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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 41.1926

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3./4. Heft
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Weser, Rudolf: Bauanlage und Baugeschichte des Klösters Söflingen
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https://doi.org/10.11588/diglit.15944#0114
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VII.

Wenden wir uns nun der Betrachtung der B a n t e n a u ß e r d e r K l a u-
s n r zu. Der Klosterbezirk war noch durch eine z w e i r e Mauer umgrenzt,
welche eine große Anzahl von VerwaltungS- und Wirtschaftsräumen und die
Wohnungen der Klosterbediensteten in ihren Rayon zwang. Glücklicherweise
besteht diese Mauer zum größten Teil heute noch. Über ihr Alter können wir
keinen genauen Aufschluß geben. Sie folgt den Erhebungen und Senkungen
des Terrains und ist von ungleicher Höhe, von 3 Meter bis zu 4 Meter und
darüber. Das Fundament bilden große Findlingsteine, auf denen das Mauer-
werk von Kalksteinen ans den Söflinger Steinbrüchen (sog. Portlandkalk-
stein) in ganz unregelmäßigen Brocken und von Ziegelsteinen und Ziegelbrok-
ken mit reichlichem Mörtel aufgeschichtet ist. Unten ist die Mauer I Meter
und darüber breit und verjüngt sich nach oben bis auf 10 — 80 Zentimeter.
Oben läuft sie in Dreiecksform zu und ist mit Hohlziegeln abgedeckt. Westlich
fällt die äußere Wand mit der westlichen Klausurmauer ein Stück weit zu-
sammen, zieht sich weiter westlich bis zur Bergstraße, wo sie sich in einem
stumpfen Winkel, in dem nach innen ein zweistöckiges Gartenhäuschen sich über
die Mauer erhebt, nach Süden hinwendet. Vor ihrer Umbiegung in östliche
Richtung ist sie jetzt ein Stück weit abgebrochen. Sie lief bis zum ersten Haus
der Bergstraße und hinter den Häusern der Torftrafie hinunter, bis sie auf die
zusammenhängende Reihe der Häuser des Klosterhofs stößt, die sich an sie an-
lehnen oder auf ihrem Mauerwerk aufsitzen. Die östliche Richtung wird unter-
brochen durch einen Toreingang (vom Gemeindeplatz aus), der ein zwei-
faches Kreuznahtgewölbe und auf dem Dach ein achtseitiges Türmchen trägt.
Dasselbe enthielt bis 1917 ein Glöckchen, das bei Feuersbrünsten als
Alarmglocke geläutet wurde bis in die neue Zeit herauf. Die Glocke trägt am
Hals die Legende: Sancta Maria ora pro nobis. Maria Crescentia Abtisenn.
Darunter zieht sich ein Bandfries hin mit stilisiertem Pflanzenornament.
Am Mantel befindet sich eine sehr schöne KreuzigungSgruppe, darunter ein
Band, das Landleute bei Feldarbeiten zeigt und die Iahrzahl 1792. Ein
weiteres Bild auf dem Glockenmantel stellt Maria dar mit der Unterschrift:
Maria Loreto. Also haben wir da eines der früher viel gebrauchten, oft auS
Italien gebrachten Loretoglöckchen. Im Weltkrieg wurde die Glocke abgelie-
fert und kam ins Ulmer Museum, daS Türmchen aber hat seine Seele verlo-
ren und die gähnende Leere trauert heraus zu den Schallöchern. Auf der einen
Seite des Tores sind zur ebenen Erde Wohngelaffe eingebaut, von denen eines
seit 1763 die Schenkstube des Klosters für den Ausschank von Bier und
Wein an die Dorfgemeinde war. Die Eingangstüre in diesem Raum trägt
heute noch die Iahrzahl 1778 mit zwei Namensbuchftaben und die rohe Ein-
zeichnung eines Weinglases und eines BierkrügleinS.

Von diesem Tor auS, südliches oder untereSTor genannt, liegt die
Mauer mit den an sie angeklebten Häusern weiter östlich ab bis zum Durch-
gang der Blau, der auch als östliches Tor bezeichnet wird, also keinen
Durchgang für Paffanten bot. An dieser Stelle war die E i s e n f r o n f e st e,
d. i. daö Haus für die Gefängnisse. Die Mauer gebt weiter bis zur Chauffee-
 
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