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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 41.1926

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3./4. Heft
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https://doi.org/10.11588/diglit.15944#0136
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Der Meister E. S. und die Schongauer. Von A. Pestalozzi-Pfyffer. Mil
54 Abbildungen. Verlag von I. P. Bachem, Köln 1926. 95 S. Text,
drosch. 12 M., geb. 14.50 M.

Immer bietet eö einen besonderen Reiz, eine'Künstlerpersönlichkeit, die lange verborgen
blieb, in die Kunstgeschichte cinzuführen und die Schleier der Anonymität zn enthüllen. Der
Anreiz und die Freude müssen sich steigern einem Meister gegenüber, der, nur mit den
beiden Buchstaben E. S. bezeichnet, immer als eine bedeutende Persönlichkeit angesehen
wurde, dessen vollständiger Name aber bis jetzt in Dunkel gehiillt war. Im Meister E. S.
anerkennt die Kunstgeschichte den Begründer der zweiten Epoche des
Kupferstichs in Deutschland. Darum ist die Studie von Frau Pestalozzi-
Pfyffer mit ihren Ergebnissen geradezu epochemachend, tlmfassendc Schongaucr-Unter-
snchungcn haben die Verfasserin zu folgenden Resultaten geführt: Meister E. S. ist
d e r Großvater de s M a l c r s M a r t i n S ch o n g a u e r. Die Familie stammt
aus Augsburg und lief, sich in Colmar nieder, wo sie ein weitverzweigtes Kunstgeschäft
begründete und in ihren einzelnen Gliedern weitcrführte. Der Vorname des Meisters
E. S. ist wahrscheinlich „Ernst" zu lesen. Sein Sohn war ein Goldschmied Kaspar Schon-
gauer; dieser ist der Vater des Malers Martin Schongauer. Kaspar Schongauer (C. S.)
batte fünf Söhne: Georg, Kaspar, Ludwig, Paul und Martin. Von ihnen sind Georg
(G. S.), Kaspar und Paul schon als Stecher bekannt. Ausserdem sind zwei weibliche Fami-
lienglieder als Mitarbeiter am großen Familienwerk: Margareta Schongauer, die als
Kupferstecherin in Colmar und in den Niederlanden wirkte. In geduldigen und ein-
dringenden Studien hat die Verfasserin Zeichen um Zeichen, Strichlein um Strichlein
zusammengetragen, um zu ihren Ergebnissen zu gelangen. Ihre Methode, die in ihrer
Eigenartigkeit überrascht, findet in den Formen der auf den Bildern dargeftellten Bücher
die Merkzeichen der einzelnen Familienglieder. Sie ruht nicht, bis sie die auf den
Stichen oft und oft angebrachten sonderbaren Strichlein und Häklein entziffert hat, und
findet auf den Bildern die einzelnen Künstler der Familie immer wieder dargestellt, was
sie in ihren Schlüssen immer weiter fördert. Man ist zwar gezwungen, ihre Beweisführung
genau unter die Lupe zu nehmen. Allein die Autorin schenkt sich keine Schwierigkeit, und
was etwa diese Schrift noch nicht evident genug gemacht hätte, das soll ihr bald erscheinendes
größeres Merk über die Schongauer vollends bestätigen. Die beigegebenen Bilder sind sehr
gut für ihren Zweck ausgewählt und vorzüglich reproduziert. Der Verlag hat das Merk
mustergültig ausgeftattet. Mögen Verlag und Verfasserin Anerkennung und Genugtuung
finden für ihre Bemühungen, vor allem von seiten der Wissenschaft. S. — W.

Wohin am Sonntag? Ulmer Wanderhefte von Otto Häcker. Ebner, Ulm.
I. vtitb 2. Bändchen 1925, 3. und 4. Bändchen 1926.

Ein guter Gedanke liegt dieser Sammlung zugrunde: die Kenntnis der Schönheiten
der Heimat, der allernächsten und ihrer Umgebung, zu fördern. Darum wird das Auge
geöffnet für am Wege liegende Herrlichkeiten: die Schönheiten der Natur in allen ihren
Merkwürdigkeiten, die Schönheiten der Kunst in Kirchen, Kapellen, an Wcgkreuzcn, auf
Friedhöfen, die Sprache der Geschichte, der großen Geschichte und der kleineren Heimat- und
Lokalgeschichte. Eine Fülle vom anregendsten Stoff zur besinnlichen Betrachtung und zum
reichen Genuß legen die unscheinbaren Bändchen uns vor. Durch die Einteilung in genau
abgegrenzte Wanderungen und Fahrten gelingt es dem Verfasser, alle Eintönigkeit, alle
Schablone, alle Trockenheit aufs glücklichste zu vermeiden. Dazu kommt noch die praktische
Richtung des geübten Wanderers, die nichts vergißt, was zu einer solch frischfröhlichen
Fahrt gehört. Er macht aufmerksam auf Sonntagsfahrkarten, Fahrtenplan, Entfernungs-
masic, Wegweiser, Herbergen, Kurzweil und Langweil der Wege. Die Wanderungen ziehen
sich durch ganz Oberschwaben, die Alb mit Fils-, Rems-, Geißental, Bayrisch Schwaben
bis in die Berge hi». Die Grenze der Ulmer Wandcrhefte ist wahrlich nicht kleinlich
abgestcckt. Wer wandert, möge zu diesen vortrefflichen Führern greifen. Es wird ihn nicht
gereuen, ihnen gefolgt zu sein. S. — W.

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