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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 41.1926

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3./4. Heft
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https://doi.org/10.11588/diglit.15944#0133
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Vincoli sammeln sich die Pilger mit tljrcn Fahnen und grüßen den MoseS des Michelangelo.
Ein Blatt zeigt den kunstvollen g o l d e n e n H a m nt e r, der zur Eröffnung der beiligen
Pforte vom Papste benützt wurde, auf dem die Übertragung des Hirtenamtes an Petrus
figürlich sich abhebt. Das letzte Blatt gibt das Bild der K c l l e, die zum Verschluß der
heiligen Pforte diente. So zieht auf diesen neun Blättern das ganze Jubeljahr in seinen
wichtigsten Ereignissen am Beschauer vorüber. Der Kohlestift des Künstlers ist ganz der
Wucht und Größe der Ereignisse angemessen. So einfach das technische Mittel ist, so groß-
artig und erhaben wirkt es in der Hand des Meisters in jedem Bild tind bringt zum leben-
digsten Ausdruck, was in der Sache liegt und was das Herz erfiillt. S. — W.

Die große Glut. Textgeschichte der Mystik im Mittelalter. Von Otto Karrer.
Verlag „Ars sacra" Joseph Müller, München. 8°, 532 S. nnd
17 Bilder. In Leinw. 6.80 M.

An dem Worte „Tertgeschichtc" im Untertitel braucht niemand sich zu stoßen und zu
glauben, man werde mit tcrtgcschichtlichcn philologischen Untersuchungen behelligt. Das
Buch ist eine mit feinem Verständnis der deutschen Mystik und für das Bedürfnis unserer
Tage zusammengeftellte Auslese aus dem blühenden Garte» der Mnstik. Schon sein Werk
unter dem Titel „Der mystische Strom" hat einen freudig aufgenomntenen Ausschnitt aus
den alten Mystikern von Paulus bis Thomas von Aquin gebracht. Der vorliegende Band
bietet nicht nur Abschnitte aus den alten deutschen Mystikern Hildegard, de» beiden Mech-
tild, Gertrud, Margarete Ebner, Suso, Friedrich von Spee, Johannes Scheffler und aus
der philosophischen Mystik des Mittelalters (Eckebart, Sense, Tauler, Ruysbrook, Tho-
mas von Kempen, Dionysius dem Karthäuser, Gersou, Ludolf von Sachsen, dein Frank-
furter, Johann von Kastl, Nikolaus von Eues nnd Angelus Silesius), sondern auch die
zartesten Stücke aus der italienischen und englischen Mystik, diese in treuer, vorzüglicher
Übersetzung. Aus dieser knappen Inhaltsangabe ist schon der Schluß auf den Reichtum des
Inhalts dieses Buches zu ziehen. Es ist aber auch ein Hochgenuß, aus diesen Quellen voll
Innigkeit, Klarheit und Tiefe, voll Lebendigkeit und Frische zu schöpfen und daran die
eigene Andacht, das ganze Seelenleben zu erquicken und zu entzünden. Die Methode des
Herausgebers ist ganz ausgezeichnet, vor allem durch die vorzüglichen Einleitungen und
besonders durch die kurzen und prägnanten Charakteristiken und Lebensbeschreibungen der
einzelnen Mystiker, welche den Proben aus ihren Schriften jeweils vorangestellt sind. Für
noch tiefer Schürfende sind die Quellenbelege am Schluß sorgfältig angegeben und zuletzt
die Ausgaben der Schriften und deren Übersetzungen mitsamt den Monographien zusammen
gestellt. Da findet jeder »tit Leichtigkeit das ihm Passende und Zusagende und Wünschens
werte hübsch beisammen. Formell schon finden wir eS für sehr gut, daß die einleitenden
Gesichtspunkte über Leben und Wirken der einzelnen Mystiker in einer anderen Schrift als
die Textproben gegeben sind. So ist eine große Übersichtlichkeit gewonnen. Fügen wir
hinzu, daß eine Reihe von ganz eigenartigen Bildern in Kupfertiefdruck beigegeben ist,
z. B. die Holzstatue des an der Seite Jesu ruhenden Johannes von Sigmaringen, jcbt in
Berlin, Maria im Walde, von Filippino Lippi; Die mystische Verlobung der hl. Katha-
rina, von Murillo; Feti: „Weh und wer weiß, ob wohl je du auch nur denkest an mich!";
ein alter Holzschnitt mit dem Bilde Susos; das Titelbild der Trutznachtigall von Spee;
Der Ratschluß der Erlösung, von Konrad Witz; Der Lebensbrunnen; Der Paradiesgarten;
besonders schön die beiden Holzschnitte S. Hildegard und S- Gertrud, u. a. m. Einband,
Papier und Druck rühmen den Verlag, der sich damit ganz auf der Höhe des modernen
Buchschinucks zeigt. Möge sich ein großer und dankbarer Leserkreis für dieses ausgezeichnete
Werk finden! S. W.

Augustinus, Das religiöse Leben. Gesammelte Texte mit Einleitung von Otto
Karrer. Erster Teil. Mit 9 Bildern in Kupfertiefdruck. 290 S. Ver-
lag „ArS facra", Joseph Müller, München 1925. 4.80 M.

Es ist das dritte Bändchen der Sammlung Via sacra, Winke und Worte der Heiligen
auf dem Wege zu Gott. Im vorliegenden ersten Teil ist behandelt: Die Seele und ihr

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