Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Hinweis: Ihre bisherige Sitzung ist abgelaufen. Sie arbeiten in einer neuen Sitzung weiter.
Metadaten

Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 42.1927

DOI Heft:
2. Heft
DOI Artikel:
Naegele, Anton: Die Generalversammlung des Kunstvereins der Diözese Rottenburg in Schwäb. Gmünd und die Ausstellung von neuzeitlicher Gmünder christlicher Kunst
DOI Artikel:
Naegele, Anton: Eine neue Holbeinsche Monstranz
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.15945#0073

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Lautlingen jahrzehntelang getragen. Er hat auch bei der öffentlichen, gut besuchten Haupt-
versammlung des Vereins einen Lichtbildervortrag über Gotik und Heilig-Kreuzkirchen-
plastik übernommen, der von ebenso tiefgehendem als warmherzigem Kunstverständnis zeugte.
Professor Dr. Rohr sprach dem Redner sowie dem >uit der Hauptlast der Vorbereitungs-
arbeiten für Tagung und Ausstellung betrauten Herrn Professor Dr. Nägele, den Förde-
rern der Veranstaltung: Stadtbaurat Schneider, Oberbürgermeister Lüllig, Fachschul-
direktor Klein, Kustos Keck, Dekan Ummenhofer u. a. den gebührenden Dank aus,
ebenso dem bisherigen Redakteur" des „Archivs für christliche Kunst", Stadtpfarrer Weser
in Söflingen-Ulm, und dem Kassier des Vereins, dessen Mitgliederstand zur Zeit 426
beträgt, Herrn Vikar Scheel in Stuttgart. In pietätvollen Nachrufen wurden die Ver-
dienste des hochfcligen Bischofs um den Diözefankunstverein und um das Kunstlcbcn der
Diözese Rottenburg sowie seines ehemaligen Vikars in Cannstatt, Effingcr, gewürdigt.
Was sonst noch den anwesenden Mitgliedern, deren geringe Zahl auf der 16. Generalver-
sammlung in Stuttgart 1919 Prälat K. Kümmel seinerzeit beklagte, den Gönnern und
Gästen bei dieser Gmünder Tagung geboten wurde, steht im Zusammenhang mit der
Münsterfeie r vom Sonntag und Montag und ist auf anderen Blättern zu lesen
gewesen. Mögen reiche Anregungen für Pflege des Schönen in Gotteshaus und Gottesdienst
aus der letztjährige» Diözesankunstvereinsversammlung hervorgehen und bis zur nächsten,
hoffentlich nicht ins nächste Jahrzehnt verschobenen Tagung wachsen und gedeihen zur Ehre
Gottes und zur Zierde des Hauses Gottes!

Eine neue ßjolbeinsche jHlonflrsnj.

Ein Gmünder Goldschmied mit dem hochklingenden, auf den großen Augsburger zurück-
weisenden Namen Holbein hat soeben eine Monstranz geschaffen, die sich würdig den
übrigen, meist profankünstlerischen Schöpfungen des bewährten Meisters anreiht. Ihrer
Bestimmung für eine Schloßkapclle entsprechend zeigt die Monstranz von
Albert Holbein in Aufbau, Metallverwendung und Zierat vornehme Gediegenkeil,
aristokratische Noblesse trotz geringen Umfangs (48 cm Höhe). Das verarbeitete
Silber überzieht dank besonderer Vergoldungstechnik dauerhaftes hellgelbes Gold, der
massive Fuß ist der Schwere halber gegossen und dann ziseliert mit einfachem Ornamenr.
Den Übergang zum Ostcnsorium bildet eine für Monstranzen selten nachweisbare Zierar:
das apokalyptische Buch mit den sieben Siegeln, darauf das Lamm, gegossen und montiert.
Die herzförmige Lunula schließt ein schmaler Elfenbeinkranz mit feinen aufgenieteten
Drahtornamenten ab, was zweifellos die Wirkung der Lichtreflexe zu erhöhen geeignet ist.
Der Strahlenkranz bildet abwechslungsreichen Hintergrund, solide gearbeitet und „ver-
bödnet"; Flammen lodern an seinem Fuß. Selbst die Rückseite ist sorgfältig behandelt, wie es
in besseren Zeiten von Kunst und Handwerk in Stein und Holz und Metall üblich war
und des höchste» Geheimnisses des Glaubens durchaus würdig ist. Zarter Filigranschmuck
legt sich auf und um die Lunula und die Hoftienklammer ziert außer Filigran rückwärts
ein Edelstein. Auch der Stifter will in demütigem Glauben und gläubiger Demut vor dem
mysterium kicke! zurücktrete»; sinnreich ist der Wappenschild durchaus organisch auf der
Rückseite zwischen Buchnodus und Lunula angebracht. Für solide, gediegene Arbeit ohne
die für Profankunst geeigneteren, mit Recht oder Unrecht so genannten prickelnden Reize
kann die Holbeinschc Werkstatt längst Bürgschaft leisten. Auch diese auf anderen Gebieten
altbewährte Gmünder Firma verdient mehr als bisher in der engeren Heimat für kirchlicke
Aufträge empfohlen zu werden. N.

68
 
Annotationen