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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 41.1926

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3./4. Heft
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Weser, Rudolf: Bauanlage und Baugeschichte des Klösters Söflingen
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https://doi.org/10.11588/diglit.15944#0117
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und ein anderer Bruder nach Lenzfried geführt. An ihre Stelle kam hierher
als Beichtvater P. Sebastian Baader vom Wengenkloster in Ulm und zwei
Patres von Oberelchingen, P. Peter aus Dietenheim und P. Menrad Mack
aus Söflingen als Pfarrer und Sonntagsprediger. 1805 wurde das Beicht-
halis bayrisches Rentamt, und eine Türe in die Mitte der Längöwand
des Hauses auf die Straße herausgebrochen. Die Oberlichtgitter dieser Türe
lind der südlichen Türe haben heute noch die bayrischen Wappen in schöner
Eisendurchbrucharbeit als Erinnerung an die bayrische Besetzung des Klo-
sters von 1802 —1810. Später wurde das Forstamt in das Haus verlegt
und blieb darin bis zum Beginn des Weltkriegs.

Was endlich die z u f a m Nl en hängen de H ä u s e r r e i h e vom nörd-
lichen Tor bis zur Torstraße hin betrifft, so waren das zu Klosterzeiten lauter
Ökonomie- lind Handwerkergebäude. Im unteren Stock waren durchgängig
große und geräumige Werkstätten und Stallungen mit Steinplattenboden
lind dicken Rundpfeilern ans Backstein als Gewölbeträger; darüber waren die
Wohnungen der Klosterbediensteten. Für dieselben waren charakteristisch die
sehr niederen Fensterchen, die sich manchmal bis heute erhalten haben. Das
Haus des fetzigen Hirschwirts war Wohnung des „Baumeisters", d. h. Oko-
nomieverwalterS — der letzte hieß Nittelmann — lind 1805 des Pfarrers,
1806 des Aktuars, nachdem der Pfarrer ins Gasthaus (in der Klostermühle)
gekommen war. Die dort gewesene „Kordonmannschaft'°)" kam in die Ge-
fängnisse bei den Roßställen. Fraidel beschreibt teilweise die Reihenfolge der
einzelnen Gelasic nicht ganz deutlich so: Die ehemalige Wohnung des Okono-
mieverwalters bildete von 1808 an den ersten Bauernhof, wo der Schafstall
des Klosters war. Dann folgt die ehemalige Gärtnerwohnung „bis ins Eck",
das gab den zweiten Bauernhof. Darauf kanl der Kuhstall des Klosters mit
Wohnung des Gerichtsknechts, der dritte Bauernhof. Den vierten Hof bildete
der Gerstenftadel. Dann folgte der ehemalige Pferdestall, über dem die einstigen
Gefängnisse (Eisenfronfeste) waren, als fünfter Hof. In so viele Höfe wurde
das Klostergut zerschlagen. Darauf folgte die Schmiede, die Wagnerei, die
Schreinerei, die Küferei und der Schweinestall. Leider sind die Angaben dürftig.
Doch muß man selbst für dieses Wenige dankbar fein. Noch ist zu bemerken,
daß die beiden Tore von Torwächtern besetzt waren. (Heute ist auch noch ein
Tor gegen Osten vorhanden, das vom Klosterhof in die Ottiliengasse lind wei-
ter in die SchlößleSgasse führt. Letztere hat ihren Namen von dem einstigen
Schlößle, dem ursprünglichen Wasserschloß der Familie der Grafen von Dil-
lingen, das in neuerer Zeit neugebaut wurde als Gasthaus zum Lamm, früher
Gasthaus ad arcern, d. h. „zum Schloß" oder „zur Burg" benannt. Ein Bild
dieses „Schlößle" mit zwei nebeneinander in die Höhe strebenden Giebeln
aus der bayrischen Zeit 1802 — 1810 ist noch vorhanden.)

Damit ist die ganze Bauanlage und Baugeschichte de6 Klosters an unse-
rem Geiste vorübergezogen. Durch die Einzelbetrachtung der ausgedehnten
Gebäulichkeiten gewinnen wir den besten Eindruck von der Bedeutung des

"°) Fraidel» Chronik, Abschrift S. 138.

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