an einem Nervenfieber, das in Söf-
lingen damals sehr grassierte. Nach der Räumung des Kloftergebäudes blieb
dasselbe bis zum Anfang des Jahres 1818 ohne Bestimmung und unbewohnt.
Am Ende des Jahres 1817 meldeten sich Kaufsliebhaber aus der Gegend von
Stuttgart, um darin eine Spinnerei einzurichten; aber ein Teil der Söf-
linger Einwohner befürchtete, daß, wenn das Gebäude nicht abgebrochen
würde, der Ort über kurz oder lang mit einem militärischen Lazarett, besten
trauriger Einfluß auf die Bewohner des Orts ihnen noch sehr im Andenken
schwebte, wieder heimgesucht werden könnte. Eine Gesellschaft von 15 Bür-
gern aus Söflingen ersteigerte nun im April 1818 das Klostergebäude und
brach dasselbe gänzlich ab.

Wegen des angebanten Klosters hatte die vormalige Kloster-, fetzt Pfarr-
kirche, auf der Südseite keine Fenster; sie war also immer kalt und feucht und
daher sehr ungesund; das Chor der Ordensfrauen, auf Säulen ruhend, in
welchem die Orgel angebracht war, reichte bis in die Hälfte der Kirche, so daß
ein Teil der unteren Betstühle und die zwischen denselben und dem Chor be-
findliche sog. Emporkirche beinahe kein Licht halten. Wie nun durch den Ab-
bruch des Klosters die Kirche auf der Südseite frei wurde, so mußte in der Ge-
meinde der Wunsch erwachen, daß auf dieser Seite Fenster eingesetzt und das
Chor der Klosterfrauen abgebrochen werden möchte.

Sie übergaben deswegen eine bittliche Vorstellung, und auf die Berichte
des KameralamtS und des Herrn Pfarrers Linder wurde erstereS unterm
14. November 1820 von Kgl. Finanzkammer des Donaukreises legitimiert,
die von der Gemeinde Söflingen gewünschte Veränderung in der Kirche vor-
zunehmen und das Bauwesen nach dem in Abwesenheit deö Herrn Kreisbaurat
Glaser von dem Herrn Kreisbaurat Klinsky gefertigten Riß auszuführen.

Infolge dieser Legitimation erhielt nun die mittägige Seite 5 Fenster, das

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