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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 42.1927

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Naegele, Anton: Aus dem Leben und Schaffen eines schwäbischen Künstlers in Rom: zum Gedächtnis des 100. Geburtstages des Bildhauers Prof. J. v. Kopf (1827 - 1903)
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https://doi.org/10.11588/diglit.15945#0044

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ehrt werde wie der Künstler von gestern, muffe ein großer Künstler sein. Eine
ebenso auffallende als selbstverständliche Konsequenz finden die genannten
Kritiker in Kopfs Aufstieg zur Höhe vom Bauernsohn und Ziegelformer zum
Bildhauer, die vielbewunderte Logik des Lebensschicksals, die aber ein männ-
licher Wille im Geleit einer wunderbaren künstlerischen Naturanlage stets zu
meistern verstanden. Auch in des Bildhauers Selbstbiographie, wo wir ihn
nüt gleicher Meisterschaft den Griffel der Klio wie sonst den Meißel führen
sehen, erscheint das Werden fast intereffanter als das Gewordene, zumal wir

Abb. 1: Joseph Kopf (1849) nach Zeichnung von Lang-waldsee

heute nach dem Schwinden so manchen Firnisglanzes in jenen obersten Gesell-
schaftsschichten seiner Modelle nicht mehr alles so bewunderungswürdig finden
können. Wie ein lauterer Bergquell sprudelt die Naturanlage in dem zum
Künstler berufenen Bauernbuben, der am IO. März 1827 zu Unlingen
bei Riedlingen a. D. geboren ist. Die Natur in Feld und Wald am Fuß des
Schwabenbergs Buffen im oberen Donautal war sein Hauptlehrmeister lange
Zeit; in der harten Lebensschule wuchs die Wurzel, kümmerlich genährt durch
bildliche Vorlagen aus Pfarrers und Lehrers Stichen und Zeichnungen und
aus Vaters Tabaköpäckchenbildern. Fern de» Bildungsgelegenheiten der heu-
tigen Zeit lag das Heimatdorf mit dem Lorenzenhof, dem stattlichen, heute
mit einer Gedächtnistafel gezierten Geburtshaus Joseph Kopfs.

Der Lehm der väterlichen Ziegelei in H e d e l b e r g, OA. Waldsee, bot dem
Achtjährigen das erste Material der Plastik und weckte die Lust am Formen.
Wirtschaftliche Nöten, mangelndes Verständnis für des Knaben Anlagen,

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