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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 41.1926

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3./4. Heft
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https://doi.org/10.11588/diglit.15944#0135
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Vorrede den Plan des Ganze». Dann sprechen die Bilder, Holzschnitte, Kupferstiche,
farbenprangenden Drucke, ihre einfache und naive, in allem aber herzinnige und gemütvolle
Sprache. Fast alle die alten Koryphäen der Kunst, der deutschen Kunst, sind vertreten. Die
Aufmachung ist musterhaft und macht dem Verlag alle Ehre. Die technische Reproduktion
steht auf voller Höhe. Um wenig Geld kann man sich ei» vorzügliches Bilderbuch erwerbe»,
in dem man alle Jahre gerne wieder blättern und sich erfreuen kan». Die Absicht des Ver-
fassers ist aber auch eine lehrhafte. Darum ist jedem Bild eine knappere oder ausführlichere
Erklärung beigegeben, sehr zum Vorteil des Ganzen und zum Nutzen des Lesers. S. — W.

Kunstgeschichte nach Generationen. Von Pros. Dr. Wilhelm Pinder. Verlag
E. Pfeiffer, Leipzig 1926. 16 S., brosch. 2 M.

Zum hundertsten Dozentensemcster von Johannes Volkelt hat der neue Ordinarius für
Kunstgeschichte in München, Wilhelm Pinder, diese Festschrift erscheinen lassen, die ein
neues Problem in der knnstgcschichtlichcn Betrachtung aufwirft:' D a s Problem der
„M ehrdimensionalität des geschichtlichen Augenblick S", das
Problem der gleichzeitigen Anwesenheit mehrerer Generationen in jedem geschichtlichen
„Augenblick", also auch in der Stilgeschichtc. Dieses Problem ist bei der kunfthistorischen
Datierung der „anonymen Kunstgeschichte" bis jetzt nicht in seiner Bedeutung erkannt
und verwertet worden. Seine Beachtung wird in der Datierung nach stilkritischen Mo-
menten, bei der man unbedenklich auf ganz bestimmte Jahre irgendein anonymes Kunst-
werk fcstlegen will, wesentliche Änderungen und Nüancierungen Hervorrufen. Dies weist
der Gelehrte an den Werken der Persönlichkeiten der nichtanonymen Kunstgeschichte, also
der neueren Zeit, nach und kommt dabei zu ganz überraschenden Resultaten, die in geist-
reicher Zusammenstellung niedergelegt werden. Die Schrift must das tiefste Interesse der
Kunsthistoriker im höchsten Grad in Anspruch nehmen und leitet eine ganz neue, in die Tiefe
und in die Breite sich erstreckende Betrachtung der kunfthistorischen Individualitäten und
Zeiten ein. S. — W.

Norddeutsche Feldsteinkirchen. Von Heinrich Ehl. Mil 94 Abbildungen.
Gg. Westermann, Braunschweig 1926. 170 S., 10 M.

Die Schrift bildet Nr. 6 der Sammlung „Hansische Welt" von Hans Much und reiht
sick den bisher erschienenen Bänden in würdigster Weise an. In einer Einleitung von
103 Seite» behandelt Ehl mit vollendeter Beherrschung des Stoffes die Entwicklung und
Bedeutung des deutschen Kolonialstils. In Wort und Bild treten die deutschen Feldftcin-
kirchen, die hauptsächlich während der deutschen Kolonisation des Ostens vom 12. bis
14. Jahrhundert entstanden sind, in ihren eigenartigen und vielseitig abwechselnden Formen
vor das Auge des Lesers, für uns Süddeutsche etwas besonders Neuartiges. In Betracht
kommen die Bauten in den Provinzen Holstein, Mecklenburg, Pommern, Brandenburg und
in den preußischen Ostprovinzen. Wir dürfen einen Blick tun in die reiche Kolonialtätigkeit
jener Zeit und lernen auch die Einflüsse kennen, die von Westfalen, Sachsen, Thüringen
und vom Rhein her sich in den neuerschlossenen Gegenden auswirkten. Da sind eö besonders
die meist rundtürmigen V i z e l i n s k i r ch e n, z. B. in Neukirchen, Bofau, Ratekan
und andern Orten, die unser Interesse beanspruchen. „Der Bremer Domherr Vizelin bat
ihren Ban veranlaßt, als er l 125 ins Land kam, wo er zuerst Pfarrer in Wippendorf,
dann Stiftshcrr in Neumünfter war und endlich Bischof von Oldenburg an der Ostsee
wurde." Sein Name bedeutet fast eine Stilbezcichnung. - Die reiche Illustration des
Werkes zeigt vor allem das Material dieser Kirchen, den Feldstein, mit dem Türme und
Langhaus gleichermaßen hergestcllt sind, neben dem Äußeren auch mehrere prächtige Innen-
ansichten und ganz interessante Dach-, Turm- und Portalkonstruktionen. Dem Verfasser,
der mit großer Liebe seiner Aufgabe nachging, ist es gelungen, ein lebenswahres Bild dieser
Art von Kirchcnbau zu zeichnen, die geschichtlichen und kulturellen Zusammenhänge auf-
zudecken. Der Verlag hat alles getan, um auch diesen Band technisch brillant auszugestalten.

Söflingen. Weser.
 
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