Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Hinweis: Ihre bisherige Sitzung ist abgelaufen. Sie arbeiten in einer neuen Sitzung weiter.
Metadaten

Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 42.1927

DOI Heft:
1. Heft
DOI Artikel:
Schmidt, R. W.: Die Restaurierung des Wasseralsinger Altars von Martin Schaffner
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.15945#0014

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
iDic lkieflaurierung des Wsfferallinger Nllsrs von jlllmtmßchgffntt.

Von R. W. S ch m i d t.

I. Die kunstgeschichtliche Stellung des Altars.

Die Tafelbilder des Wasseralfinger Altars gelten feit ihrem Auftreten
m der kunstgeschichtlichen Beschreibung als Werk des Ulmcr Maler-Bild-
hauers Martin Schaffner (vergl. Merz, 4. Bericht über die Verhandlungen
des Vereins für Kunst und Altertum in lllm und Oberschwaben, S. 25 ff.
und Häßler ebenda, 9. n. IO. Bericht S. 69). Auch Graf Pückler-Limpurg,
der das Werk Schaffners zum erstenmal zusammengestellt hat, schließt sich
diesem Urteil an. Er läßt aber die durch zwei Wappenschildchen, das Allianz-
wappen Alfingen-Rechberg, bestimmte Datierung 15 26 — 1540 (Vermäh-
lungs- und Todesjahr der dritten Gemahlin des Wolfgang von Alfingen, einer
Rechbergerin) nicht gelten, sondern erklärt die Wappen für später eingesetzt,
also den Altar für früher. Die Figuren deö Schreins sind nach ihm von frem-
der Hand. I. Baum präzisiert in „Altschwäbische Kunst" S. 85 die Entste-
yungözeit des Altars noch näher: Bilder und Figuren des Altars müssen etwa
um 1510 entstanden fein. Er erklärt den Widerspruch zwischen dem Stil der
Bilder und Figuren, die auf ungefähr 15 IO, und den Wappen, die auf ungefähr
15 30 weisen, damit, daß Wolfgang von Ahelfingen den Altar im Jahre
1531 anläßlich des Bildersturms in Ulm erworben hat und bei der anschlie-
ßenden Aufstellung in Wasseralfingen die Stifterfiguren und Wappen hin-
zufügen ließ; ein stilistischer Gegensatz zwischen den großen Heiligenstatuen
und den Stifterfigürchen sei unverkennbar. Die Heiligenstatuen selbst scheidet
er aber ans der Erörterung des Werkes von Schaffner aus, da sie seiner An-
sicht nach keine Beziehungen zu dem einzig erhaltenen größeren plastischen
Werk Schaffners, dem Wettenhauser Altar von 1524, zeigen. Bei der
Angabe, daß der Altar, ans dem Ulmer Bildersturm gerettet, nach Wasser-
alfingen verbracht worden sei, sowie mit der nachträglichen Anfügung der
Stifterfiguren folgt Baum einer Vermutung, die O. Häcker zuletzt im
Ellwanger Jahrbuch 1922 — 23 in seinem Aufsatz „Auf deu Spuren der
Ahelfinger", S. 19, ausspricht, wo er sich ausführlich mit dem Altar
beschäftigt').

Die Restaurierung hat Gelegenheit gegeben, die Möglichkeit der Anfü-
gung der Stifterfigürchen nachzuprüfen; dabei hat sich herausgestellt, daß diese
aus dem selben Stück Holz wie die Madonnenfigur gearbeitet sind, eine nach-
trägliche Anstücknng also nicht stattgesunden hat. Diese falsche Voraussetzung
hat Häcker noch zu einer weiteren Vermutung verführt; nämlich, daß Wolf-
gang von Ahelfingen das Altargehäuse mit den Bildern Schaffners in Ulm
gekauft und wahrscheinlich die Schreinfiguren erst anläßlich der Aufstellung in
Wasseralfingen durch einen andern Künstler anfertigen und einsetzen ließ.

i) Diese Schrift, gemeinsam non Otto Häcker und Eduard Wcngcrt verfaßt, hat das Verdienst, das
Intcreffe weiterer Kreise für die Restaurierung des Altars geweckt zu habe».

>0
 
Annotationen