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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 42.1927

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Naegele, Anton: Ein Originalbrief des Malers Konrad Huber-Weißenhorn über seine Altarbilder in Rot, OA. Laupheim, im Rahmen seines Lebens und Schaffens
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https://doi.org/10.11588/diglit.15945#0024

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Geschichte der Stadt Weißenhorn wie in einer besonderen, leider allzu kur-
zen und von württembergischen Fundorten fast ganz absehenden Broschüre
hat er dem Weißenhorner Maler ein würdiges Denkmal gesetzt, das freilich
beute nach 37 Jahren nach gründlicherem Ersatz ruft und in einer als Dokror-
differtation geplanten Arbeit des Studienassessors Georg Wolfbauer er-
wartet werden darf. Ich freue mich deshalb um so mehr, einen kleinen urkund-
lichen Beitrag aus Oberschwaben als Baustein zu diesem längst verdienten
literarischen Künstlerdenkmal liefern zu können.

In der Pfarregistratur zu R o t, OA. Laupheim, findet sich eine fast aus-
nahmsweise reichhaltige, fleißig geführte Pfarrchronik, deren älteste Aufzeich-
nungen dem Pfarrer Joseph Schmälzle (1800 — 36) zu verdanken sind. Dem
handschriftlichen Folioband ist das köstliche Dokument von Konrad Hubers
eigener Hand eingefügt, ohne desten Erhaltung und Überlieferung manche
wertvollen kunstgeschichtlichen Aufschlüsse über die trotz der Greuel mehrerer
Kirchenreftaurationen erhaltenen Kirchenschätze uns verloren wären '). Der
Brief vom 4. Mai 1805 weiß von einem mit dem damaligen Pfarrer ver-
abredeten Akkord zu erzählen, der, vom Künstler dem Direktor der Fuggerischen
Kanzlei in Oberkirchberg tags zuvor überbracht, dessen volle Zufriedenheit
gefunden habe. Darnach hatte Huber vier Altarblätter für die zwei Seiten-
altäre zu malen, zwei große in die Hauptrahmen über der Altarmensa und
zwei kleine in den oberen Aufsatz. Die beide» großen Altargemälde solle»» die
Tarife Christi und die hl. Familie darstellen und sind heute noch an ihrer alten
Stelle, ebenso die zwei kleineren Bilder im Altaraufsatz, die den sterbenden
bl. Joseph und Joachim und Anna darstellen. Für diese vier Gemälde erhielt
der Meister laut Akkord 150 fl. in drei Raten. Wahrscheinlich wollte er auch
in die zu übersendenden „Blindrahmen für die Antipendien" Bilder malen.
Aus der Unterschrift erfahren wir eine dem Künstler zuteil gewordene Auö-
zeichnnng seitens des Fürsten von Ottingen (Wallerstein?), er unterschreibt
in dem des Siegels beraubten Doppelblatt (Oktavformat) als „Fürstlich
oetting(ischer) Hofmahler". Während daö Hochaltarbild einer der vielen Um-
gestaltungen der einst in köstlicher Barockansstattung unter Pfarrer Futterer
>718 erneuerten Kirche zum Opfer gefallen ist, mußten die Huberschen Ge-
mälde nur die Rahmen mebrmals wechseln bis zur jüngsten „Zurückrestaura-
lion" im Neubarock. Auf dem linken Seiten altarblatt sehen wir
Maria mit dem Jesuskind auf dem Schoß an einem Tische sitzend, der ein
Körbchen mit Blumen und Früchten trägi; Rosen liegen am Boden. St. Jo-
seph steht andächtig vor den beiden heiligsten Personen, die Säge vor sich am
Boden. Engelköpfchen füllen die obersten Räume über der Gruppe. Anmut
und Frömmigkeit spricht aus den, Bilde, das in fast erloschener Schrift die
Signatur: „Conrad Huber Weißenhorn" zeigt. Besonders in der Madonna
ist der Einfluß Rafaels wie bei den späteren Nazarenern zu erkennen. Restau-
ration und hoher Standort lassen an dem Bildchen des sterbenden hl. Joseph
im Altaraufsatz keine besondere Eigenart erkennen.

") Ich verdanke de» Einblick in die Pfarrchronik H. Pfarrer Morgenröter in Rot anläßlich eines
längeren gastlichen Anfentbalts im Fnggerbans Rot Ende 1926.

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